Fettnäpfchenführer Kanada. Sophie von Vogel

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Fettnäpfchenführer Kanada - Sophie von Vogel Fettnäpfchenführer

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dabei hat, straffällig oder ansteckend krank ist? Sie ist schließlich weder kriminell noch schleppt sie die Pest ein. Und selbst wenn – wer kreuzt da schon Ja an?

      Gedankenlos füllt sie das Formular schnell aus, um dann weiter den faszinierenden Blick aus dem Flugzeug zu genießen. Jetzt ist sogar schon eine große Stadt in Sicht. Ja, das muss Montréal sein. Einige riesige Hochhäuser und in der Mitte ein enormer grüner Hügel. Wie seltsam, mit all dem Wasser drum herum sieht es fast so aus, als wäre Montréal eine Insel.

      Zwanzig Minuten später betritt Mareike zum ersten Mal nordamerikanischen Boden. Mit steifen Beinen, aber voller Vorfreude strebt sie in Richtung Ausgang. Sie möchte möglichst schnell zum Gepäckband. Hoffentlich ist ihr Koffer sicher mit angekommen. Vor allem jetzt, wo alles für ein Jahr darin verstaut ist.

      Doch zunächst einmal findet sie sich in einer riesigen Halle wieder, durch die sich eine lange Schlange von mehreren Hundert Menschen windet. Bevor man an sein Gepäck kommt, muss man erst mal durch den Zoll. Zu ihrer Überraschung kommt sie relativ schnell vorwärts. Nach 20 Minuten ist sie bereits an der Reihe. Mit ihrem schweren Rucksack geht sie auf den Zollbeamten zu und reicht ihm ihren bordeauxfarbenen Pass.

      »Hello. Bonjour. How are you? Ça va?« – Hallo. Wie geht’s?, fragt der Beamte sie freundlich.

      »Very good. Très bien« – Sehr gut, antwortete Mareike.

      Wie toll, dass man hier gleich zweisprachig begrüßt wird! Der nette Zollbeamte stellt viele Fragen, die Mareike zunächst alle fröhlich beantwortet: Ob sie zum ersten Mal in Kanada sei, was sie vorhabe, was sie sehen wolle und so weiter. Langsam werden ihr die Fragen aber doch zu persönlich. Wo sie wohnen werde, woher sie die Vermieterin kenne, wie viel Budget sie für die Reise habe – ungewöhnlich, diese Fragerei. Zu guter Letzt soll sie das Formular aus dem Flugzeug zeigen.

      Himmel, das hat sie ja ganz vergessen! Fiebrig kramt sie in ihrer viel zu großen Handtasche herum, bis sie es endlich etwas zerknüllt zwischen zwei Äpfeln und einem alten Käsebrot findet. Missbilligend blickt der Zollbeamte auf das Chaos in ihrer Tasche.

      »Sie haben angekreuzt, dass Sie keine frischen Lebensmittel mitgebracht haben, Miss. In Ihrer Tasche befindet sich aber Obst. Haben Sie sonst alle Fragen wahrheitsgemäß beantwortet?«, fragt er streng.

      Eingeschüchtert nickt Mareike. Was für ein Wirbel wegen zwei Äpfeln!

      »Sie haben also keinen der hier aufgelisteten Gegenstände bei sich?«

      »Sicher, ich habe 10.000 kanadische Dollar, einen Kanarienvogel und sieben Maikäfer bei mir.«

      Mareike findet diese Prozedur furchtbar albern. Der Grenzbeamte scheint das Ganze nicht so witzig zu finden, schaut sie ungeduldig an und sagt: »Ich bitte Sie, meine Frage zu beantworten. Führen Sie einen der aufgelisteten Gegenstände nach Kanada ein?«

      »Nein.«

      Sie will es nicht auf die Spitze treiben. Kopfschüttelnd macht der Beamte eine Notiz auf Mareikes Formular, gibt es ihr zurück und schickt sie weiter in ein anderes Büro, vor dem schon eine lange Menschenschlange wartet. Wann darf sie nur endlich ihren Koffer abholen? Nach einer gefühlten Ewigkeit bekommt sie ihr Arbeitsvisum in den Pass getackert und darf sich Richtung Gepäckband begeben. Dort tuckert auch schon ihr Koffer gemütlich im Kreis. Froh, endlich das Bürokratische hinter sich zu haben, zerknüllt Mareike ihr Formular aus dem Flugzeug und pfeffert es in einen Mülleimer.

      Ihren Koffer zerrt sie mühsam vom Gepäckband und begibt sich Richtung Ausgang. Sie will endlich kanadische Luft schnuppern!

      Mit federndem Schritt strebt sie auf die Tür am Ende eines langen Ganges zu. Gleich ist sie draußen – gleich ist sie wirklich in Kanada!

      »Your declaration card, please.« – Ihre Zollkarte, bitte.

      Schon wieder steht ein uniformierter Mann vor ihr und versperrt ihr den Ausgang. Er wedelt mit einem Formular, wie sie es eben beim Zollbeamten vorgezeigt hat. Muss sie das etwa hier abgeben? Oh nein – das liegt doch im Mülleimer!

       Was ist diesmal schiefgelaufen?

      Mareike litt etwas unter dem langen Flug. Die Sitze in der Economy-Klasse sind nach sechs bis sieben Stunden Flug immer unbequem. Auch wenn sie sich beim Aufwachen erschreckt hat, hatte sie im Flugzeug zum Glück keine anstrengenden Sitznachbarn. Die Mutter und ihr Sohn waren ein schönes Beispiel für die kulturelle Vielfalt Montréals und Kanadas insgesamt. Der kleine Junge ist südamerikanischer Herkunft. Die Mutter ist eine Québécoise und sprach Französisch mit ihrem Sohn, allerdings mit dem starken Akzent Québecs. Daher verstand Mareike auch nicht viel, weil sie daran noch nicht gewöhnt ist. Zu den sprachlichen Eigenarten des Französisch in Québec später mehr.

      Dass der lange Flug sie doch angestrengt hat, merkte Mareike beim Zoll, den hatte sie unterschätzt. Wenn viele Flugzeuge gleichzeitig ankommen, kann es an großen Flughäfen wie in Montréal zu beeindruckenden Schlangen kommen. Da der Zoll jedoch meistens sehr gut organisiert ist und etwa in Montréal bis zu 16 Beamte gleichzeitig an den Schaltern sitzen, geht es schnell voran. Die Fragen des Zollbeamten hat Mareike als indiskret empfunden. Es waren jedoch alles nur Fragen, um festzustellen, ob man illegal arbeiten wird, genügend Geld für die Reise hat, Krankheiten mitbringt oder Kanada sonst irgendwie zur Last fallen könnte. Die Einfuhr von Obst, Gemüse, Pflanzen und Fleisch unterliegt strengen Auflagen. Hier sollte man sich am besten vor der Reise über die aktuellen Modalitäten informieren.

      Die declaration card, das Formular für die Einreise nach Kanada, erhält man in der Regel von den Flugbegleitern im Flugzeug. Am Flughafen liegen aber auch noch welche aus, sodass man sich keine Sorgen machen muss, wenn man sich verschrieben hat. Es wird zunächst beim Zollbeamten vorgezeigt, der verschiedene Fragen stellt und dann für den internen Gebrauch eine Notiz auf dem Blatt macht. Erst ganz am Schluss, wenn man bereits sein Gepäck abgeholt hat und auf dem Weg nach draußen ist, wird es eingesammelt. Hier kann es auch passieren, dass die Koffer kontrolliert werden.

      Montréal ist übrigens tatsächlich eine Insel und heißt daher auch Île de Montréal. Die Stadt liegt für den Handel strategisch hervorragend dort, wo Ottawa River und Sankt-Lorenz-Strom zusammenfließen – diese Lage ist auch der Grund für den früheren Reichtum der Region. In der Mitte der Stadt thront der Mont Royal, eher ein Hügel als ein Berg, der die grüne Oase der Stadt ist und dem sie ihren Namen verdankt.

       Was können Sie besser machen?

      Da die First Class oft unerschwinglich ist, muss man sich mit den engen Sitzen und dem wenigen Fußraum arrangieren. Gut für den Kreislauf und hilfreich gegen Thrombose ist es, während des Flugs ab und zu aufzustehen und sich die Beine zu vertreten.

      Möchte man seinen Sitz auswählen und sich über alle seine Vorund Nachteile informieren, kann man dies vor der Flugbuchung auf speziellen Internetseiten wie www.seatguru.com tun.

      Die kanadischen Grenzbeamten sollte man schon ernst nehmen, auch wenn sie entspannter sind als die meisten ihrer US-amerikanischen Kollegen. Die Fragen zum Budget und zum Grund des Aufenthalts betreffen allesamt Themen, über die man sich ohnehin vor Reiseantritt Gedanken machen sollte: Wie viel Budget benötigt man für die Reise, braucht man eine zusätzliche Krankenversicherung, beeinträchtigt ein gesundheitliches Risiko die Reise? Das besagte Formular muss man natürlich wahrheitsgemäß beantworten, in der Regel ist das aber eine

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