Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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nicht im Haus war. Das wunderte Michaela, stand sein Wagen doch draußen auf der Straße.

      »Vielleicht ist er ja in der Bäckerei nebenan einen Kaffee trinken«, überlegte die freundliche Pensionswirtin laut. »Versuchen Sie doch einfach mal Ihr Glück.«

      Michaela bedankte sich und verließ die Pension wieder. Draußen überlegte sie kurz, ob sie den Rat der Wirtin befolgen und nachschauen sollte, ob sich Karsten tatsächlich in der Bäckerei aufhielt.

      Warum eigentlich nicht?, sagte sie sich und betrat gleich darauf das Geschäft, das sich ja direkt neben der Pension befand.

      Die Verkäuferin hinter der Theke bediente gerade ein älteres Ehepaar und bemerkte Michaela gar nicht. Sie wusste, dass sich im hinteren Teil der Bäckerei ein kleines Café befand, hatte hier früher selbst hin und wieder mal was getrunken, vor allem, wenn es in der Schule eine Freistunde gegeben hatte.

      Michaela betrat also kurz darauf das kleine Café – und blieb wie erstarrt stehen.

      Sie erblickte tatsächlich Karsten, der bis eben wohl an einem der Tische gesessen, sich nun aber erhoben hatte.

      Doch das war es nicht, was Michaela so schockte. Karsten war nämlich nicht allein, bei ihm war eine sehr attraktive Blondine, die Michaela nur zu gut kannte: Es war Silvia Leutner, die Frau, die ihr das lukrative Kaufangebot gemacht hatte.

      Und jetzt umarmten die beiden sich heftig.

      Michaela hielt den Atem an. Sie war weder von Karsten noch von seiner Begleitung entdeckt worden, dazu waren die beiden viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

      Hastig wandte Michaela sich jetzt ab und stürmte aus der Bäckerei. In ihren Augen schimmerten Tränen.

      *

      Eine Weile später versuchte Michaela am kleinen See, an dem sie früher schon so oft gewesen war, den Kopf freizubekommen.

      Doch es war aussichtslos. Immer wieder spielte sich ein und dieselbe Szene vor ihrem geistigen Auge ab. Der Moment, in dem sie gesehen hatte, wie Karsten und diese Silvia Leutner sich umarmt hatten.

      Tausend Gedanken schossen Michaela durch den Kopf. Da waren so viele Fragen: Wie konnte es sein, dass Karsten ausgerechnet mit Silvia Leutner etwas hatte – und dass dem so war, stand ja wohl außer Frage! –, der Frau, die sich ebenfalls um den Hof von Michaelas Vater bemühte? Steckten die beiden etwa unter einer Decke?

      Doch gleich darauf verwarf Michaela den Gedanken wieder. Das würde einfach nicht passen, schließlich trieben sie damit den Preis gegenseitig in die Höhe, und jeder von ihnen musste schließlich daran interessiert sein, so wenig wie möglich zu bezahlen.

      Also waren sie viel eher Konkurrenten. Michaela nickte. Ja, so musste es sein. Privat waren sie ein Paar, geschäftlich Konkurrenten. Und dass sie Privates und Geschäftliches sehr wohl voneinander trennen konnten, bewies die Tatsache, dass sie sich vorhin im Café umarmt hatten.

      Michaela wurde regelrecht schlecht angesichts dieser neuen Erkenntnisse. Sicher, das alles war für sich genommen kein Problem, eines allerdings schon, und zwar Karstens Verhalten ihr, Michaela, gegenüber.

      Denn immerhin hatte er sich ja geradezu schamlos an sie herangemacht. Er hatte sie sogar geküsst und ihr damit vorgegaukelt, dass er sie mochte.

      Und das alles nur, um an den Hof ihres Vaters zu kommen!

      Michaela atmete tief durch. Ja, genauso war es. Er hatte ihr schöne Augen gemacht, um sie dazu zu bringen, den Hof zu verkaufen – und zwar an ihn. Deshalb ist er auch nach dem Kuss einfach abgehauen, dachte Michaela bitter.

      Das Schlimmste an der Sache war, dass ihr jetzt eines ganz klar wurde. Etwas, das sie schon die ganze Zeit über gespürt, sich aber nicht richtig eingestanden hatte: dass sie Karsten liebte.

      Ja, sie liebte ihn. Aber er liebte eine andere und hatte sie zudem noch schamlos hintergangen. Er hatte mit ihr gespielt, und das würde sie ihm nie verzeihen können.

      Eines war also klar: Sie musste Karsten vergessen, und zwar so schnell es ging. Aber war so etwas überhaupt möglich? Konnte man jemanden, den man liebte, einfach aus seinem Gedächtnis streichen?

      Michaela bezweifelte es. Aber was sollte sie sonst tun?

      Sie reckte das Kinn. Als erstes musste sie die Sache mit dem Hof zu Ende bringen. Daran, dass er verkauft werden musste, hatte sich nichts geändert. Aber ganz bestimmt würde Michaela nicht mehr zulassen, dass Karsten das Geschäft machte und hinterher als strahlender Sieger dastand. Auf gar keinen Fall!

      *

      Nach außen hin war Karsten wie immer, innerlich aber kochte er vor Wut.

      Schuld daran war Silvia, seine Ex. Nicht nur, dass sie sich ihm vorhin in dem Café zum Abschied noch an den Hals geworfen hatte und damit so tat, als bedeute er ihr noch etwas (was mit Sicherheit nicht der Fall war, und umgekehrt schon gar nicht), nein, etwas anderes schmeckte ihm noch viel weniger.

      Und zwar der Grund, weshalb sie sich augenblicklich in Pertenried aufhielt.

      Sie war mit denselben Absichten hier wie er, und sie war in der Lage, erheblich mehr zu bieten. Was sie ja auch bereits getan hatte, wie er wusste. Michaela hatte ja bereits von einem zweiten Interessenten gesprochen.

      Ob aus seinem Plan, Michaela zu helfen, den Hof zu retten, nun noch etwas werden konnte? Die Frage war durchaus berechtigt, denn er kannte Silvia sehr gut. Sie bekam immer, was sie wollte. Immer.

      Doch genau das musste er dieses Mal verhindern. Er wollte nicht, dass ihr oder ihrem Auftraggeber der Hof in die Hände fiel. Er wollte auf keinen Fall mehr, dass Michaela ihr zuhause verlor.

      Aber ob der Plan, auf den Pfarrer Trenker ihn gebracht hatte, wirklich funktionieren konnte?

      Generell sicher schon, aber der springende Punkt war wie immer das liebe Geld. Und genau deshalb hatte Karsten jetzt noch einige Telefonate zu führen. Und er hoffte, dass er hinterher gute Nachrichten für Michaela hatte. Er hoffte es inständig.

      *

      »Sie haben sich also wirklich entschlossen, an diese Frau Leutner zu verkaufen?«, fragte Pfarrer Trenker überrascht, als Michaela ihm am nächsten Tag von ihrem Vorhaben erzählte.

      Michaela nickte entschlossen. »Ja, ganz recht. Und ich war eben auch schon im Krankenhaus und habe mit Vater darüber gesprochen. Er ist auf jeden Fall einverstanden, auch wenn ich natürlich merke, dass es ihm das Herz bricht. Aber es gibt nun mal keine andere Möglichkeit.«

      »Und der Karsten Hofstädter?«

      Schlagartig verfinsterte sich Michaelas Miene. »Sein Angebot ist zu niedrig«, sagte sie knapp.

      »Hat er denn noch gar net mit Ihnen g’sprochen gestern?«, fragte Sebastian Trenker verwundert. »Er war nämlich hier und hat sich mit mir unterhalten, er kann Ihnen…«

      »Doch, ich weiß, er kann mir ein höheres Angebot machen, aber daran bin ich net interessiert. Dieser Kerl ist der hinterhältigste Mensch, der mir je begegnet ist, ich will nix mehr mit ihm zu schaffen haben!«

      Sebastian spürte, dass irgend etwas zwischen Michaela und Karsten vorgefallen sein musste, was das Madl tief enttäuscht hatte. Allerdings verwunderte

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