Umgelegt in Chicago - Bluternte 1929: Kriminalroman. Alfred Bekker

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Umgelegt in Chicago - Bluternte 1929: Kriminalroman - Alfred Bekker

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      4

      Ich wurde von den Polizisten zu einem Ford eskortiert und musste auf der Rückbank Platz nehmen. Garnett saß neben mir.

      Quincer saß vorne rechts und fluchte die ganze Fahrt über leise vor sich hin.

      Captain Chesterfield erwartete uns in der Morgue.

      Die ganze Zeit über kreisten meiner Gedanken nur um eine Frage: Wen hatte es erwischt? Ich machte mich auf eine schlimme Neuigkeit gefasst.

      Man führte mich in einen Raum, der von einem süßlichen Geruch erfüllt war. Ein Geruch, den man nicht vergisst. Selbst ein Blinder hätte gewusst, dass er sich in der städtischen Leichenhalle befand.

      Nicht ganz das richtige Ziel für Sonntagsausflüge, aber dafür sehr viel sicherer als die Uferpromenaden, wo man sich in einem freien Schussfeld befand.

      Captain Chesterfield erwartete uns an einer Bahre. Ein menschlicher Körper hob sich unter einem weißen Tuch ab.

      „Wie geht’s, Boulder?“

      „Bescheiden.“

      „Ich hoffe, Sie haben was gegessen!“

      „Danke der Nachfrage!“

      Feinfühligkeit war nicht unbedingt die stärkste Disziplin des Police Captain. Er zog das weiße Tuch zur Seite.

      Ich sah eine aufgedunsene Wasserleiche, weiß wie die Wand und von Fischen angefressen. Tang hatte sich in ihren Haaren verfangen.

      Sie trug einen braunen Wintermantel, der sich voll Wasser gesogen hatte.

      Die blaugrünen Augen starrten mich kalt an.

      Es hatte sich noch nicht einmal jemand die Mühe gemacht, ihr die Augenlider herunterzudrücken.

      „Kennen Sie die Lady, Boulder?“, fragte Chesterfield.

      „Wie kommen Sie darauf?“

      „In ihrer Manteltasche steckte eine Visitenkarte von Ihnen.“

      „Sie wissen doch, dass ich die massenweise unter das Volk bringe, Captain!“ Ich hatte irgendwie ein Gefühl, dass es besser war, sich aus dieser Sache herauszuhalten. Wenn möglich.

      „Boulder, das hier ist kein Spaß mehr. War sie Ihre Klientin?“

      „Nein, dazu ist es nicht wirklich gekommen.“

      „Was soll das heißen?“

      „Sie nannte sich Jessica Rampell und suchte eine unauffällige Mitfahrgelegenheit nach Kanada.“

      „Ein Platz auf einem Schmugglerschiff?“

      „Ich gebe zu, dass ihr etwas Ähnliches vorschwebte.“

      „Und? Haben Sie ihr das besorgt?“

      „Natürlich nicht. Sie wissen doch, dass ich mich peinlich genau an die Gesetze halte.“

      Chesterfield lachte heiser. „Ach kommen Sie, Boulder. Sie brauchen mir gegenüber doch nicht so ein Theater vorzuführen!“

      Ich zuckte die Schultern. „Sie wollte sich noch mal bei mir melden, hat es aber nie getan. Was ist mit ihr passiert?“

      „Versuchen wir gerade herauszufinden“, erklärte Chesterfield.

      „Wir haben sie am Ufer des Lake Michigan gefunden, etwa zwanzig Meilen außerhalb der Stadt. Die Wellen hatten sie an Land gespült.“

      „Ist ziemlich einsam dort...“

      „Sie starb durch einen Schuss in die Herzgegend. Das Projektil stammt aus einer Waffe vom Kaliber 22. Jemand hat versucht, die Leiche verschwinden zu lassen und sie mit irgendeinem Gewicht beschwert, wie die Male an den Fußgelenken beweisen. Allerdings wurde das Ganze wohl alles andere als fachmännisch durchgeführt.

      Die Leiche ist wieder aufgetaucht und schließlich an Land gespült worden, wo sie von einem Spaziergänger gefunden wurde! Wenn wir das Schiff kennen würden, mit dem sie über den See übersetzen wollte...“

      „Tut mir leid. Da kann ich nicht helfen“, sagte ich bedauernd.

      „Schade.“

      „ Sie kriegen es bestimmt heraus!“

      Chesterfield verzog das Gesicht. „Lieutenant Quincer freut sich schon darauf, Sie wieder nach Hause zu bringen.“

      „Kein Protokoll?“, wunderte ich mich.

      „Die einzige Schreibmaschine unserer Abteilung kommt erst Dienstag aus der Reparatur.“

      Ich lachte. „Und Quincers Sauklaue kann niemand entziffern, was?“

      Chesterfield bemühte sich redlich, ein Grinsen zu unterdrücken.

      „So ist es.“

      „Habe ich es mir doch gedacht!“

      „Schauen Sie ab Dienstag mal bei uns vorbei, damit wir das nachholen können.“

      „In Ordnung.“

      5

      Ich hatte eigentlich gedacht, dass die Sache damit für mich erledigt sei. Aber da hatte ich mich getäuscht.

      Quincer fuhr mich nach Hause und der süßliche Leichengeruch hing mir immer noch in der Nase. Ein Geruch, der mir den Durst auf Bourbon an diesem Abend vergällte.

      Am Montag schien die Sonne.

      Noch hielt ich das für ein gutes Omen. Als ich um zehn im Büro eintraf, kam mir

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