Fettnäpfchenführer Kanada. Sophie von Vogel

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Fettnäpfchenführer Kanada - Sophie von Vogel страница 7

Fettnäpfchenführer Kanada - Sophie von Vogel Fettnäpfchenführer

Скачать книгу

am besten fährt man nur auf den gekennzeichneten Radwegen. Die meisten Radfahrer sind eher auf sportlichen Rädern unterwegs und tragen Helme. Hollandräder sind eine Rarität, mutieren aber gerade zum Liebhaberobjekt für junge Leute und werden aus den Niederlanden und Dänemark importiert.

      Verkehrssicherheitsregeln gibt es noch wenige. Daher wird man auch nur selten angehalten, wenn man bei Dunkelheit ohne Licht fährt. Das sollte man aber aus Sicherheitsgründen trotzdem nicht tun. Falls man längere Zeit in einer kanadischen Großstadt bleibt, lohnt es sich, zum Beispiel auf www.craigslist.com oder www.kijiji.ca nach einem günstigen gebrauchten Rad zu suchen, das es oft schon ab 60 Dollar zu kaufen gibt.

      Eine Alternative für diejenigen, die lieber spontan auf ein Rad zurückgreifen, sind die BIXIs. Diese Leihräder sind in Montréal in der ganzen Stadt an solarbetriebenden Andockstationen zu finden. Bereits mehr als 40.000 Einwohner nutzen dieses Angebot. Das Konzept ist so erfolgreich, dass es nach Toronto, Ottawa und London exportiert wurde.

      5

       WARUM STINKT ES HIER SO?

       VON CÉLINE DION UND MAISKOLBEN

      »Tu connais Shania Twain?« – Kennst du Shania Twain?, fragt Maude als Mareike und sie gemeinsam beim Abendessen sitzen. »Über sie kommt gleich ein Spezial auf CBC. Hast du Lust, das mit mir zu sehen?«

      »Klar.«

      Mareike kennt noch kaum Leute in Montréal und ist froh, dass Maude sich ab und zu um sie kümmert. Die Sängerin Shania Twain ist zwar nicht gerade ihr Lieblingsstar, aber man soll sich ja auf andere Kulturen einlassen. Gemütlich schlurft sie Richtung Fernseher ins Wohnzimmer, aber Maude sprintet schon die Kellertreppe runter und ruft: »Hier unten, Mareike!«

      Tatsächlich – unten im Keller steht ein zweiter Fernseher und Mareike fällt erst jetzt auf, dass sie Maude eigentlich noch nie oben beim Fernseher gesehen hat. Das Sofa hier unten ist noch gemütlicher als das oben und der Fernseher noch größer. Ansonsten ist vieles aber wie in einem ganz normalen Keller: Skier warten an die Wand gelehnt auf den nächsten Winter, ein völlig überfülltes Bücherregal staubt vor sich hin und eine riesige Gefriertruhe brummt leise in der Ecke. Das Programm beginnt und Mareike ist überrascht, wie schnell es wieder von Werbung unterbrochen wird. Im Schnitt werden alle zehn Minuten Werbespots gezeigt! Maude zappt durch die Sender. Auf dem nächsten Kanal läuft ein Musikvideo von Céline Dion.

      »Sie singt auf Französisch! So was ... hat die nicht das Lied zu dem Film ›Titanic‹ gesungen, und zwar auf Englisch?«, ruft Mareike erstaunt.

      Maude reagiert gespielt pikiert.

      »Aber Mareike, das ist unsere Céline! Céline stammt doch aus Québec! Ihre ersten Lieder waren alle auf Französisch! Erst später hatte sie den großen Erfolg in den USA.«

       KANADISCHE FERNSEHKULTUR

      In Kanada findet man Fernsehsender in den verschiedensten Sprachen. Die größten sind aber natürlich die englisch- und französischsprachigen Sender:

      CBC – ein öffentlich-rechtlicher Sender, der kanadaweit auf Englisch sendet. Er wird von der Canadian Broadcasting Corporation betrieben, die neben verschiedenen englisch- und französischsprachigen Radio- und Fernsehstationen auch regionale Sender in den Sprachen der First Nations betreibt.

      CTV – ein privater englischsprachiger Sender von Bell Media, den man fast überall in Kanada empfangen kann.

      Radio-Canada – ein öffentlich-rechtlicher Sender, der zur Canadian Broadcasting Corporation gehört und auf Französisch sendet.

      TVA – ein privater, französischsprachiger Sender aus Québec, den man in ganz Kanada empfangen kann und der zu Quebecor Media gehört.

      »Da fällt mir was ein! Magst du Mais, Mareike?«, fragt Maude plötzlich völlig unvermittelt.

      Mais? Den isst Mareike eigentlich nie. Füttert man mit Mais nicht nur Tiere?

      »Ja, klar!«, antwortet sie aus Höflichkeit.

      »Gut, jetzt ist nämlich genau die richtige Zeit für guten Mais! Ich habe zwei frische Kolben oben.«

      Und damit verschwindet Maude ein Stockwerk höher in die Küche.

      Als Maude wieder neben ihr auf dem Sofa sitzt, beginnt es plötzlich bestialisch zu stinken. Dezent blickt Mareike zu Maude und fragt sich, ob die den Gestank auch bemerkt. Aber Maude scheint nichts Ungewöhnliches zu riechen. Bildet Mareike sich das etwa ein? Uuh, langsam wird es unerträglich. Wie faule Eier. Wo kommt das nur her? Aus dem Bad? Nein. Vergammelt hier irgendetwas hinter dem Sofa? Auch eher unwahrscheinlich. Aber woher kommt der Gestank dann? Da weiß Mareike es: Es muss der Mais sein! Der Mais, den sie essen soll! Nach einer Weile steht Maude auf, schließt das Kellerfenster und dreht die Klimaanlage auf.

      Ein paar Minuten später ist der Gestank weg, doch Mareike hat ihn noch in der Nase, als Maude wenig später mit zwei dampfenden Maiskolben in der einen und einem Topf Butter in der anderen Hand die Treppe herunterkommt – seltsam, jetzt riechen die Maiskolben eigentlich ganz gut. Trotzdem ekelt Mareike sich. Und wie soll sie den riesigen Kolben denn essen? Maude hat das Besteck vergessen und anfassen wird Mareike das Ding bestimmt nicht, wenn es die Luft im ganzen Haus verpesten konnte. Schnell flitzt Mareike die Treppe rauf und holt Messer und Gabel aus der Schublade. Maude verfolgt das Ganze mit Erstaunen. Zurück im Keller ergibt sich Mareike seufzend ihrem Schicksal – wäre sie doch nur nicht so höflich! Zögerlich beginnt sie, mit Messer und Gabel den Maiskolben zu schneiden. Da prustet Maude los und nimmt ihr das Besteck aus der Hand.

       Was ist diesmal schiefgelaufen?

      Maudes Begeisterung für Maiskolben konnte Mareike erst nicht nachvollziehen. Aber natürlich handelt es sich dabei nicht um den bei uns bekannten Futtermais, sondern um Zuckermais, der viel zarter ist und von August bis Oktober geerntet wird. Besondere Sorten werden auch als Baby-Mais geerntet und zumeist zu mixed pickles verarbeitet. Besteck braucht man bei Maiskolben nicht: Man isst sie mit den Händen. Und dabei darf man sich sicher sein, dass die Finger danach nicht stinken. Was Mareike im Keller gerochen hat, war nicht der Mais im Ofen, sondern ein Stinktier.

      Wilde Tiere stellt man sich als typisch für Kanada vor. Nur vergisst man leicht, dass es sie durchaus auch in kanadischen Städten gibt. Vor allem in den Vororten der Großstädte machen sich nachts zum Beispiel Stinktiere gerne zu schaffen: Das Stinktier ist ein Allesfresser und durchwühlt auf der Suche nach etwas Essbarem mit Vorliebe Haushaltsabfälle. Wenn Stinktiere Angst bekommen, verströmen sie ein Sekret, das Feinde abschrecken soll. Und bei dem Gestank tut es das sicher auch! Sie zielen meistens auf das Gesicht des vermeintlichen Angreifers und können bis zu einer Entfernung von sechs Metern treffen.

      Eine andere weit verbreitete Spezies sind die Waschbären, die ebenfalls gerne Mülltonnen plündern. Sie können sehr gut klettern und springen und verstecken sich tagsüber in Bäumen, auf Dachböden oder in der Kanalisation. In den etwas abgelegeneren Provinzen kann es in kleineren Orten auch durchaus vorkommen, dass sich Elche, Luchse, Siebenschläfer oder Bären in Siedlungen verirren.

      Die

Скачать книгу