Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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zu. »Schauen S’, dass dieses Unternehmen etwas vorhat mit dem Grundstück und net den Hof so lassen will, wie er ist, war doch eigentlich ganz klar, net wahr?«

      Michaela nickte. »Sicher, ich bin ja auch net weltfremd. Welche Firma ist schon an einem Hof wie diesem hier interessiert? Aber trotzdem – ich mein’, der Vater hat das hier alles mit seiner eigenen Händ’ Arbeit aufgebaut. Da kann ich doch net einfach zulassen, dass der Hof dem Erdboden gleichgemacht wird.«

      Bei ihren Worten schlug die Bender-Rosi die Hände über dem Kopf zusammen. »Mei, die Vorstellung ist ja wirklich schrecklich. Nie hätt’ ich dacht, dass unser Hof eines Tages mal abgerissen wird. Das hier ist doch unser Zuhause!«

      Der Pfarrer legte der älteren Frau eine Hand auf die Schulter. »Nun malen S’ mal net gleich den Teufel an die Wand, Frau Bender«, sagte er. »Sicher, wenn der Hof tatsächlich verkauft werden muss, wird der Abschied net leichtfallen. Aber vielleicht gibt’s ja doch eine andere Möglichkeit, und selbst wenn nicht, wird’s trotzdem weitergehen hinterher.« Er wandte sich an Michaela. »Was die Verhandlungen angeht, werd’ ich Sie nicht weiter unterstützen können. Ich weiß aber inzwischen, dass dem Ludwig alles lieber ist als eine Zwangsversteigerung. Trotzdem würd’ ich Ihnen raten, das Ganze noch ein bisserl hinauszuzögern. Erstens könnten S’ dadurch bessere Konditionen herausschlagen, und zweitens ist’s ja auch immer möglich, dass noch ein weiterer Kaufinteressent hinzukommt. Das kann manchmal ganz schnell gehen.«

      Michaela nickte. »Dank’ schön, Herr Pfarrer«, sagte sie. »Ich werde Ihren Rat mit Sicherheit befolgen.« Sie verengte die Augen zu Schlitzen. »Über den Tisch werd’ ich mich von dem Karsten Hofstädter auf jeden Fall ganz gewiss net ziehen lassen«, sagte sie, und aus ihren Worten sprach die pure Entschlossenheit.

      *

      Nach dem Gespräch mit Michaela hatte Karsten noch einige Zeit nachdenklich in seinem Wagen gesessen. Sicherlich war es nicht unbedingt eine gute Idee gewesen, von dem geplanten Luxushotel zu erzählen. Das hatte er eigentlich die ganze Zeit vermeiden wollen, aus Angst, Michaela damit nur noch mehr zu verschrecken. Andererseits: Irgendwann hatte er es ihr ohnehin sagen müssen, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass sie oder auch ihr Vater einen Vertrag unterschrieben hätten, ohne zu wissen, was aus dem Hof werden sollte.

      Dennoch war ihm jetzt alles andere als wohl zumute, denn es war klar, dass Michaela einem Verkauf des Anwesens noch zwiespältiger gegenüberstand.

      Aber das war es nicht mal, was ihm wirklich zu schaffen machte. In Wahrheit nämlich fragte er sich im Moment immer öfter, was er selber eigentlich wollte.

      Hergekommen war er mit ganz klaren Vorstellungen: Er wollte den Auftrag, den er von seinem Chef bekommen hatte, zu dessen vollster Zufriedenheit ausführen, und zwar so schnell und so gut wie möglich.

      Inzwischen aber fragte er sich, ob das moralisch überhaupt vertretbar für ihn war. Er hatte Michaela als eine Frau kennengelernt, die eisern für den Erhalt des Hofes kämpfte. Und zwar nicht aus irgendwelchen kommerziellen Gründen, sondern um das, was ihr Vater mit seiner eigenen Hände Arbeit aufgebaut hatte, zu erhalten. Sie wollte unbedingt erreichen, dass der Hof im Besitz ihres Vaters und damit der Familie blieb.

      Karsten konnte nicht leugnen, dass er Michaela dafür insgeheim bewunderte. Es ging ihr nicht um Geld oder Materielles, sondern um ideelle Werte – und er fragte sich, ob er selbst jemals so gehandelt hätte.

      Wahrscheinlich nicht, musste er sich selbst eingestehen, und er bedauerte dies. Unwillkürlich keimte die Frage in ihm auf, ob die Ziele, die er bisher in seinem Leben verfolgt hatte, immer so richtig gewesen waren.

      Sein Beruf war ihm bislang über alles gegangen. Aber waren es nicht andere Dinge, die im Leben zählten?

      Darüber dachte er jetzt nach, als er den Motor startete und Richtung Ort davonfuhr.

      Als ihm etwa einen Kilometer später ein Wagen entgegenkam, stockte Karsten.

      Bei dem Wagen handelte es sich um einen Sportwagen, der ein halbes Vermögen gekostet haben musste. Ganz obere Liga. So ein Luxusflitzer fiel in einer Gegend wie dieser natürlich sofort auf.

      Aber es war nicht das Auto, das Karstens Interesse geweckt hatte. Nein, es war die Frau gewesen, die hinter dem Steuer des Wagens saß.

      Sie war blond, stark geschminkt, attraktiv. Er hatte sie nur ganz kurz gesehen, aber doch lange genug, um sie zu erkennen.

      Konnte es wirklich sein, dass sie hier war? Karsten schüttelte den Kopf. Nein, ausgeschlossen! Was sollte sie hier wollen? Das Landleben interessierte sie nicht, im Gegenteil, sie hasste die Abgeschiedenheit. Sie war eine Frau, die den Trubel und die Hektik der Stadt liebte. Nichts konnte sie aufs Land verschlagen, dessen war Karsten sicher.

      Er musste sich also getäuscht haben. Immerhin war auch alles ganz schnell gegangen, da war das gut möglich.

      Und vor allem hoffte er, dass er sich getäuscht hatte. Denn nichts auf der Welt wäre schlimmer für ihn, als dieser Frau noch einmal zu begegnen.

      *

      »Guten Tag, ich würde gern zur Michaela Bender. Ist sie wohl kurz zu sprechen?«

      Michaela musterte die Frau, die ihr gegenüberstand, argwöhnisch. Es gibt Menschen, die einem auf Anhieb sympathisch oder unsympathisch sind – diese Frau gehörte in Michaelas Fall eindeutig zur letzteren Kategorie. Sie war sehr groß und schlank, beinahe dürr, hatte blondes, golden schimmerndes Haar, und ihr Gesicht war mit einer dicken Schicht Make-up überzogen.

      Natürlich war an dieser Person rein gar nichts. Alles wirkte künstlich, und die Kleider, die sie trug, schienen ein Vermögen gekostet zu haben. Was Michaela aber vor allem nicht gefiel, war das Lächeln der Frau. Es wirkte künstlich und falsch.

      »Das bin ich«, sagte Michaela nun. »Und mit wem, bitt’ schön, hab’ ich es zu tun?«

      Das Lächeln der Frau wurde noch breiter und damit noch unechter. »Mein Name ist Silvia Leutner. Ich bin im Auftrag eines Immobilienmaklers hier, dem zu Ohren gekommen ist, dass Ihr Herr Vater mit dem Gedanken spielt, den Hof zu verkaufen. Sie sind seine Stellvertreterin, wenn ich richtig informiert bin?«

      Michaela nickte. Jetzt war sie doch sehr überrascht, mit so etwas hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Ein zweiter Kaufinteressent – das war einerseits eine glückliche Fügung, weil es den Preis hochschrauben konnte. Andererseits wollte es Michaela aber trotzdem nicht so recht gefallen. Denn eigentlich wollte sie ja erreichen, dass der Hof im Besitz der Familie blieb, auch wenn sie zum jetzigen Zeitpunkt noch immer keinen Schimmer hatte, wie sie das anstellen sollte.

      »Das ist richtig«, antwortete Michaela. »Darf ich denn fragen, woher Sie die Information haben?«

      »Ach, wissen S’«, winkte Silvia Leutner lächelnd ab, »so was spricht sich in der Geschäftswelt rasend schnell herum.«

      »Na, dann kommen S’ mal mit hinein.« Michaela führte die Besucherin zu Vaters Arbeitszimmer. Unterwegs begegneten sie noch Michaelas Mutter und dem Pfarrer Trenker, die sich gerade auf dem Weg zum Krankenhaus machten, um den Ludwig zu besuchen.

      »Bitte, nehmen S’ doch Platz«, sagte Michaela und deutete auf den Besucherstuhl, während sie selbst sich hinter den großen Schreibtisch setzte. »Was genau kann ich denn jetzt für Sie tun?«, wollte sie sogleich wissen.

      Silvia Leutner lächelte. »Sie kommen rasch zur Sache, das mag ich. Also gut, ich will auch nicht

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