Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas Brandhorst страница 67
Ich seh' mich um. In der Vorratskammer hol' ich mir 'n paar Lampen, Treibstoff für 'n Feuer und eine vorgeröstete Killerrobbe, tiefgekühlt vom Eis. Guckt ziemlich überrascht aus dem verkohlten Pelz, das Viech. Hatte sich den Tag, als sie es erwischt hat, wohl anders vorgestellt. So eher was wie: »Ich Jäger, ihr Beute!«. War zu dumpf, um sich vorzustellen, dass man den Spieß umdrehen kann. Na ja, das hat sie jetzt davon. Nicht lang, und es duftet nach Braten. Ist zu viel für die Schläfer. Wenn du langschläfst, kriegst du 'nen Monsterhunger, ohne dass du's merkst. Hunger auf Futter, Hunger auf Haut. Es knirscht, als die Schläfer anfangen, sich zu rühren. Shon guckt besorgt drein. »Mach dir keinen Kopf«, beruhig' ich ihn. »Ist nur die Eisschicht, die sich um sie gelegt hat. Sie platzt ab.« Ich sag' Shon nichts von den Toten. Geht nicht immer gut mit dem Schlafen. Gibt Leute, die wachen nie mehr auf. Meistens Zweite und Dritte, ist aber auch schon Vierten passiert.
Dann wacht die erste Schläferin auf. Ist die Frau, besser das Mädel, das wir zuerst gefunden haben. Süße Schnucke, Spezialist. Ganz tief in den Höhlen liegende Augen, richtig schön winzig. Blitzen nur auf, wenn sie, na ja, scharf ist. Wie in dem Moment. Sie schlägt die Augen auf und schaut mich gierig an. Denkt an das eine von beiden, an das jeder Flakie nach dem Schlaf denkt.
DOLSON: Du auch, als du hier aufgewacht bist?
YUN: Schön wär's. Euer Kahn ist uncold abtörnend, Mann. Ist aber besser so, wär' ja eh keine Flakie hier zum ... du weißt schon. Und um es mit Terranern ... na ja, man soll nie nie sagen, aber ist hoffentlich noch lang hin, bis ich so ausgehungert bin.
Ist auch egal. Sie ist drauf und dran, mich zu vernaschen, da sieht sie Shon und schreit wie 'ne aufgespießte Robbe. Kann gerade noch verhindern, dass sie sich auf Shon stürzt, um ganz andere Sachen mit ihm anzustellen.
»Was macht der Terraner hier?«, brüllt sie.
»Er ist ein Freund!«, brüll' ich zurück. »Ein Freund.«
Sie windet sich wie blöd, um aus meinem Griff zu kommen, aber ich geb' nicht nach. Ruf' immer nur »Ein Freund! Ein Freund!« Irgendwann wirkt's. Vielleicht fehlt ihr auch nur die Kraft. Jedenfalls gibt sie nach. »Cold«, sag' ich. »Cold bleiben.« Inzwischen ist der Rest der Schläfer aufgewacht, glotzen mich und das Mädel an. Und Shon. Ein halbes Dutzend Vierte. Wenn sie sich auf Shon stürzen ... null Chance für mich und ihn. Sie glotzen blöde, reiben sich den Schlaf aus den Augen. Ich kapier', dass ich was tun muss, sonst ...
Mir kommt 'ne Idee. »Er ist kein Terraner!«, brüll' ich. »Er ist ... er ist Xeno-Ethnologe!« Bin stolz wie ein Eisschnitzer auf seine erste Skulptur, dass ich das Wort hingekriegt hab'. Weiß immer noch nicht, was es bedeutet, aber es klingt fremd, anders. Nicht nach Terraner. Und das ist, was ich gebraucht hab'.
»Xeno... was?«, sagt das Mädel. Guckt immer noch skeptisch, aber immerhin brüllt sie nicht mehr.
»Xeno-Ethnologe«, hilft Shon aus.
»Nie von gehört. Was für ein Volk soll das sein?«
»Ein ... ein kleines Volk. Wir Xeno-Ethnologen sind unscheinbar, wir leben sozusagen an den Rändern. Dort, wo sonst keiner hin will. In den abgelegenen Gebieten von abgelegenen Welten von abgelegenen Systemen. Meistens nehmen die Leute keine große Notiz von uns, und das ist uns recht. Denn, wenn sie uns bemerken, bedeutet das meistens Ärger. Die Leute verstehen uns nicht. Sie misstrauen uns. Manchmal schlägt ihr Misstrauen in Angst um, dann müssen wir Xeno-Ethnologen sehen, dass wir wegkommen. Dabei wollen wir nur dabei sein. Ihnen zuhören, an ihrem Leben teilhaben, so gut es geht. Aber nie ganz, denn unsere Freiheit geht uns über alles. Und manchmal, nach Jahren oft, kommen wir zusammen. So ähnlich wie ihr in den Katakomben, nur, dass wir unsere Treffen Tagungen nennen. Dann tauschen wir uns aus, genießen es, von unsereins verstanden zu werden, bevor wir wieder weiterziehen. Denn das ist das Einzige, was wir nicht können – bleiben und Wurzeln schlagen.«
Mann, was ein Vortrag! So ist Shon. Steht da wie 'n Häufchen Elend, der gute Mann, und du hast Angst, dass er gleich umkippt, und plötzlich quatscht er los und hört nicht mehr auf, bis dir die Ohren überhitzen. Und wenn du Glück hast, kapierst du sogar die Hälfte. Aber nie alles. Was, verflucht noch mal, sind Wurzeln? Und das ganze andere Zeug, von dem er erzählt. Niemand hat ihn danach gefragt ... aber irgendwie, ich weiß nicht. Bin richtig gerührt. Mir wird warm im Magen. Würd' am liebsten zu ihm gehen und ihn umarmen.
Geht nicht nur mir so. Die frisch Aufgewachten glotzen plötzlich so verträumt durch die Gegend, als würden sie noch tief schlafen. Und das Mädel – sie heißt Arcelia, wie sich später rausstellt –, hat plötzlich ganz feuchte Augen. Sie schluckt. »Das ... das klingt fast wie das Leben, das wir Vierten führen.«
Und in dem Moment kapier' ich. Klar, deshalb ist mir so komisch. Deshalb kann ich so gut mit Shon. Ist als Terraner geboren, ist aber keiner mehr, auch wenn er so hässlich wie einer ist. Cleveres Mädel, Arcelia. Hat bei Shon von Anfang an durchgeblickt, nicht so wie ich. Und als Shon schlafen musste – muss er ja ständig mit seinen Terranergenen – haben wir keine Zeit verloren und unsere Häute aneinander gerieben. Colde Sache gewesen. Die coldste überhaupt, die ich je mit einem Mädel hatte. Schade, dass nichts Größeres draus geworden ist.
DOLSON: Ihr habt euch gestritten?
YUN: [Schüttelt den Kopf.] Nein, hatten wir keine Zeit zu. Wenn Shon wach war, waren wir alle mit Erzählen beschäftigt, und wenn er schlief ... das weißt du ja schon. Und als wir mit dem Erzählen fertig waren, mussten wir schon los. Uncold, aber was soll's.
DOLSON: Wie war noch einmal ihr Name?
YUN: Arcelia. Wieso fragst du?
DOLSON: Nun, vielleicht kann ich dir helfen. Ich kann dafür sorgen, dass du Zugriff auf die Daten der Evakuierungsflotte bekommst. Im Augenblick ist die Lage noch unübersichtlich, die Schiffe sind über eine Vielzahl von Sektoren verstreut, aber sobald sich die Dinge beruhigt haben, bin ich sicher, dass du ...
YUN: Mach' dir keine Mühe, Spezialist.
DOLSON: Das ist doch keine Mühe. Ich helfe dir gern.
YUN: Das glaub' ich dir. Ehrlich. Ob du's mir glaubst oder nicht. Aber es hat keinen Zweck, nach Arcelia zu suchen.
DOLSON: Ich glaube, das siehst du zu schwarz. Ich habe nicht viel von ihr gehört, aber sie scheint mir eine äußerst aufgeweckte junge Frau zu sein. Sie hat die Gelegenheit, Flake rechtzeitig zu verlassen, sicher nicht verstreichen ...
YUN: Sie hat. Arcelias Schlaf hatte erst vor ein paar Tagen angefangen, als ich sie geweckt hab'. Sie hat sich wieder schlafen gelegt, kaum, dass Shon und ich gegangen waren. Sie hat nichts von dem mitgekriegt, was danach passiert ist. Hat so fest geschlafen, dass die Welt hätte untergehen können, ohne dass sie's mitkriegt. Ging nicht anders, so'n Dauerhautreiben kostet dich 'ne Menge Kraft. Und ich hab's nicht gepackt, sie zu retten. Hatt' keine Zeit für sie, war ja damit beschäftigt, ganz Flake zu retten.
DOLSON: Das ... das ist furchtbar, Yun. Ich ...
YUN: Schon gut. Uncolde Sache. Aber ich sag' dir eins: Gibt Schlimmeres, als im Schlaf zu sterben, nachdem du noch mal richtig die Häute aneinander gerieben hast. Wenn ich da an Felton denk' ... hätt' fieser kommen können