Kritik der reinen Vernunft. Immanuel Kant
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6.Abschn. Von der Unmöglichkeit des physikotheologischen Beweises
7.Abschn. Kritik aller Theologie aus spekulativen Prinzipien der Vernunft
Anhang zur transzendentalen Dialektik
Von dem regulativen Gebrauch der Ideen der reinen Vernunft
Von der Endabsicht der natürlichen Dialektik der menschlichen Vernunft
II. TRANSZENDENTALE METHODENLEHRE
Einleitung
1.Hauptst. Die Disziplin der reinen Vernunft
1.Abschn. Die Disziplin der reinen Vernunft im dogmatischen Gebrauche
2.Abschn. Die Disziplin der reinen Vernunft in Ansehung ihres polemischen Gebrauchs
3.Abschn. Die Disziplin der reinen Vernunft in Ansehung der Hypothesen
4.Abschn. Die Disziplin der reinen Vernunft in Ansehung ihrer Beweise
2.Hauptst. Der Kanon der reinen Vernunft
1.Abschn. Von dem letzten Zwecke des reinen Gebrauchs unserer Vernunft
2.Abschn. Von dem Ideal des höchsten Guts
3.Abschn. Vom Meinen, Wissen und Glauben
3.Hauptst. Die Architektonik der reinen Vernunft
4.Hauptst. Die Geschichte der reinen Vernunft
K R I T I KD E R
R E I N E NV E R N U N F T
Sr. Exzellenz
dem
Königl. Staatsminister
F R E I H E R R NV O NZ E D L I T Z
Gnädiger Herr!
Den Wachstum der Wissenschaften an seinem Teile befördern, heißt an Ew.E x z e l l e n zeigenem Interesse arbeiten; denn dieses ist mit jenen nicht bloß durch den erhabenen Posten eines Beschützers, sondern durch das viel vertrautere eines Liebhabers und erleuchteten Kenners, innigst verbunden. Deswegen bediene ich mich auch des einigen Mittels, das gewissermaßen in meinem Vermögen ist, meine Dankbarkeit für das gnädige Zutrauen zu bezeigen, womit Ew. Exzellenz mich beehren, als könne ich zu dieser Absicht etwas beitragen.
Demselben gnädigen Augenmerke, dessen Ew.E x z e l l e n zdie erste Auflage dieses Werks gewürdigt haben, widme ich nun auch diese zweite und hiermit zugleich alle übrige Angelegenheit meiner literarischen Bestimmung und bin mit der tiefsten Verehrung
Ew. Exzellenz
untertänig gehorsamster
Diener
Königsbergden 23sten April 1787 | Immanuel Kant |
V O R R E D E
Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: dass sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann; denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann; denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.
In diese Verlegenheit gerät sie ohne ihre Schuld. Sie fängt von Grundsätzen an, deren Gebrauch im Laufe der Erfahrung unvermeidlich und zugleich durch diese hinreichend bewährt ist. Mit diesen steigt sie (wie es auch ihre Natur mit sich bringt) immer höher, zu entfernteren Bedingungen. Da sie aber gewahr wird, dass auf diese Art ihr Geschäft jederzeit unvollendet bleiben müsse, weil die Fragen niemals aufhören, so sieht sie sich genötigt, zu Grundsätzen ihre Zuflucht zu nehmen, die allen möglichen Erfahrungsgebrauch überschreiten und gleichwohl so unverdächtig scheinen, dass auch die gemeine Menschenvernunft damit im Einverständnisse steht. Dadurch aber stürzt sie sich in Dunkelheit und Widersprüche, aus welchen sie zwar abnehmen kann, dass irgendwo verborgene Irrtümer zum Grunde liegen müssen, die sie aber nicht entdecken kann, weil die Grundsätze, deren sie sich bedient, da sie über die Grenze aller Erfahrung hinausgehen, keinen Probierstein der Erfahrung mehr anerkennen. Der Kampfplatz dieser endlosen Streitigkeiten heißt nunM e t a p h y s i k.
Es war eine Zeit, in welcher sie dieK ö n i g i naller Wissenschaften genannt wurde, und wenn man den Willen für die Tat nimmt, so verdiente sie, wegen der vorzüglichen Wichtigkeit ihres Gegenstandes, allerdings diesen Ehrennamen. Jetzt bringt es der Modeton des Zeitalters so mit sich, ihr alle Verachtung zu beweisen und die Matrone klagt, verstoßen und verlassen, wie Hecuba: modo maxima rerum, tot generis, natisque potens – nunc trahor exul, inops – Ovid. Metam.
Anfänglich war ihre Herrschaft unter der Verwaltung derD o g m a t i k e r,d e s p o t i s c h.Allein, weil die Gesetzgebung noch die Spur der alten Barbarei an sich hatte, so artete sie durch innere Kriege nach und nach in völligeA n a r c h i eaus, und die Skeptiker, eine Art Nomaden, die allen beständigen Anbau des Bodens verabscheuen, zertrennten von Zeit zu Zeit die bürgerliche Vereinigung. Da ihrer aber zum Glück nur wenige waren, so konnten sie nicht hindern, dass jene sie nicht immer aufs Neue, obgleich nach keinem unter sich einstimmigen Plane, wieder anzubauen vorsuchten. In neueren Zeiten schien es zwar einmal, als sollte allen diesen Streitigkeiten durch eine gewisseP h y s i o l o g i edes menschlichen Verstandes (von dem berühmtenL o c k e) ein Ende gemacht und die Rechtmäßigkeit jener Ansprüche völlig entschieden werden; es fand sich aber, dass, obgleich die Geburt jener vorgegebenen Königin aus dem Pöbel der gemeinen Erfahrung abgeleitet wurde und dadurch ihre Anmaßung mit Recht hätte verdächtig werden müssen, dennoch, weil dieseG e n e a l o g i eihr in der Tat fälschlich angedichtet