Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Keine schlechte Idee. Das
Rowdytum breitet sich leider aus. Ich habe es ja gerade auch bei Jürgen Derksen erlebt, wie gewalttätig sein Gegner war. Es hätte ganz übel ausgehen können.«
»Dann bist du dafür?« Fee war nun doch verwundert.
»Für Karate bin ich nicht, aber Judo oder Jiu-Jitsu wäre doch nicht schlecht. Da wird auch die geistige Einstellung einbezogen. Ich werde mich mit den Buben mal unterhalten.«
»Jedenfalls ist es gut, wenn sie solche Kenntnisse nicht nur aus Fernsehsendungen beziehen«, meinte Fee.
*
Frank Derksen ärgerte sich gerade über eine Fernsehsendung, von der er mehr erwartet hatte. Als Kirsten hereinkam, schaltete er aus.
»Meinetwegen brauchen Sie nicht abzuschalten«, meinte sie.
»Dieses Blabla geht mir auf die Nerven und dazu noch die gräßliche Stimme der Moderatorin. Ich höre lieber Ihre Stimme, Kirsten.«
»Ich habe nicht viel zu erzählen.«
»Es ging doch heute aber ziemlich turbulent zu«, meinte er.
»Aber nichts Angenehmes. Es sind nicht alle Patienten so rücksichtsvoll wie Sie. Haben Sie gar keinen Besuch gehabt?«
»Wir haben nur telefoniert. Franzi und Jürgen haben viel zu tun. Was sollen sie sich auch zu mir ans Bett setzen, das Wichtigste kann man auch am Telefon besprechen.«
»Es genügt Ihnen?«
»Warum nicht?«
»Ich dachte nur, daß Sie Ihre Mitarbeiterin vermissen.«
Er war leicht irritiert. »Sie meinen Franzi? Denken Sie etwa, daß sie mir mehr bedeutet? Nun ja, wir verstehen uns wirklich ausnehmend gut, das müßten Sie akzeptieren, Kirsten.«
»Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen.«
»Wollen Sie mich nicht verstehen? Ich hoffe doch sehr, daß wir uns privat sehen werden, wenn ich die Klinik wieder verlassen kann, da wir uns doch schon nähergekommen sind, Kirsten, oder sehe ich das falsch?«
»Vielleicht denken Sie ganz anders, wenn Sie wieder Ihr normales Leben aufgenommen haben.«
»Wie schätzen Sie mich eigentlich ein, Kirsten? Ich hätte gern eine klare Antwort. Denken Sie vielleicht, daß ich aus Langeweile einen Flirt mit Ihnen anfange? Sieht das so aus?«
»Nein«, erwiderte sie errötend. »Es ist nur eine neue Erfahrung für mich.«
»Um so besser, dann lassen Sie mal alle Vorurteile beiseite. Ich bin frei und ungebunden und niemandem, im besonderen keiner Frau, verpflichtet. Ich war nie verlobt oder gar verheiratet. Ich habe eine böse Erfahrung gemacht und ein trauriges Erlebnis verkraften müssen, aber das ist lange her. Darüber können wir später mal in aller Ruhe sprechen. Was Franzi anbetrifft, so ist sie ein liebes Mädchen, das es nicht leicht in ihrem Leben hatte, dem man eine Chance geben mußte, weil sie nicht die Schulbildung bekam, die ihrer Intelligenz entsprach, da sie eine sehr egoistische Mutter hatte, die sich dann auch noch in eine Krankheit hineinsteigerte, um Franzi abhängig zu machen. So, das sollten Sie vorerst wissen.«
»Sie sind mir doch keine Erklärungen schuldig«, sagte Kirsten leise.
»Ich liebe Klarheit, und zwischen uns soll von Anfang an Klarheit und Aufrichtigkeit bestimmend sein.
»Was wollen Sie von mir wissen?«
»Momentan weiß ich, daß Sie mir sehr viel bedeuten, und das genügt mir. Und wenn Sie mir jetzt nicht sagen, daß Sie sich längst für einen anderen Mann entschieden haben, werden wir genug Zeit haben, einmal über die Vergangenheit zu reden, wenn diese auch keine bedeutende Rolle für uns spielen sollte. Ich hatte, als ich in diese Klinik kam, den Gedanken, wie schnell das Leben zu Ende sein kann. Was wissen wir denn schon? Aber es ist gut, mal ein Warnzeichen zu bekommen, damit man dankbar ist für jeden Tag, für die Gegenwart, wenn man auch nicht weiß, was die Zukunft bringt. Viele Menschen machen sich zu viele Gedanken darüber, was sie in der Zukunft noch alles erleben könnten. Sie vergessen es, den Augenblick zu genießen. Viele Menschen schieben Entscheidungen vor sich her, die sie gleich treffen könnten, und die manchmal vergessen zu treffen, was sie dann ewig bereuen. So frage ich Sie direkt, Kirsten, können Sie sich vorstellen, mit mir gemeinsam die Gegenwart zu genießen, den nächsten Tag und hoffentlich noch viele weitere Tage, bis ans Ende?«
»Sie haben das wunderschön gesagt. Ja, ich möchte das sehr gern. Es gibt keinen Menschen, den ich lieber an meiner Seite wüßte.«
Er drückte ihre Hände an seine Lippen. »Tausend Dank, liebste Kirsten«, sagte er zärtlich. »Das hilft mehr als die beste Medizin. Und jetzt sag bitte Frank zu
mir.«
»Es ist eigentlich nicht erlaubt, daß Ärzte und Patienten persönliche Beziehungen entwickeln«, sagte sie mit einem kleinen Lächeln.
»Bei uns ist das etwas anderes. Du bist mir ja verordnet worden.«
»Lieber Frank«, sagte sie weich, »es ist wunderschön, einen Mann wie dich kennengelernt zu haben.«
»Und du wirst mich nicht mehr los«, sagte er zärtlich.
Kann ein Mensch so viel Glück haben, dachte sie, als sie in dieser Nacht einschlief. Sie war von Dankbarkeit erfüllt, und von Liebe für diesen Mann, der ihr bewies, daß Vertrauen kein leeres Wort und Liebe Wunder bewirken konnte.
*
Nachdem so erfreuliche Nachrichten von der Insel der Hoffnung über Waltraud Buchholz eintrafen und Anne Cornelius andeutete, daß Waltraud gern länger bleiben wollte, da sie einen so netten Kreis älterer Patienten gefunden hatte, fragte Daniel an, ob sie vielleicht Arbeit für eine sehr qualifizierte Laborantin hätten.
»Sag nur, du wüßtest eine, die hierherkommen würde«, staunte Dr. Cornelius.
»Ich habe sie noch nicht gefragt, aber es handelt sich um eine junge Frau, die dringend eine Veränderung braucht. Wenn Ihr sie beschäftigen könntet, würde ich mit ihr sprechen. Ich will ihr nur keine falschen Hoffnungen machen, da sie genug Nackenschläge hinnehmen mußte.«
»Die wird sie hier vergessen. So heiter wie gerade jetzt ging es schon lange nicht mehr zu bei uns. Franzi wird staunen, wenn sie ihre Mutter wiedersieht.«
»Behaltet sie nur so lange wie möglich dort. Franzi befindet sich gerade in einer sehr glücklichen Phase, die man ihr gönnen sollte.«
Für Daniel Norden gab es keinen Zweifel mehr, daß Jürgen und Franzi ein glückliches Paar waren. Er zweifelte auch nicht mehr daran, daß Jürgen vernünftig und verantwortungsbewußt geworden war.
Franzi hatte nun auch ihren ersten Besuch bei Frank gemacht. Er war schon ein bißchen enttäuscht gewesen, daß Jürgen nicht auch kam, aber Franzi hatte ihm dann gestanden, was geschehen war und Jürgen ihn nicht mit seiner Kopfwunde aufregen wollte.
»Er hat es für mich