Tivaro in Gefahr. Merlin T. Salzburg
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Читать онлайн книгу Tivaro in Gefahr - Merlin T. Salzburg страница 4
»Für dich immer noch Miss!« Auf ihrem Gesicht hatte die Lehrerin die übliche Überdosis Schminke verteilt.
»Wie toll, dass ich sie als Vertretung habe!«, seufzte Tivaro und setzte ein etwas schiefes Lächeln auf. »Ich wusste gar nicht, dass Sie auch Mathe unterrichten.«
»Schön, dass du dich so freust«, entgegnete die dicke Lehrerin und schob Tivaro in den Nachhilferaum. »Setz dich irgendwo vorne hin, dann können wir gleich anfangen.« Sie nahm ein Stück Kreide und schrieb dann an die Tafel: »Present Perfect Progressive – Past Progressive«.
»Äh, entschuldigen Sie, Frau Korner. Aber das hier ist doch kein Mathe«, stellte Tivaro fest.
»Mathematik?« Miss Körner lächelte spöttisch. »Nein, Tivaro. Wir machen heute Englisch. Englisch ist doch auch viel wichtiger für dich.« Sie reichte Tivaro einen Stapel Blätter. »Hier sind alle Lektionen für die Nachhilfestunden in den Ferien. Wenn du zu Hause fleißig übst, brauchen wir samstags nur noch Tests machen.«
Tivaro seufzte und blickte missmutig auf die vielen Arbeitsblätter.
»Auf dem ersten Übungsblatt geht es um die Verlaufsformen der ‚regular verbs’. Lies dir die Tabellen gut durch. Danach sehen wir weiter.«
»Wie lange vertreten Sie denn Frau Schneider?« fragte Tivaro beiläufig.
»Bis die Ferien zu Ende sind«, gab Miss Körner zurück.
Na, das konnte heiter werden!, stöhnte Tivaro innerlich. »Und wann machen wir dann Mathe?«, wollte er nun wissen.
»Wir machen überhaupt kein Mathe, Tivaro. Ich bin Lehrerin für Englisch und wir machen Englisch, Englisch, Englisch!« Miss Körner klimperte nervös mit den Augenwimpern. Dann wandte sie sich zur Tür. »Ich muss mal eben kurz telefonieren, während du die Tabellen durchgehst.«
Tivaro kannte das schon. Entweder führte sie Endlosgespräche mit ihren Freundinnen oder sie genehmigte sich eine ihrer kleinen Zwischenmahlzeiten. Ja, stopf dich ruhig voll!, dachte Tivaro und beugte sich widerwillig über das Übungsblatt. Es dauerte gut zwanzig Minuten, bis Miss Körner wieder in den Raum zurückkehrte.
»Da bin ich schon wieder«, sagte sie kauend. »Ach, ich liebe diese Fleischbällchen«, schwärmte sie.
Selber Fleischbällchen, dachte Tivaro angewidert.
»Hast du denn kein Pausenbrot dabei?«, fragte Miss Körner.
»Für eine Stunde?«, wunderte sich Tivaro.
»Egal«, entschied die Lehrerin und steckte das Handy in ihre Handtasche. »Tja, Akku leer«, erläuterte sie kurz, leckte sich über den Daumen und schritt dann wieder an die Tafel. »Jetzt üben wir noch ein paar Beispielsätze, und in einer Viertelstunde ist auch schon wieder Schluss für heute. So wird das die nächsten sechs Wochen gehen. Ich bin sicher, wir zwei werden noch viel Spaß miteinander haben.«
Nach dem Unterricht machte Tivaro sich schleunigst auf den Heimweg, denn um eins wollte Otto da sein. Tivaro kam gegen halb eins zuhause an, als gerade das Telefon klingelte. Es war Otto. »Ich fahre jetzt los zu euch«, kündigte er sich an.
»Ja, bis gleich«, freute sich Tivaro und legte den Hörer wieder auf.
Sabrina kam in die Diele gehüpft. »Wer war denn dran?«, fragte sie neugierig.
»Das war Otto. Der fährt jetzt los.«
»Aha«, machte Sabrina nur.
»Otto bleibt auch über Nacht«, ließ Tivaro wissen.
»Also, ich finde den Otto ganz nett«, bekannte Sabrina. »Wollen wir dann auch Kniffel oder Mensch-Ärgere-Dich-Nicht spielen?«
»Du spielst mal besser mit deinen Freundinnen. Der Otto kommt heute nur mich besuchen. Mich ganz allein«, betonte Tivaro. »Männertreffen, kapiert?«
»Ach übrigens, ich war heute Morgen schon in unserem neuen Garten«, fiel Sabrina plötzlich ein.
»Im Garten«, äffte Tivaro seine Schwester nach. »Und? Erdbeeren gesät?«, fragte er scheinheilig.
»Nö, noch nicht, aber unser Garten ist ganz schön groß«, schwärmte Sabrina.
»Wie groß ist er denn so?«, wollte Tivaro wissen.
»Groß genug für alles. Federball oder Tischtennis oder ...«
»Basketball oder Fußball«, ergänzte Tivaro entzückt.
»Und es gibt auch einen Brunnen und eine coole Hütte. Die hat sogar Beleuchtung.«
»Wasser und Strom – wie geil!«, freute sich Tivaro.
»Und ich darf da auch Teeparties veranstalten«, bemerkte Sabrina.
»Super!«, sagte Tivaro ironisch. Ihm gefiel es gar nicht, dass seine jüngere Schwester so viel mit dem neuen Garten zu tun haben wollte.
»Und den Otto lade ich dann auch ein.« Sabrina lächelte vergnügt.
»Ja, geht’s noch? Jetzt mal nur so unter uns, Schwesterchen. Magst du den Otto vielleicht?«, wollte Tivaro wissen.
»Nun ja, nett ist er schon«, fand Sabrina.
»Findest du ihn jetzt einfach nur ‚nett’?«, bohrte Tivaro weiter.
Sabrina wurde rot. »Das geht dich gar nichts an!«, entschied sie.
»Tja, ich wusste es doch!« frohlockte Tivaro. »Und ich weiß auch schon genau was du willst. Du willst, dass ich den Otto mit dir zusammenbringe, oder dass ich ihn frage, ob er dich auch ‚mag’ und so. Nee, das läuft nicht.« Tivaro machte eine ablehnende Handbewegung. Dann fügte er hinzu: »Außerdem ist Otto zwei Jahre älter als du.«
»Na und, die Frau des Hausmeisters aus unserer Schule ist sogar zehn Jahre jünger als ihr Mann«, entgegnete Sabrina. Als sie gerade ihren Satz beendet hatte, klingelte es an der Haustür. Otto trat ein.
»Hi, Otto!«, riefen Tivaro und Sabrina fast gleichzeitig.
»Hi, Sabrina!« Die beiden konnten sich nur kurz grüßen.
»Na, Kumpel!«, sagte Tivaro und zog Otto sogleich an seiner Schwester vorbei und führte ihn über die Treppe in sein Zimmer.
»Es gibt Neuigkeiten«, sagte Tivaro. Als er die Tür geschlossen hatte, erzählte er seinem Freund von dem Überfall auf die Volksbank und der hohen Belohnung. Dann zeigte er Otto den Steckbrief auf seinem Computerbildschirm.
»Das ist ja spannend, Mann. Und das steht schon im Internet?« fragte Otto interessiert.
»Nein, das Bild kommt von meinem Smartphone. Das habe ich am PC angeschlossen«, sagte Tivaro nicht ganz ohne Stolz und setzte sich auf seinen Computerstuhl.
»Wieso haben die Bankräuber denn ein Taxi genommen?« fragte Otto. »War das ein richtiges Taxi?«
»Gute