Fettnäpfchenführer Kanada. Sophie von Vogel
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Québec Winter Carnival, Québec City: Es bringt nichts, die Kälte zu bekämpfen, müssen sich die Bewohner Québecs gedacht haben. Wir feiern den Winter! Und so findet jeden Januar/Februar der weltweit größte Winterkarneval statt.
Angst muss man in der Innenstadt übrigens in der Regel nicht haben. Aufpassen sollte man aber schon und keine dunklen oder besonders einsamen Wege wählen. Die Cafés sind teilweise 24 Stunden geöffnet, sodass man immer auf Menschen stoßen wird. Architektonisch erinnern manche Ecken Montréals tatsächlich an New York in klein. Die Innenstadt zeichnet sich durch eine bunte Mischung von urigen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert, verschachtelten 1960er- und 1970er-Bauten und schicken modernen, teils ökologisch gebauten Hochhäusern aus. Der Geruch, der die ganze Stadt durchzieht, kommt tatsächlich vom Smoked Meat. Dazu später mehr.
Was können Sie besser machen?
Im Tourismusbüro (1255 Rue Peel) gibt es bereits Wochen vorher das sehr ausführliche Programmheft des Jazzfestivals. Es erscheint zweisprachig, auf Englisch und auf Französisch, und bietet einen hervorragenden Überblick der zahlreichen Veranstaltungen. Auch Informationen zu den kostenpflichtigen Konzerten und zu den Tickets finden sich dort. Zu den öffentlichen Veranstaltungen auf dem Place des Arts, wo oft weltberühmte Künstler auftreten, sollte man möglichst früh kommen oder in Kauf nehmen, dass man weit von der Bühne entfernt steht. Die Akustik allerdings ist auf dem gesamten Platz hervorragend.
An kleinen Ständen am Rande des Festivals kann man auch Bier erwerben. Außerhalb der abgegrenzten Bereiche dieser Verkaufsstände bzw. außerhalb des Festivalgeländes sollte man jedoch keinen Alkohol zu sich nehmen. Wird man doch einmal von der Polizei beim Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit erwischt, sollte man unbedingt höflich bleiben und versuchen, die Situation zu erklären. Manchmal gibt es aber nichts mehr zu verhandeln und man muss die Geldstrafe einfach in Kauf nehmen.
JUGENDLICHE UND ALKOHOL
Das Mindestalter für Alkoholgenuss wird von jeder Provinz selbst festgelegt. In Alberta, Manitoba und Québec darf man ab 18 Jahren Alkohol trinken. Im Rest Kanadas erst mit 19 Jahren. Aufgrund der geringen Entfernung zu den USA kommen daher oft US-amerikanische Jugendliche nach Montréal und profitieren von der niedrigeren Altersgrenze. Eben solche Mädchen hat Mareike auf dem Festival gesehen. Sofern sie 18 Jahre alt waren, durften sie also vollkommen legal Bier kaufen.
Viele Restaurants, Bars und Läden, die Alkohol verkaufen, fragen nach zwei Ausweisen: Einer muss von einer offiziellen Stelle ausgestellt sein, zum Beispiel ein Pass mit Name, Unterschrift, Foto und Geburtsdatum. Der andere muss Name und Unterschrift aufweisen, zum Beispiel eine Kreditkarte.
Wird man als Minderjähriger beim Alkoholgenuss erwischt, hat dies ernsthafte rechtliche Folgen. Die Polizei achtet sehr genau darauf, ob Minderjährigen in Bars und Restaurants Alkohol gegeben wird. Daher sind auch die Lokalbetreiber sehr streng und überprüfen meistens das Alter.
7
WENN INDIANER SO GAR NICHTS MIT KARNEVAL ZU TUN HABEN
TIPIS UND FRIEDENSPFEIFEN
Vorsichtig versucht Mareike etwas Milch in ihren Kaffee zu gießen. Die Milchpackung aber ist wie vieles in Nordamerika überdimensional groß, sodass es Mareike schwer fällt, die Balance zu halten. Und Geschicklichkeit hat auch noch nie zu ihren Stärken gezählt. Schwapp – schon breitet sich eine schöne Milchpfütze über ihren Stadtplan aus, den sie auf Maudes Küchentisch ausgebreitet hat. Mist. Schnell rettet sie, was zu retten ist, und wischt die Milch mit einem Küchenschwamm auf. Dabei fällt ihr Blick auf einige beige gefärbte Gegenden auf dem Stadtplan, am Rande von Montréal. Es sind dort keine Straßen oder Namen eingezeichnet. Lediglich ein dickes Wort prangt in der Mitte der Fläche: Réserve. Davon hat sie schon gehört! Das ist die Gegend, wo die Indianer leben! Ein Indianerdorf? So nah an der Großstadt? Müsste das nicht draußen in der Natur liegen? Seltsam. Mareike hat sich noch nie Gedanken gemacht, wo die Ureinwohner Kanadas eigentlich abgeblieben sind.
In diesem Moment klopft es an der Hintertür der Küche. Eine kleine Frau mit einem schicken braunen Kurzhaarschnitt steht vor der Tür und winkt durch das Fenster. Caroline, Maudes Nachbarin, schaut gerne mal vorbei. Sie kommt aus Vancouver, was Mareike sehr spannend findet, weil sie unbedingt noch den Westen Kanadas sehen möchte.
»I’ve made you some cupcakes, dear« – Ich habe dir ein paar Cupcakes gemacht, flötet Caroline als Mareike die Tür öffnet, stürmt in die Küche und breitet die runden Küchlein mit ihren Zuckergussund Cremehauben, auf denen Streusel und Kirschen prangen, auf dem Tisch aus.
»Ich liebe Backen. Oh, planst du eine Stadttour?«, fragt sie, als sie den Stadtplan auf dem Tisch sieht.
»Ja, ich habe mir gerade überlegt, einen Ausflug zu dem Indianerdorf zu machen.«
Carolines ratloser Blick verrät ihr, dass sie sich falsch ausgedrückt haben muss.
»Weißt du, die indians, Indianer ... die Ureinwohner dieses Kontinents«, versucht Mareike es erneut und beginnt wie ein Indianer aus Winnetou Geräusche zu machen. Carolines Blick wird immer kritischer.
»Schätzchen, das ist nicht lustig. Du solltest auf deine Wortwahl aufpassen. Wenn du magst, zeige ich dir, wie es dort aussieht. Heute ist mein freier Tag.«
Verwundert schnappt Mareike sich ihre Handtasche und folgt Caroline nach draußen.
Mit Carolines Wagen fahren sie auf der Brücke Jacques Cartier über den Sankt-Lorenz-Strom. Von hier aus ist der Blick auf Montréal unglaublich. Die Skyline mit den vielen Hochhäusern schimmert in der Sonne und wird umrahmt vom Mont Royal, der majestätisch hinter der Innenstadt thront. Unter ihnen fließt der Fluss, der hier schon ganz schön breit ist. Erst jetzt fällt Mareike auf, dass Montréals Hafen gar nicht so klein ist. Als sie eine Weile auf der Rive Sud /South Shore (so wird das südliche Ufer des Sankt-Lorenz-Stroms genannt, obwohl es eigentlich geografisch gesehen eher im Südosten liegt) vorbei an verschiedenen Vororten Richtung Südwesten gefahren sind, häufen sich mit einem Mal kleine Stände, an denen Zigaretten verkauft werden. Drei Dollar für eine Packung! Ob das legal ist? Sonst kostet eine Packung doch eher um die sechs Dollar. An einer unscheinbaren Kreuzung biegen sie rechts ab und fahren an einem Schild vorbei, auf dem »Kahnawà:ke Mohawk Nation Territory« steht. Sie kommen an einfachen Einfamilienhäusern vorbei, vor manchen sitzen gelangweilt aussehende Teenager. Einige beäugen Mareike und Caroline etwas misstrauisch. Davon lässt Caroline sich nicht abschrecken und parkt ihr Auto neben einem schmucklosen Gebäude in der Mitte des Ortes. Verwundert blickt Mareike um sich, als sie aus dem Auto steigt.
»Und wo sind die Tipis?«
Im Fernsehen in Deutschland hat sie doch gesehen, dass es noch immer Indianer gibt, die ganz ursprünglich leben. Caroline runzelt die Stirn und wirft ihr nur einen schrägen Blick zu. Gemeinsam betreten sie das große Gebäude. »Kanien’kehá:ka Onkwawén:na Raotitióhkwa – Language and Cultural Center« steht dort.
In dem liebevoll gestalteten Kulturzentrum finden die beiden eine kleine Ausstellung über die Geschichte der Ureinwohner. Caroline erklärt: »Wir sind hier auf dem Land der Kahnawake Mohawk. Das ist ein Reservat von traditionell Iroquoian sprechenden Mohawk, na ja, eigentlich korrekterweise Kanien, ein ganz alter Ureinwohner-Stamm. Zu ihnen zählen heute etwa 11.000 Menschen, die aber nicht alle in diesem Gebiet leben. Sie sprechen überwiegend