Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marietta Brem
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman - Marietta Brem страница 1
Inhalt
»Mir tut es auch leid, Peterle. Aber du bist doch schon ein großer, verständiger Junge und kannst einsehen, daß es so das Beste für uns beide ist.« Volker Eckstein, der hochgewachsene sechsunddreißigjährige Vater des fast weißblonden Jungen runzelte die Stirn.
Ihm war der Entschluß nicht leicht gefallen, aber er wußte, es mußte sein. Marga, seine Frau, hatte ihre Familie wegen eines anderen Mannes verlassen, und nun mußte er eben sehen, wie er alleine zurechtkam.
Am meisten litt natürlich der zehnjährige Peter unter der Trennung von der Mutter, die im Überschwang der Gefühle sogar auf ihren Sohn verzichtet hatte.
Volker war natürlich auch nicht bereit gewesen, Peter, den er sehr liebte, herzugeben. Trotzdem konnte er sich nicht so um den Jungen kümmern, wie er es gern getan hätte, denn er mußte ja Geld verdienen. Nachdem seine Frau so einfach ohne Streit und ohne Vorwarnung gegangen war, hatte er es in Rothenburg nicht mehr ausgehalten. Zum Glück hatte er in der Tageszeitung das Inserat einer Maibacher Baufirma gelesen, die einen qualifizierten Prokuristen suchte.
Sofort hatte er sich beworben, und nach einem Vorstellungsgespräch, das seiner Meinung nach sehr gut verlaufen war, hatte man ihm den Vertrag vorgelegt.
Bei seiner Fahrt durch Maibach war er dann auch auf ein Hinweisschild gestoßen, das ihn von der Existenz eines privaten Kinderheims unterrichtete, das ihm wie gerufen kam.
Heute nun wollten sich Vater und Sohn, die inzwischen nach Maibach übersiedelt waren, dieses Kinderheim ansehen, denn die Zeit drängte. In einer Woche mußte Volker Eckstein bei der Firma Braun und Sohn anfangen. Bis dahin mußte geregelt sein, was während seiner Arbeitszeit mit seinem Sohn Peter geschah.
»Ich will aber nicht in ein Kinderheim«, begehrte der Junge auf und stampfte mit dem Fuß: »Das sieht ja aus, als ob ich noch ein Baby wäre. Ich kann gut allein zu Hause bleiben, bis du am Abend kommst.«
»Das glaube ich dir sogar, mein Sohn. Trotzdem hätte ich in meinem Büro keine Ruhe, wenn ich dich allein in der Wohnung wüßte. Nein, Peterle, es hilft nichts. Wir werden es uns wenigstens ansehen. Vielleicht gefällt es dir dort besser als du denkst. Und jetzt beeile dich, sonst kommen wir zu spät.«
Peter rührte sich nicht. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und schaute seinem Vater bitterböse beim Auspacken ihrer restlichen Habseligkeiten zu. »Wo ist nur mein gutes Hemd hingekommen«, ärgerte sich Volker und legte die Kleidungsstücke fein säuberlich auf den Wohnzimmertisch. »Ich habe es doch selber in die Tasche hineingetan.«
Peter grinste zufrieden. Er hätte seinem Vater ja helfen können, denn er wußte, wo das Hemd versteckt war. Aber damit hätte er nur sich selbst geschadet, denn er wollte um keinen Preis in dieses Heim.
»Peterle, warum lachst du?« fragte der Mann erstaunt. Schon eine ganze Weile hatte er seinen Sohn beobachtet, und der zufriedene Gesichtsausdruck des Jungen hatte ihn stutzig gemacht.
»Peter! Rück sofort mein Hemd heraus. Du weißt genau, daß wir nach Sophienlust fahren müssen. Ich habe mit der Heimleiterin, einer gewissen Frau Rennert, bereits einen Termin fest vereinbart. Die Frau war übrigens sehr nett. Und jetzt gib das Hemd her.«
Volker Eckstein verstand sonst jeden Spaß, aber seit Marga ihn verlassen hatte, fühlte er sich so leer und ausgelaugt, daß er sich am liebsten ins Bett gelegt hätte, um nichts mehr hören und sehen zu müssen.
Das aber ging natürlich nicht, denn er mußte ja für sich und seinen Sohn sorgen. Marga konnte für sich selbst aufkommen, denn sie hatte von ihren Eltern ein nicht unbeträchtliches Vermögen geerbt, das ihr zumindest für die nächsten Jahre ein sorgenfreies Leben garantierte.
»Hier hast du dein Hemd, Vati. Aber gern gebe ich es dir nicht, das kannst du mir glauben.« Zerknirscht und offensichtlich mit größtem Widerwillen hielt Peter seinem Vater das Gewünschte hin. Die dunklen Augen des Zehnjährigen waren zu schmalen Schlitzen zusammengepreßt, und um seinen Mund zuckte es.
»Schau, Peterle«, versuchte es Volker Eckstein noch einmal und setzte sich auf den einzigen Stuhl, der sich bis jetzt in seinem Schlafzimmer befand. »Wir zwei Männer müssen doch zusammenhalten, wenn wir beieinander bleiben wollen. Siehst du das ein?«
»Ja, Vati«, kam die leise Antwort. Der Junge mit dem wirren blonden Haar schaute hartnäckig auf den Boden. Nichts sah er ein, und verstehen konnte er es schon gar nicht, warum auf einmal alles so anders war. Noch an Weihnachten war die Mami bei ihnen gewesen, und sie hatten zusammen gelacht, gesungen und Geschenke ausgepackt. Und jetzt?
»Und weil wir zusammenhalten, darum mußt du jetzt auch in das Kinderheim, vorausgesetzt natürlich, daß es einigermaßen passabel ist«, schränkte Volker ein, um seinen Sohn wenigstens ein bißchen zu trösten.
»Aber wenn es mir nicht gefällt, dann darf ich wieder mit dir zurückfahren, einverstanden?«
»Du sollst nicht mit mir handeln, mein Sohn«, grollte der Mann, obwohl er insgeheim schmunzeln mußte. Was würde er nur anfangen, wenn Marga den Jungen mitgenommen hätte? Für wen würde er dann noch arbeiten gehen? Sein ganzes Leben hätte dann seinen Sinn verloren.
Ein Blick auf seine Armbanduhr sagte ihm, daß sie sich beeilen mußten, wenn sie den Termin noch einhalten wollten. Rasch schlüpfte er aus dem bequemen Pullover und zog das weiße Hemd an. Die Krawatte saß ein bißchen schief, aber das beachtete er in der Eile gar nicht mehr.
»Los jetzt, Peter, zieh deine Schuhe an, damit wir endlich gehen können.« Volker Eckstein holte die Tasche, in die er die nötigsten Dinge seines Sohnes gepackt hatte, denn er hoffte inständig, daß das mit dem Kinderheim klappen würde.