Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Schrillen seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Hastig fischte er das Mobiltelefon aus seiner Jackentasche und nahm das Gespräch an. Es war Pfarrer Trenker. Karsten hatte ihm nach ihrem letzten Gespräch für den Fall der Fälle seine Handynummer gegeben.

      Und was der Pfarrer zu sagen hatte, ließ Karsten blass werden.

      »Michaela hat – was?«

      »Ich habe es selbst eben erst erfahren. Um zwölf will die Silvia Leutner herkommen, damit Michaela den Kaufvertrag für den Hof unterzeichnen kann.«

      »Das darf net wahr sein! Ausgerechnet jetzt!«

      »Ich hab’ bereits versucht, Michaela zu überzeugen, vorher noch einmal mit Ihnen zu sprechen«, erklärte Sebastian Trenker. »Aber das Madl wollte partout nicht auf mich hören. Ich weiß ja net, was zwischen Ihnen vorgefallen ist, aber…«

      »Glauben S’ mir, Herr Pfarrer, das wüsst’ ich selbst nur zu gern. Aber vorrangig ist jetzt, dass Michaela den Hof net verkauft. Was meinen S’, können S’ mir vielleicht noch ein bisserl Zeit verschaffen?«

      »Ehrlich g’sagt, ich weiß es net. Aber ich kann Ihnen versprechen, dass ich tun werde, was in meiner Macht steht.«

      »Dann wird das reichen müssen, Herr Pfarrer«, erwiderte Karsten. Er bedankte sich und beendete das Gespräch.

      »Ist was passiert?«, fragte Tom. Als Karsten ihm berichtet hatte, was vorgefallen war, nickte er. »Das klingt, als sollten wir uns besser ein bisserl beeilen.«

      Dem konnte Karsten nur beipflichten.

      *

      »Warten S’ bitte einen Moment«, sagte die Bender-Rosi zu der schick gekleideten Blondine. »Ich werd’ meiner Tochter gleich Bescheid geben, dass S’ da sind.«

      Sebastian beobachtete vom Stall aus, wie Michaelas Mutter im Innern des Wohnhauses verschwand, um im selben Moment ins Freie zu treten. »Sie müssen Silvia Leutner sein«, sagte er und reichte der blonden Frau die Hand. »Mein Name ist Sebastian Trenker, und Michaela schickt mich, um Ihnen auszurichten, dass s’ sich ein bisserl verspäten wird.«

      »Aber war das net gerade ihre Mutter, die…?«

      Um jeglichen Widerspruch im Keim zu ersticken, hakte Sebastian sich bei Silvia unter. »Michaela bat mich außerdem, Ihnen die Zeit bis zu ihrer Rückkehr möglichst zu verkürzen. Ich dacht’ mir, es wär’ sicher ganz nett für Sie, wenn ich S’ ein bisserl auf dem Hof herumführe. Am besten, wir fangen oben auf der Kuhweide an. Die Zenzi hat vor kurzem ein Kälbchen bekommen, und…«

      Sebastian sandte ein stummes Dankgebet zum Himmel, als sich Silvia Leutner mit ihm in Bewegung setzte. Seit er Karsten angerufen hatte, hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, wie er den Verkauf des Bender-Hofes wohl am besten noch eine Weile hinauszögern konnte.

      Ein Gespräch mit Michaela erschien ihm wenig erfolgversprechend, daher entschied er sich am Ende für eine gänzlich andere Vorgehensweise. Wie lange es ihm auf diese Weise gelingen würde, Michaela und Silvia Leutner voneinander fernzuhalten, konnte er allerdings nicht voraussehen. Ihm blieb nur zu hoffen, dass Karsten sich mit der Umsetzung seiner Pläne beeilte.

      *

      »Ja, wo ist sie denn nun, Mutter?« Michaela schaute sich suchend um, konnte jedoch nirgends eine Spur von Silvia Leutner entdecken. Einzig ihr schnittiger Sportwagen zeugte davon, dass sie sich irgendwo ganz in der Nähe aufhalten musste.

      »Ich weiß es wirklich net, Madl«, antwortete die Bender-Rosi. »Vielleicht hat sie’s sich ja auch im letzten Moment noch anders überlegt und will den Hof nun doch nimmer kaufen.«

      Michaela schüttelte den Kopf. »Nein, das glaub’ ich net. Dann wäre auch ihr Auto net mehr hier, Mutter.«

      »Dann macht s’ vielleicht einen Spaziergang.«

      »Nein, auch das kann ich mir net vorstellen. Aber… Da ist sie ja«, rief sie plötzlich aus. Sie runzelte die Stirn. »Kannst du mir vielleicht erklären, was s’ gemeinsam mit dem Herrn Pfarrer auf der Kuhweide zu suchen hat?« Aber darauf konnte ihre Mutter ihr auch keine Antwort geben.

      Michaela atmete noch einmal tief durch, strich den Rock ihres Dirndls glatt und begann den Aufstieg zur Weide. »Also gut, dann will ich’s mal hinter mich bringen«, sagte sie und spürte sofort, wie ihr Herz aufgeregt zu pochen begann. Sosehr sie auch versuchte, sich vom Gegenteil zu überzeugen, tief in ihrem Herzen hatte sie sich mit dem Verkauf des elterlichen Hofes noch immer nicht abgefunden.

      Doch es schien tatsächlich keinen anderen Ausweg zu geben. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich in das Schicksal zu fügen, das der Herrgott anscheinend für den Bender-Hof bestimmt hatte.

      »Da sind S’ ja, Frau Leutner«, rief sie, als sie in Hörweite gelangt war. »Ich hab’ S’ schon überall gesucht! Was machen S’ denn hier droben?«

      Sebastian Trenker schaltete sich ein, ehe die Blondine zu Wort kommen konnte. »Ich dachte, ich führe die Frau Leutner ein wenig auf dem Hof herum. Schließlich soll s’ ja auch net die sprichwörtliche Katze im Sack kaufen.«

      Michaela rang sich ein Lächeln ab. »Nein, natürlich net. Aber jetzt muss ich Ihnen Frau Leutner entführen, Herr Pfarrer. Sie entschuldigen uns?«

      Das Verhalten des guten Hirten von St. Johann war für Michaela gelinde gesagt überraschend. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich damit zu befassen. Sie wollte so schnell wie möglich die Formalitäten abwickeln und den Verkauf des Hofes endlich über die Bühne bringen.

      *

      Knapp eine halbe Stunde später saß Michaela zusammen mit Silvia Leutner in der guten Stube des Bender-Hofes. Vor ihr auf dem Tisch lag der Kaufvertrag, daneben ein Kugelschreiber. Es war so still im Raum, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Nur das allgegenwärtige Ticken der Kuckucksuhr an der Wand war zu vernehmen.

      »Was ist nun, Frau Bender?«, durchbrach Silvia Leutner schließlich das Schweigen. »Wollen S’ den Vertrag jetzt endlich unterzeichnen oder net? Glauben S’ mir, ein besseres Angebot werden S’ ganz sicher von niemandem bekommen, und…«

      Es klopfte an der Tür, die gleich darauf geöffnet wurde. Es war Pfarrer Trenker, der, bereits zum vierten Mal in den vergangenen dreißig Minuten, seinen Kopf durch den Türspalt steckte.

      »Ich wollt’ gerade einen Kräutertee für Ihre Mutter und mich aufsetzen, Michaela. Möchten die Damen vielleicht auch ein Tässchen?«

      Silvia Leutner bedachte den Pfarrer von St. Johann mit einem Blick, der Bände sprach. »Liebe Güte, hat man denn hier niemals seine Ruh’?«, stieß sie zornig hervor.

      Obwohl Michaela es schon ein bisschen seltsam fand, dass Sebastian Trenker alle paar Minuten hereinschaute, ärgerte sie sich doch vor allem über Silvia Leutners unhöfliches Verhalten. »Nein, danke«, sagte Michaela deshalb sanft. »Wir benötigen nichts.«

      Nachdem der Pfarrer sich wieder zurückgezogen hatte, nahm Michaela den Stift zur Hand. Doch noch immer zögerte sie, den Kaufvertrag zu unterzeichnen. Warum bloß? Sie wusste doch, dass es die beste – und vor allem die einzige! – Lösung für alle war.

      Und dennoch…

      Wieder

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