Sophienlust Box 17 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Box 17 – Familienroman - Patricia Vandenberg Sophienlust

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nicht hundertprozentig traute.

      Trotzdem schloss Hanko Borek sich den beiden auch an diesem Abend an. Aber in einem unbeobachteten Augenblick warnte er Hella: »Sei vorsichtig, Hella. Wir müssen jetzt alles vermeiden, was ihn misstrauisch machen könnte. Sprich nicht mehr von dem Testament, aber verwahre es gut.«

      »Ja, Hanko, und das andere …?«

      »Später, es ist noch etwas zu früh.«

      Mehr konnten sie im Augenblick nicht miteinander sprechen, denn jetzt tauchte Kurt Schlüter schon wieder auf. Er führte eine Engländerin höflich am Arm.

      *

      Kurt Schlüter hatte die am Nachmittag im Flüsterton geführte Unterhaltung zwischen Hella von Walden und ihrem Komplicen Hanko Borek durch ein seltsames Spiel des Zufalls doch Wort für Wort mit anhören können. Er war eben im Begriff gewesen, das Hotelgebäude zu verlassen, um sich zum Schwimmbad zu begeben, als er Hellas Stimme und die von Borek vernommen hatte. Besonders stutzig und hellhörig hatte es ihn gemacht, dass sie einander geduzt hatten. Also war er stehen geblieben und hatte gelauscht. Als er genug gehört hatte, hatte er sich ein wenig entfernt und war dann, absichtlich laut auftretend, zurückgekehrt, sodass sie ihn hatten hören müssen. Kurt Schlüter wusste also, dass Hella es nicht nur auf sein Geld, sondern auch auf sein Leben abgesehen hatte. Doch für ihn brach dadurch nicht gerade eine Welt zusammen, denn er war selbst kaltblütig und hatte sein riesiges Vermögen nicht immer auf anständige Weise erworben. Kleine Geschäftsleute, die in Schulden geraten waren, hatten dran glauben müssen. Einen hatte er sogar in den Tod getrieben, indem er ihm seine kleine Fabrik für einen Schleuderpreis abgejagt hatte, nur weil zwei Wechsel fällig geworden waren.

      Nein, Kurt Schlüter war nicht über die Schlechtigkeit der Welt entsetzt, sondern vielmehr entschlossen, es der schönen blonden Hella mit ihren eisblauen Augen heimzuzahlen, und zwar gründlich. Er würde wachsam sein. Besonders dann, wenn sie ihm ein Getränk servierte. Auf der Reise war das einfach. Alles, was er aus den Händen der Kellner erhielt, brauchte er nicht zu fürchten. Aber was Hella ihm brachte, musste er mit Vorsicht genießen – am besten gar nicht. Nun, er würde den Spieß umdrehen und sie zwingen, das Gift selbst zu trinken. Er konnte zwei Gläser vertauschen oder auch offen damit drohen, dass er sie bei der Polizei anzeigen würde. Sie würde dann keine Wahl haben und gezwungen sein, das Gift selbst zu trinken. Auf ihn – Kurt Schlüter – würde niemals ein Verdacht fallen. Das Ganze würde wie eine Verwechslung aussehen, die der Verbrecherin selbst unterlaufen war.

      Aber noch war es nicht so weit. Zunächst bereitete es Kurt Schlüter nur ein hämisches Vergnügen, das saubere Pärchen zu beobachten. Doch bereits am anderen Vormittag suchte er den deutschen Rechtsanwalt noch einmal auf und besprach sich eingehend mit ihm. Die Folge davon war, dass er im Beisein des Juristen ein zweites Testament aufsetzte und das erste für ungültig erklärte. Im Stillen dachte er, dass es möglicherweise übertriebene Vorsicht sei. Aber er musste immerhin damit rechnen, dass das Gift nicht tödlich wirkte. Dann wäre Hella immer noch im Besitz des gültigen Testaments gewesen, das ihr runde zwei Millionen sicherte.

      Dem Anwalt erklärte Kurt Schlüter nur, ihm sei leider klar geworden, dass er einer Betrügerin aufgesessen sei. Er wolle kein Aufhebens von der Sache machen, wünsche aber, dass das in ihrem Besitz befindliche Testament sofort ungültig werde.

      Nun, auch das hatte sich verhältnismäßig einfach verwirklichen lassen. Als Kurt Schlüter das Schriftstück unterzeichnet hatte, dachte er voller Hass: Was mag sie jetzt tun, das kleine Biest? Sie hat Pech gehabt, denn sie ist bei mir genau an den Falschen geraten. Sie selbst wird so sterben, wie sie es mir zugedacht hatte.

      Allmählich steigerte sich Kurt Schlüter immer mehr in seine kalte Wut und Entschlossenheit hinein, den Anschlag mit gleicher Münze zu vergelten.

      Als er ins Hotel zurückkam, sah er Hella von Walden und Hanko Borek an einem kleinen Tisch im Garten sitzen. Sie hielten sich bei den Händen. Selbst für einen unbefangenen Zuschauer und Beobachter war dies etwas mehr als nur das freundschaftliche Beisammensein von zwei Menschen, die sich zufällig auf der Reise kennengelernt hatten!

      Doch Kurt Schlüter folgte seinem ersten Impuls, hinzugehen und beide zur Rede zu stellen, nicht. Erstens hätte das seine geplante Rache vereitelt und zweitens besaß er keinen greifbaren Beweis für die Freundschaft der beiden. Also warf er nur einen letzten verächtlichen Blick auf das Pärchen und holte sich dann am Empfang den Schlüssel zu seiner Suite. Wenig später ließ er sich in einen tiefen Sessel sinken und läutete nach einem Whisky.

      »Eiskalt und ohne Soda«, erläuterte er knapp, als der Zimmerkellner erschien.

      »Aber es befindet sich gekühlter Whisky in der kleinen Bar«, entgegnete der Kellner und wies auf die Bar, die in unmittelbarer Reichweite vom Sessel Kurt Schlüters stand und zur Standardeinrichtung der Luxusappartements gehörte. Man zahlte zum Schluss, was man von den bereitgestellten Getränken verbraucht hatte. Aber Kurt Schlüter war unsicher geworden. Bestand nicht die Möglichkeit, dass Hella eine der drei oder vier Flaschen bereits präpariert hatte? Deshalb wollte er unter allen Umständen Whisky aus den Hotelbeständen haben.

      »Ich möchte Whisky von Ihnen serviert haben, und zwar sofort«, herrschte er den erschrockenen Zimmerkellner an, der es nur gut gemeint hatte. Denn Selbstbedienung aus der Privatbar war billiger als Zimmerservice.

      »Sehr wohl, mein Herr«, murmelte der junge Mann und nahm sich vor, die kleine Bar im Zimmer der beiden Deutschen zu überprüfen. Vielleicht fehlte die richtige Whiskysorte. Man sollte als Kellner eben grundsätzlich den Mund halten und tun, was der Gast wünschte. Dann ging man Grobheiten aus dem Weg.

      Doch zu seiner Überraschung gab ihm Kurt Schlüter ein gewaltiges Trinkgeld, als er mit dem Whisky auf einem Tablett zurückkehrte. Er hatte Eisstückchen in einer Schale danebengestellt, damit der Gast sich selbst etwas in den Whisky tun konnte, wenn er das wünschte.

      »Vielen Dank, Herr Generaldirektor«, dienerte der Kellner und verließ die Suite. Dabei dachte er, dass es wirklich ein Kunststück besonderer Art sei, aus dem klug zu werden, was Gäste dachten und wünschten.

      Kurt Schlüter trank nun von seinem unverdünnten Whisky. Es kam ihm dabei vor, als werde es auf einmal glasklar in seinem Hirn. Ich habe immer gewusst, dass sie nur mein Geld will, dachte er. Aber dass sie so weit gehen könnte, mich zu beseitigen, um am Ende nur mein Geld zu besitzen, nein, das hätte ich ihr nicht zugetraut.

      Aber noch etwas wurde Kurt Schlüter bewusst: dass er, seit er nur noch an das gierige Zusammenraffen von Geld dachte, keinen einzigen wirklichen Freund mehr besaß. Selbst Alexander von Schoenecker, den er auf dem Abituriententag wiedergesehen hatte, zeigte ihm gegenüber eine gewisse Reserviertheit. Damals, als er in Sophienlust gewesen war, um seinen Jungen abzuliefern, hatte er absichtlich die Augen davor verschlossen, dass das Ehepaar von Schoenecker seine Verhaltensweise nicht billigte. Denise von Schoeneckers Frage, ob er mit seiner Frau verreise, klang ihm so deutlich im Ohr, als sei sie eben erst ausgesprochen worden.

      Die Einzige, die immer zu mir halten wollte, war Angela, dachte Kurt Schlüter. Es fiel ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. Ja, sie hatte nicht aufgehört, ihn zu lieben. Sie hasste obendrein das viele Geld, von dem sie annahm, dass es die Schuld an der Zerrüttung ihrer Ehe trage. So abgrundtief war ihre Abneigung gegen diesen zusammengerafften Reichtum, dass sie auf eine Unterstützung von seiner Seite verzichtete und sich ihren Lebensunterhalt lieber selbst verdiente. Sie mochte von dem bösen Geld nichts annehmen. Keinen Cent wollte sie.

      Es ist zu spät, ging es dem reichen, müden Mann durch den Sinn. Gegen ein Flittchen wie Hella von Walden kann ich mich zur Wehr setzen und Hella bestrafen, wie sie es verdient. Aber das, was früher war, kann ich nicht zurückholen. Mit

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