Traumberuf Schauspieler. Ulrike Boldt

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Traumberuf Schauspieler - Ulrike Boldt

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Frage kommende Kandidaten zum Casting eingeladen, oder Produzent, Regisseur und Redakteur schauen sich deren Demobänder an.

      Schauspielagenturen hingegen betreuen nur eine kleine Anzahl von Akteuren – meist zwischen 10 und 50 Schauspieler. Schauspielagenten werden ihrerseits von den Castingagenturen angefragt und schicken daraufhin ihre Schauspieler zu einem Casting oder versenden ein Demoband des Darstellers. Wenn ein Schauspieler schließlich die Rolle bekommt, verhandelt die Schauspielagentur die Gage, prüft den Vertrag und erhält dafür in der Regel vom Schauspieler eine Provision zwischen 10 und 15 Prozent der Bruttogage.

      Eine gute Schauspielagentur ist wichtig, weil sie Kontakte zur Branche unterhält, die der Anfänger normalerweise nicht hat. Die Agentur weiß, welcher Casting Director zurzeit welchen Film besetzt, und wird versuchen, ihren Schauspielern in diesen Projekten eine Rolle zu verschaffen.

      Doch Achtung: Finger weg von einer Schauspiel- oder Castingagentur, die Geld dafür verlangt, dass sie den Interessenten in ihre Kartei aufnimmt und vermittelt. Agenturen, die sich 75 Euro dafür bezahlen lassen, dass sie Fotos vom Bewerber machen und diese ins Internet stellen, sind zum Großteil unseriös. Wenn eine Agentur auf diesem Wege mehrere hundert Schauspieler über das Internet anbietet, liegt der Gedanke nicht fern, dass sie ihr Geld allein durch die Aufnahmegebühr verdient und nicht durch die Vermittlung an Filmproduktionen.

      Eine Recherche im Internet über die Agentur ist immer sinnvoll, bevor man sich bewirbt. Bei einer Agentur, die keinen Internetauftritt vorweisen kann, ist Misstrauen geboten.

      Außerdem darf die Agentur keine Verträge anbieten, die den Klienten länger als ein Jahr ohne Kündigungsmöglichkeit binden. Provisionsforderungen über 18 Prozent sind laut der Vermittler-Vergütungsverordnung (VVVO) nicht gestattet.

       »Seriöse Nachwuchsagenturen haben immer ein Büro und schlagen ihre Zelte nicht in irgendwelchen Hotels auf. Man muss bei einer seriösen Agentur nichts für die Aufnahme in die Kartei bezahlen, und eine gute Agentur achtet auch sorgfältig darauf, dass die Kinder nicht verheizt werden.«

      Michele Huesmann, kids on stage, Düsseldorf

      Ein weiteres Qualitätsmerkmal für eine gute Schauspielagentur, über die reine Vermittlung hinaus, stellt eine intensive Betreuung dar. Professionelle Agenturen haben nur eine begrenzte Anzahl von Klienten in ihrer Obhut und produzieren mit dem Schauspieler zusammen ein Videoband, verschicken die Fotos und beraten bei Fragen und Problemen. Daneben haben sie viele Erfahrungen mit der Medienbranche und wichtige Kontakte zu ihren Auftraggebern.

      In der Regel nehmen Casting- und Schauspielagenturen nur Schauspieler mit einer abgeschlossenen Schauspielausbildung auf. Inzwischen gibt es aber daneben viele Agenturen, die ausschließlich Kinder und Jugendliche vermitteln und gleichzeitig auch Castings durchführen. Kinder und Jugendliche, die bereits Theatererfahrungen gesammelt haben, können sich bei einer dieser Agenturen bewerben. Sie sollten sich allerdings im Vorfeld im Internet einen Eindruck von der Agentur verschaffen.

      Eine aussagekräftige Bewerbung erhöht die Chancen, in eine Agentur aufgenommen zu werden. Jugendliche, die jünger aussehen, als sie sind, haben dabei immer einen Vorteil, denn sie dürfen theoretisch schon mehr Stunden am Tag drehen als jüngere Kinder – für die Filmproduktion bedeutet dies eine Erleichterung bei der Erstellung des Drehplans.

      Bevor eine Bewerbung verschickt wird, sollte telefonisch nachgefragt werden, ob die Unterlagen postalisch oder via E-Mail gewünscht werden.

      Die Bewerbung sollte Folgendes beinhalten:

       ein Anschreiben mit Adresse, Telefonnummer und einer Begründung, warum man in die Agentur aufgenommen werden möchte

       aussagekräftige Farb-Fotos (wenn möglich mindestens im Format 13 x 18 cm) mit Namen und Telefonnummer auf der Rückseite

       einen Lebenslauf mit Angaben der künstlerischen Talente und Erfahrungen

       wenn möglich, eine kurze selbst produzierte DVD; auch diese sollte mit Namen und Telefonnummer beschriftet sein oder ein Link zum Online-Demoband

       »Wir bekommen jede Woche viele Bewerbungen von Kindern und Jugendlichen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Bewerbung auffällt und einen neugierig macht. Ich will schon an der Bewerbung sehen, da ist einer, der kreativ ist, der sich anstrengt und der wirklichen Einsatz zeigt. Uns ist es schon wichtig, dass das Kind oder der Jugendliche bereits irgendwo Erfahrungen gesammelt hat. Das kann zum Beispiel die Theater AG in der Schule sein. Dann möchte ich Fotos sehen, die mich neugierig machen. Das kann ruhig ein guter Schnappschuss sein, der von Freunden oder von der Familie gemacht wurde. Hauptsache ist, ich kann auf dem Foto die Person gut erkennen und das Gesicht wird nicht durch Haare oder Hände verdeckt. Immer ganz toll ist es natürlich, wenn der Bewerber ein selbst gemachtes Demoband mitschickt. Da reichen ein paar Minuten, in denen er sich vorstellt und vielleicht ein, zwei Szenen spielt, wo ich ihn in verschiedenen Rollen sehen kann. Wenn jemand noch keine 16 Jahre alt ist, soll er mir auf jeden Fall schreiben, dass die Eltern mit der Bewerbung einverstanden sind. Sollte mir die Bewerbung gefallen und ich diesen Typus auch noch nicht in unserer Nachwuchsagentur vertreten haben, lade ich ihn zum Kennenlernen ein.«

      Maria Schwarz, Agentur zur Vermittlung von Jungschauspielern, Köln

      Wer von der Agentur zu einem Vorstellungstermin eingeladen wird, kann sehr stolz sein. Und wenn die Agentur den Jungschauspieler dann noch in ihre Kartei aufnimmt und Castern vorschlägt, ist schon ein großer Schritt getan. Vor lauter Freude sollte jedoch nicht versäumt werden, den Vertrag mit der Agentur sorgfältig zu prüfen.

      Im März 2008 hat sich der Verband Deutscher Nachwuchsagenturen gegründet. Unter www.vdna-film.de finden sich viele Informationen über seriöse Agenturverträge.

       »Man sollte auf seinen Bauch hören. Eine gute Agentur führt ein persönliches, langes Gespräch mit Eltern und Nachwuchs und erklärt die weitere Vorgehensweise, sich bietende Möglichkeiten und lässt keine Frage unbeantwortet. Eine Aufnahmegebühr ist unseriös. Bei Aussagen wie: ›Ich mache aus dir einen Star‹, würde ich immer kritisch sein und lieber die Finger davon lassen.

       Unsere Agentur führt in Abständen agenturinterne Castings für Mädchen und Jungen zwischen 4 und 16 Jahren durch. Dafür muss man sich mit aussagekräftigen Fotos bewerben. Was wir nicht mögen ist, wenn jemand Posen auf den Bildern zeigt. Aussehen interessiert uns nicht so sehr wie Spielfreude, Phantasie, Natürlichkeit, Selbstbewusstsein und ernsthaftes Interesse am Schauspiel – das testen wir beim Casting.

       Wenn uns jemand auffällt und wir ihn nach dem persönlichen Gespräch in die Agentur aufnehmen, lassen wir professionelle Fotos und bei Filmerfahrung ein Demoband machen. Diese Kosten trägt zwar der Darsteller, wir bemühen uns jedoch, dass diese Kosten gering sind.«

      Silvana Liebich, Next Generation Schauspielschule & Agentur, Berlin

      Nach Unterzeichnung des Agenturvertrags darf man nicht enttäuscht sein, wenn nicht sofort die Einladung zu einem Casting ins Haus flattert. Manchmal dauert es einfach etwas länger, bis man seine Chance bekommt. Deshalb sollte man seine Agentur auch nicht mit täglichen Anrufen und Nachfragen behelligen. Dagegen ist es wichtig, die Agentur immer über Neuigkeiten auf dem Laufenden zu halten (Änderung der Adresse oder Frisur, Urlaubstermine) und sich ansonsten erst einmal in Geduld zu üben – auch wenn das manchmal schwer fällt.

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