Einfach Shakespeare. William Shakespeare
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Nein, Pilger, lege nichts der Hand zu Schulden
Für ihren sittsam-andachtvollen Gruß.
Der Heil’gen Rechte darf Berührung dulden,
Und Hand in Hand ist frommer Waller Kuß.
ROMEO
Hat nicht der Heil’ge Lippen wie der Waller?
JULIA
Ja, doch Gebet ist die Bestimmung aller.
ROMEO
O, so vergönne, teure Heil’ge, nun,
Daß auch die Lippen wie die Hände tun.
Voll Inbrunst beten sie zur dir: erhöre,
Daß Glaube nicht sich in Verzweiflung kehre.
JULIA
Du weißt, ein Heil’ger pflegt sich nicht zu regen,
Auch wenn er eine Bitte zugesteht.
ROMEO
So reg dich, Holde, nicht, wie Heil’ge pflegen,
Derweil mein Mund dir nimmt, was er erfleht. Er küßt sie.
Nun hat dein Mund ihn aller Sünd’ entbunden.
JULIA
So hat mein Mund zum Lohn sie für die Gunst?
ROMEO
Zum Lohn die Sünd’? O, Vorwurf süß erfunden!
Gebt sie zurück. Er küßt sie wieder.
JULIA
Ihr küßt recht nach der Kunst. [...]
Geh, frage, wie er heißt. Ist er vermählt,
So ist das Grab zum Brautbett mir erwählt. [...]
So ein’ge Lieb’ aus großem Haß entbrannt!
Ich sah zu früh, den ich zu spät erkannt.
O, Wunderwerk! Ich fühle mich getrieben,
Den ärgsten Feind aufs Zärtlichste zu lieben.
(I, 5)
Nach dem Ball verabschiedet Romeo sich eilig von seinen Freunden und kehrt zu Julias Haus zurück. Von Julia unbemerkt hört er, wie sie ihre Liebe zu ihm offenbart. Es folgt die berühmte »Balkonszene«, die unter dieser Bezeichnung bekannt geworden ist, obwohl Julia nach den Original Regieanweisungen Shakespeares »oben an einem Fenster« (»above at a window«) erscheint. In Verona gibt es heute sogar einen Julia-Balkon, in der Via Capello 23.
ROMEO
Doch still, was schimmert durch das Fenster dort?
Es ist der Ost, und Julia die Sonne!
Geh auf, du holde Sonn’! Töte den Mond,
Der neidisch ist und schon vor Grame bleich,
Daß du viel schöner bist, obwohl ihm dienend.
O, da er neidisch ist, so dien’ ihm nicht.
Nur Toren gehn in seiner blassen, kranken
Vestalentracht einher: wirf du sie ab!
Sie ist es, meine Göttin! Meine Liebe!
O, wüßte sie, daß sie es ist!
Sie spricht, doch sagt sie nichts: was schadet das?
Ihr Auge red’t, ich will ihm Antwort geben. –
Ich bin zu kühn, es redet nicht zu mir.
Ein Paar der schönsten Stern’ am ganzen Himmel
Wird ausgesandt und bittet Juliens Augen,
In ihren Kreisen unterdes zu funkeln. [...]
O, wie sie auf die Hand die Wange lehnt!
Wär ich der Handschuh doch auf dieser Hand
Und küßte diese Wange!
JULIA
Weh mir!
ROMEO
Horch! Sie spricht. O sprich noch einmal, holder Engel! [...]
JULIA
O Romeo, Romeo! Warum denn Romeo?
Verleugne deinen Vater! Deinen Namen!
Willst du das nicht, schwör dich zu meinem Liebsten,
Und ich bin länger keine Capulet!
ROMEO
Hör ich noch länger oder soll ich reden?
JULIA
Dein Nam’ ist nur mein Feind. Du bliebst du selbst,
Und wärst du auch kein Montague. Was ist
Denn Montague? Es ist nicht Hand, nicht Fuß,
Nicht Arm noch Antlitz, noch ein andrer Teil.
Was ist ein Name? Was uns Rose heißt,
Wie es auch hieße, würde lieblich duften.
So Romeo, wenn er auch anders hieße,
Er würde doch den köstlichen Gehalt
Bewahren, welcher sein ist ohne Titel.
O Romeo, leg deinen Namen ab,
Und für den Namen, der dein Selbst nicht ist,
Nimm meines ganz!
ROMEO
Ich nehme dich beim Wort!
Nenn Liebster mich, so bin ich neu getauft,
Und will hinfort nicht Romeo mehr sein.
JULIA
Wer bist du, der du, von der Nacht beschirmt,
Dich drängst in meines Herzen Rat?
ROMEO
Mit