Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola Larsen
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Baron Waldstein war ihr Tischherr, und sie war wieder einmal entzückt von seinen vollendeten Manieren und seinem Geschick, stets ein fesselndes Thema zu wählen.
Sie trug natürlich noch Schwarz, aber sie hatte den tristen Farbton mit feiner weißer Spitze aufgelockert.
Das Essen hatte sie von einem der ersten Hotels richten lassen, und die Zusammenstellung der einzelnen Gänge wurde allseits gelobt.
Gräfin Coletta sah die junge Baronesse Elga heute zum zweiten Mal, und sie war verblüfft über die zarte Schönheit Elgas, die sie heute erst so richtig bewundern konnte.
Ein bisschen zu hübsch war die junge Dame eigentlich, und das registrierte die Gräfin mit einem gewissen Unbehagen. Aber wenn sie ihr Ziel erreichen wollte, durfte sie darauf kein allzu großes Augenmerk richten.
Nach dem Essen, das in angeregtester Unterhaltung verlief, begaben die Gäste sich in den Salon und das Rauchzimmer.
Zuvor hatte die Gräfin auf die drängenden Fragen ihrer Gäste bekanntgeben müssen, dass ihr Stiefsohn, den sie alle mit Neugier erwartet hatten, leider abgesagt hatte, da ihm die Arbeit in Tihany im Moment keine Zeit ließe.
Das wurde sehr bedauert. Besonders Baronesse Elga konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen, denn sie war eigentlich nur wegen des jungen Grafen gekommen, wenn sie es sich auch nicht eingestand.
Sie war ziemlich einsilbig, und auch die Späße ihres um drei Jahre älteren Bruders Albert, der seine Schwester immer gern ein bisschen neckte, verfehlten diesmal ihre Wirkung.
Gräfin Coletta nutzte die Gelegenheit, die junge Baronesse für eine Weile allein zu sprechen, da sich Baron Waldstein gerade mit einem bekannten Häusermakler über Kaufprojekte unterhielt, die das Vermögen seines Bankhauses vermehren sollten.
Es ergab sich ganz zufällig, dass sie mit der Baronesse in einem der kleinen Salons zusammentraf. Die Gräfin sparte nicht mit Schmeicheleien über das Aussehen der jungen Dame, um auf diese Weise das Vertrauen der Baronesse zu gewinnen.
»Sie waren ein paar Tage allein in Erlau?«, erkundigte sie sich, als sie auf einem reizenden Biedermeiersofa Platz genommen hatten und ein Diener ihnen die Champagnergläser neu füllte.
»Ja, ich liebe das Schloss. Ich freue mich auf die Wochen, die ich mit Papa und Albert dort bald verbringen werde. Schade, dass Ihr Stiefsohn heute so verhindert ist, wir hätten natürlich unseren Nachbarn und früheren Besitzer von Erlau gern kennengelernt. Papa sagte mir, dass der junge Graf über den Verkauf des Schlosses sehr ungehalten gewesen sei. Ich kann das natürlich gut nachfühlen, aber warum war er auch all die Jahre weg von zu Hause.«
»Ihre Frage ist völlig berechtigt, Baronesse. Auch ich habe, genauso wie mein verstorbener Mann, sehr darunter gelitten, dass mein Stiefsohn sich so ablehnend mir gegenüber verhielt. Darum kam er nicht nach Hause, obwohl wir sehr glücklich gewesen wären. Ach, das ist eine lange und sehr unerfreuliche Geschichte. Jedenfalls bin ich jetzt sehr froh, dass Sandor zurück ist, und ich hoffe nichts sehnlicher, als dass er hierbleibt.«
»Hat er keine Braut drüben in Kanada?«, fragte Baronesse Elga, während sie an ihrem Glas nippte.
»Nein. Er sagte mir, dass er keine Zeit gehabt habe, sich nach einer Frau umzusehen. Ich nehme eher an, dass er viel zu spröde dem anderen Geschlecht gegenüber ist. Dabei habe ich wirklich nur sein Wohl im Sinn. Ich möchte, dass Sandor ein glücklicher Mensch wird. Wir könnten so gute Freunde sein, denn er ist doch nur drei Jahre jünger als ich. Ich habe ihm gesagt, dass er heiraten müsse. Er kann unmöglich länger allein bleiben.«
»Will er denn nie heiraten?«, erkundigte sich Baronesse Elga interessiert.
»Doch, das schon«, lächelte die Gräfin dünn, »aber er hat so verschrobene Ansichten. Er steckt voller romantischer Ideen und wird geradezu böse und verstockt, wenn man nicht darauf eingeht.«
»Was sind das für Ideen?«, wollte Elga wissen.
»Nun, ich habe ihm vorgeschlagen, eine passende Lebensgefährtin für ihn zu suchen, denn ich bin ja schließlich in der Gesellschaft bekannt und Sandor ist nach zehnjähriger Abwesenheit fast ein Fremder geworden. Er braucht eine Frau, die natürlich hübsch und intelligent sein und aus unseren Kreisen stammen muss. Erfreulich wäre selbstverständlich, wenn sie etwas Vermögen mitbringen würde, denn ich gebe ehrlich zu, dass Tihany durch die letzten, besonders schlechten Ernten in arge Bedrängnis geraten ist. Ich verstehe nicht viel von Landwirtschaft, aber mein lieber Mann hat in den letzten Jahren über die Einkünfte aus Tihany nur geklagt. Für Sandor wäre das eine ungeheure Erleichterung. Aber glauben Sie, das sähe er ein? Als ich ihm das alles in vernünftiger Form vortrug, wurde er wütend und verbat sich jede Einmischung. Und genauso reagierte er auf meine Einladung.«
Baronesse Elga hatte sehr aufmerksam zugehört.
»Wie töricht von ihm«, sagte sie. »Ist es Ihnen denn gar nicht möglich, den jungen Mann zur Vernunft zu bringen? Wen möchte er denn gern heiraten?«
Die Gräfin lachte spöttisch auf.
»Am liebsten ein Mädchen vom Lande, das ihm bei der Arbeit hilft. So ähnlich hat er sich ausgedrückt. Eine Frau mit Geld kommt für ihn überhaupt nicht in Frage. Er ließe sich nicht verkaufen, sagte er. Übrigens muss er Sie einmal kurz gesehen haben in Ihrem Wagen, Baronesse. Könnte das sein?«
»Ich weiß nicht. Wie kommen Sie darauf?«
»Ich habe großes Vertrauen zu Ihnen, Baronesse«, sagte sie seufzend, während sie sich wieder neben Elga setzte, »darum werde ich Ihnen einige Zeilen aus dem Absagebrief meines Stiefsohnes vorlesen.«
»Bitte«, murmelte die Baronesse und wechselte die Farbe.
»Was Deine Einladung zu Deiner Abendgesellschaft betrifft«, las die Gräfin halblaut vor, »so muss ich sie leider ablehnen, denn ich weiß, dass Du damit nur die Absicht verbindest, mich mit einer Deiner auserkorenen Adelstöchter zu verehelichen. Und dieses Spiel mache ich nicht mit! Ich sagte Dir schon einmal, dass ich mich nicht verkaufen lasse. Die Frau, die ich mir ersehne, braucht weder Geld noch einen Namen zu besitzen. Sie muss nur ein warmes Herz haben und gewillt sein, mir in allem zu helfen, auch wenn es eine Arbeit ist, die ihr ungewohnt ist.
Diese Frau braucht nicht auf Gesellschaften zu glänzen. Auf Tihany ist es einsam, und an Feste ist in den nächsten Jahren wohl kaum zu denken, denn ich muss rechnen und sparen, um aus Tihany wieder das zu machen, was es einmal war. Ich lege keinen Wert auf Luxusweibchen, die in weißen Sportwagen in der Gegend herumsausen und nicht wissen, wie sie die Zeit totschlagen sollen!«
Die Gräfin legte den Brief beiseite und sah Elga an, die blass geworden war.
»Haben Sie nicht einen weißen Wagen, Baronesse? Und Sie waren doch auch in Erlau?«
»Ja, natürlich. Aber ich entsinne mich nicht, Ihrem Stiefsohn begegnet zu sein, Gräfin.«
»Nun, Sie müssen ihn ja nicht gesehen haben. Aber Ihr Wagen ist ihm irgendwo wahrscheinlich aufgefallen. Ist das nicht schrecklich mit ihm?«
Elga trank ihr Glas aus.
»Ich finde die Ansichten Ihres Stiefsohnes von seinem Standpunkt aus berechtigt, Gräfin.«
»Aber, Baronesse!