Gia Yü. Konfuzius
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Der heutige Text der Schulgespräche enthält eine Einleitung und ein Nachwort. Die Einleitung wird Wang Su zugeschrieben und in ihr wird erzählt, daß er das Manuskript der Schulgespräche von einem Nachkommen des Konfuzius erhalten habe, und daß es ihm in seinem Kampf gegen die Dscheng Hüan-Schule ein wirksames Hilfsmittel gewesen sei. Das Nachwort soll ursprünglich ein Teil des von Wang Su empfangenen Manuskripts gewesen sein und erzählt einiges über die Vorgeschichte der Texttradition. Es macht nicht den Eindruck, als sei es von einer Hand geschrieben, jedenfalls nicht von der, auf die die Einleitung zurückgeht.
Von der chinesischen Textkritik sind die Angaben der Einleitung und des Nachworts starken Zweifeln unterworfen worden. Viele sind so weit gegangen, zu behaupten, daß die Schulgespräche eine Fälschung des Wang Su seien, deren er in seinem Kampf gegen die Dscheng Hüan-Schule bedürftig gewesen sei. Ich glaube, es kann heute als nachgewiesen gelten, daß dem nicht so ist. Wir werden aber wohl gut daran tun, die Angaben der Einleitung und des Nachworts, wenn überhaupt, so nur mit der größten Vorsicht zu benutzen.
Der Vorwurf der Fälschung stützt sich insbesondere auf das Argument, daß fast zu allen Abschnitten der Schulgespräche Parallelstellen in anderen frühen Schriften existieren, namentlich daß alle Hinweise auf Konfuzius in verschiedenen dieser Schriften auch in den Schulgesprächen wieder auftauchen.1* So wird argumentiert, daß Wang Su die gesamte Konfuziustradition seiner Zeit außerhalb der Lun Yü zusammengestellt und in einer Weise umgeschrieben habe, die seinen polemischen Zwecken nützlich war. Eine genauere Untersuchung der Parallelstellen gibt jedoch dieser Argumentation keine Stütze. In fast allen Fällen weicht tatsächlich die Version der Schulgespräche von der der Parallelstellen zum Teil sogar recht erheblich ab. In keinem Fall können jedoch diese Abweichungen damit erklärt werden, daß sie die polemische Position des Wang Su unterstützt hätten. In keinem Fall läßt sich ferner einwandfrei nachweisen, daß Wang Su von diesen Parallelstellen oder daß diese Parallelstellen von den Schulgesprächen abgeschrieben haben. Es hat vielmehr im Allgemeinen den Anschein, daß es sich hier um voneinander unabhängige Traditionen desselben Materials handelt.
Selbst wenn wir die ganze Tradition der Schulgespräche als zweifelhaft beiseite lassen, ergeben sich aus inneren Gründen die folgenden Punkte mit größter Wahrscheinlichkeit:
1. Dem Wang Su lag eine unabhängige Materialsammlung vor, die er ediert und kommentiert hat.
2. Diese Materialsammlung war das Traditionsgut einer der beiden Schulen innerhalb des Konfuzianismus der Han-Zeit, von der Wang Su in seiner Zeit der tatkräftigste Verfechter war. Diese beiden Schulen werden in der Regel als die Schule der älteren Texte und die Schule der neueren Texte bezeichnet. Sie wichen nicht nur in der Auswahl der von ihnen als maßgeblich angesehenen Klassiker voneinander ab, sondern auch in wichtigen kulturpolitischen und politischen Fragen und insbesondere in dem von ihnen geprägten Konfuziusbild. Daß es sich bei den Schulgesprächen um eine Materialsammlung der Schule der älteren Texte handelt, ergibt sich aus der Tatsache, daß sich Parallelen zu diesem Material insbesondere in von dieser Schule als maßgeblich angesehenen Texten – z. B. dem Dso Dschuan, den Schang Schu Da Dschuan und Maus Kommentar zum Schï Ging – oder in Kompilationen von anerkannten Vertretern dieser Schule – z. B. dem Buch der Sitte des älteren Dai oder dem Schuo Yüan des Liu Hiang – wiederfinden. Demgegenüber sind die Traditionen der Schule der neueren Texte in den Schulgesprächen fast überhaupt nicht vertreten. Einzelne Gedankengänge des großen Begründers dieser Schule, Dung Dschung Schu, klingen zwar gelegentlich an, die für Dung Dschung Schu bezeichnenden Teile seiner Lehre sind jedoch in den Schulgesprächen nicht enthalten oder sogar direkt bekämpft. Auch die Konfuziustradition der sogenannten zehn Flügel des Buchs der Wandlungen kommt in den Schulgesprächen nicht vor, obwohl Wang Sus Biographie bemerkt, daß er seines Vaters Kommentar zum Buch der Wandlungen fertiggestellt habe.
3. Das in dieser Sammlung enthaltene Material kann nicht zu einer Zeit entstanden, sondern muß während verschiedener Perioden zusammengetragen worden sein. Die Entstehung des Konfuziusmythos setzte ja schon unmittelbar nach dem Tode des Meisters ein. Teile der Schulgespräche stehen in Geist und Ausdrucksweise den Lun Yü sehr nahe. Andere Teile müssen zu Ende der Dschou-Dynastie entstanden sein, in einem geistigen Klima, in dem das Buch Mongdsï entstand, mehr noch als das aber in einer Umgebung, aus der das Lü Schï Tschun Tsiu und das Buch Sündsï hervorgewachsen sind. Namentlich dem Letzteren verdanken die Schulgespräche viel. Sün King ist ja dann der Dschou-Meister des Konfuzianismus geworden, den die Schule der älteren Texte am höchsten verehrte. Weitere Teile der Schulgespräche können nicht vor der Han-Zeit entstanden sein. Es finden sich darin Ideen, die herkömmlicherweise dem Lu Gia und dem Gia I zugeschrieben werden. Und viele der Episoden sind in einen institutionellen und ideologischen Rahmen gesetzt, der zur Dschou-Zeit noch nicht bestand, sondern erst mit der Monopolisierung des Beamtenstandes durch die Konfuzianer unter dem Kaiser Wu der Han seine Gültigkeit erlangte. Auch Beimischungen des Gedankenguts nichtkonfuzianischer Schulen, der Taoisten, der Schule der Politiker, der Schule der Rechtslehrer etwa, waren dem Konfuzianismus der ausgehenden Dschou-Zeit noch nicht in dem Maße eigen.
In der zweiten Hälfte des zweiten oder der ersten Hälfte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts scheint jedoch diese Materialsammlung im Wesentlichen abgeschlossen gewesen zu sein. Anders läßt es sich nicht erklären, daß das Gedankengut des Yang Hiung, aus dessen Schule Wang Su hervorgegangen ist, sich in den Schulgesprächen nicht vertreten findet. Es ist natürlich wahrscheinlich, daß spätere Verwalter dieses Materials in Einzelheiten an den vorhandenen Episoden und Abhandlungen weitergearbeitet haben. Und Wang Su mag einer von diesen gewesen sein.
1*Ein vollständiges Verzeichnis dieser Parallelstellen befindet sich in dem Buch von R. P. Kramers, K’ung Tzu Chia Yü, The School Sayings of Confucius. Leiden 1950, S. 361–379.
1. KAPITEL
SIANG LU / Beamter in Lu
Das erste Kapitel bringt Biographisches aus der Zeit von Kungs Amtstätigkeit. Daß Kung eine Reihe höherer Ämter in seinem Heimatstaat Lu bekleidet habe, war zur Han-Zeit ein feststehender Bestandteil der konfuzianischen Tradition. Im Schrifttum der neueren Zeit sind starke und zum Teil begründete Zweifel darüber geäußert worden, bis zu welchem Grade diese Tradition auf historischen Tatsachen beruht. Es ist meines Erachtens unrichtig, Kungs Amtstätigkeit völlig in das Gebiet der Fiktion zu verweisen. In den zuverlässigsten und frühesten Quellen wird berichtet, daß er in einem nahen Verhältnis zu seinem Fürsten stand, und in der Literatur der ausgehenden Dschou-Zeit wird seine Amtstätigkeit mehrfach erwähnt. Anders als durch intime persönliche Erfahrung kann auch Kungs Beschlagenheit in den Riten des amtlichen Verkehrs nicht erklärt werden. In seinem Buch »Kung-tse, Leben und Werk« (Stuttgart 1925) hat mein Vater versucht, die Tradition über Kungs Amtstätigkeit in ein sinnvolles Bild seines Lebens einzubauen. Im Hinblick auf die entscheidende Rolle, die der Han-Konfuzianismus in der Organisation des Beamtentums zu spielen unternahm, war es natürlich von Bedeutung, die Tradition über Kungs Amtstätigkeit aufzubauen und auszuschmücken.
Einzelheiten aus den ersten beiden Abschnitten finden sich u. a. in zum Teil abweichenden Versionen in Dso Dschuan, Ding 1 (Legge S. 745), im Lü Schï Tschun Tsiu (Wilhelm S. 248), im Kapitel Tan Gung des Li Gi (Legge S. 150) und in der Biographie des Konfuzius im Schï Gi. Die dramatische Fürstenzusammenkunft im Jahre 500 ist in der älteren Literatur häufig dargestellt. Sie wird erwähnt im Tschun Tsiu (Ding 10. Jahr) und ist danach ausführlicher beschrieben im Gu Liang, in einer Glosse zum Gung Yang und im Dso Dschuan (Legge S. 776, Couvreur 3,558). Im Schï Gi wird sie dreimal beschrieben: in den Annalen von Tsi (Chavannes 4, 77f.), in denen von Lu (Chavannes 4, 127) und ausführlicher in der Biographie des Konfuzius (Chavannes 5, 319ff., Wilhelm 1928 S. 13ff.). Auch das Sin Yü des Lu Gia (2. Jh. v. Chr.) enthält eine Schilderung (Annemarie von Gabain in Ostasiatische Studien 1930, 37f.). Alle diese Texte einschließlich des