Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola Larsen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Fürstenkrone 11 – Adelsroman - Viola Larsen страница 19
Bitter lacht Fürst Wolfhart auf.
»Herzlichen Dank!«, gibt er zynisch zurück. »Ich habe deine Fähigkeit zu spotten schon immer bewundert.«
»Aber, Wolfhart«, verweist ihn die schöne Prinzessin sanft, »du irrst! Ich gebe ja zu, dass dein Konzert kein Erfolg war, aber daran trug doch einzig und allein diese kleine Geigerin die Schuld. Ich hielt schon in Paris nicht viel von ihr. Mein Gott, die Pariser sind eben sehr rasch begeistert, wenn eine Künstlerin jung ist und ein hübsches Lärvchen hat.«
»Bitte, mäßige dich, Simone!«, gebietet Fürst Wolfhart herrisch. »Sabrina Mauri ist meine Schülerin. Ich weiß, dass sie eine große, starke Begabung besitzt.«
»Eine Begabung, die dir den ersten Misserfolg deiner Laufbahn eingetragen hat«, stellt die Prinzessin ironisch fest.
Fürst Wolfhart zieht es vor, darauf keine Antwort zu geben.
»Willst du mir nicht wenigstens Platz anbieten?«, fragt sie nun und lässt sich, ohne die erbetene Aufforderung abzuwarten, in einem Sessel nieder.
Unwillig beobachtet Fürst Wolfhart die schöne Frau.
»Ich bin sehr müde«, sagt er kurz. »Was willst du also von mir?«
Die Prinzessin lächelt verführerisch. »Oh, nichts weiter!«, antwortet sie dann. »Ich wollte dich nur sehen und dir sagen, dass du wundervoll warst, wenn auch der Beifall ausblieb. Ich bin sogar überzeugt davon, dass die morgigen Kritiken nicht schlecht sein werden. Wie lange haben wir uns eigentlich nicht mehr gesehen, Wolfhart?«
»Wenn ich mich recht erinnere, sind es erst ein paar Tage her«, antwortet Fürst Wolfhart.
»Aber nicht doch, Wolfhart! Ich spreche von den Jahren, die vor unserem Wiedersehen in Paris lagen. Ach, es war ein großer Fehler von mir, dich zu verlassen.«
Die schöne Prinzessin seufzt tief und blickt aus ihren mandelförmigen Augen dem Rauch ihrer Zigarette nach, der sich in zierlichen Arabesken zur Decke kräuselt.
»Ich habe meine Fehler zu spät erkannt«, fährt sie jetzt mit gedämpfter Stimme fort. »Erst als wir uns endgültig getrennt hatten, erst als unsere Ehe geschieden war, da wusste ich, welch einen edlen Menschen ich in dir verloren hatte.«
»Vielen Dank für das unverdiente Kompliment«, sagt Fürst Wolfhart da mit einer spöttischen Verneigung. »Ich erinnere mich nämlich noch sehr gut daran, dass du mich den verständnislosesten und herzlosesten Menschen aller Zeiten nanntest.«
»Vergib!«, bittet die schöne Stimme nun leise, und es gelingt ihr sogar, den Anschein zu erwecken, als ob ihre Reue echt ist. »Ich war damals noch zu jung, um deinen wahren Wert zu erkennen.«
»Aber du warst erwachsen genug, um zu erkennen, dass es sich als Simone Prinzessin von Bernadette angenehmer leben ließ als bei mir, nicht wahr?«
»Es war die Einsamkeit des Moorschlosses!«, klagt die schöne Frau. »Diese Einsamkeit hat mich verrückt gemacht. Ich verlor die Nerven. Kannst du das nicht begreifen? Ich war das rege, glänzende gesellschaftliche Leben gewohnt, in dem ich aufgewachsen war. Ich fürchtete mich vor der Stille und … manchmal auch vor dir.«
»Davon habe ich eigentlich nie etwas bemerkt«, erklärt Fürst Wolfhart spöttisch.
»Du bist grausam, Wolfhart!«, seufzt die Prinzessin. »Begreifst du wirklich nicht, dass ich ehrlich bereue und dass ich zur Einsicht gekommen bin?« Sie betupft sich mit einem zartfarbenen Spitzentaschentüchlein die seidigen Wimpern. »Ich – ich habe mich unendlich darauf gefreut, dich wiederzusehen, und habe mir, offen gestanden, dieses Wiedersehen anders vorgestellt.«
Fürst Wolfhart macht eine brüske Handbewegung. Er kann sich nicht erklären, warum ihn seine geschiedene Gattin, um derentwillen er einmal unendlich gelitten hat, plötzlich wieder aufsucht.
»Was willst du von mir, Simone?«, fragt er rau. »Denn dass du etwas von mir willst, das weiß ich genau.«
Simone von Bernadette sieht ihn groß an, und ihre mandelförmig geschnittenen Augen flackern sonderbar.
»Nimm mich wieder zu dir!«, bittet sie leise. »Lass uns noch einmal neu beginnen. Ich bin heute um viele Jahre reifer und verständiger geworden. Wir waren damals beide noch so schrecklich jung, Wolfhart. Wir waren halbe Kinder, du und ich. Es war ein großer Fehler, dass wir uns einfach getrennt haben, anstatt das Leben gemeinsam zu meistern.«
»Du hast mich verlassen, Simone«, stellt Fürst Wolfhart ruhig klar, »nicht ich dich!«
»Ja«, gibt die schöne Frau ungeduldig zu, »ja, ich habe dich verlassen. Es war ein großer Fehler, aber ich bitte dich heute ehrlichen Herzens um Vergebung.«
»Es gibt Dinge, die man nicht vergessen kann, Simone«, sagt er schwer, und vor seinen Augen steht das düstere Moor, flattert die Fahne der Ravenhills mit ihrem silbernen Falken auf moosgrünem Grund.
Jetzt weint Simone von Bernadette leise vor sich hin.
»Glaubst du, ich habe nicht darunter gelitten?«, fragt sie mit bebender Stimme. »Schließlich war Anschi auch mein Kind.«
Als sie den Namen ausspricht, zuckt Fürst Wolfhart unwillkürlich zusammen. Seit vielen Jahren wagt in seiner Umgebung niemand mehr diesen Namen, mit dem sich unsagbar Trauriges verbindet, vor ihm auszusprechen.
»Lass!«, bittet er gequält. »An Geschehenem ist nichts mehr zu ändern.«
Da springt Simone auf und eilt zu ihm. Ihre Hände schließen sich um seinen Schultern.
»Stoße mich nicht von dir, Wolfhart!«, bittet sie, und ihre Verzweiflung erscheint durchaus echt. »Ich ertrage die Einsamkeit nicht mehr, nachdem ich seit zwei Jahren Witwe bin. Ich bin es müde, durch die Welt zu vagabundieren. Ich brauche eine Heimat und einen Menschen, zu dem ich gehöre!«
Sekundenlang vermag Fürst Wolfhart keine Antwort zu finden. So echt ihr Ausbruch auch scheint – er glaubt ihr dennoch nicht.
»Verzeih!«, sagt er dann ruhig und schöpft tief Atem. »Die Vergangenheit ist für mich tot – tot wie Anschi.« Er schließt die Augen, als er den Namen des geliebten Kindes ausspricht, das ein grausames Schicksal von dieser Erde riss. »Es gibt kein Zurück, Simone.«
Die schöne Prinzessin weint nicht mehr. Ihre demutsvolle, ruhige Haltung ist dahin, und hoch aufgerichtet, zornbebend steht sie vor ihrem einstigen Gatten. Hass verzerrt ihr Antlitz zu einer abscheulichen Maske.
»Daran ist nur diese kleine, dumme Gans schuld!«, zischt sie. »Oh, ich habe es im ersten Augenblick erkannt, als ich dich mit ihr sah.«
»Schweig!«, unterbricht Fürst Wolfhart sie gefährlich ruhig. »Schweig, Simone, und geh! Geh fort! Ich möchte dich nie wiedersehen!«
Fassungslos starrt Simone von Bernadette ihn an.
»Du hast es schon in Paris gewagt, mich vor den Augen der Welt der Lächerlichkeit preiszugeben!«, stößt sie dann wutbebend hervor. »Dennoch bin ich noch einmal zu dir gekommen, dennoch habe ich versucht, einen Weg in eine gemeinsame Zukunft zu finden. Aber du weist mich von dir. Gut denn, ich gehe! Ich werde nie wieder bei dir erscheinen, aber du sollst wissen,