Nachtreigen – erweiterte Version. Dietmar Wolfgang Pritzlaff

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Nachtreigen – erweiterte Version - Dietmar Wolfgang Pritzlaff

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bin ein Kind meiner Eltern

      und ein Geschöpf dieser Zeit

      Ich bin einer von denen

      die es bereu‘n

      ein Stück von dem Leben

      von dem vielfältigen Leben

      ein Stück nur zu leben versucht zu haben

      dabei verzweifelt

      an sich selbst gescheitert

      an dem Leben im Grunde vorbeigelebt

      Wo ist das Kind jener Eltern

      wo das Geschöpf, welcher Zeit

      Geblieben ist davon nur ein Haufen Asche

      Mein Leben ist ein einziger Kampf

      mit mir selbst

      wie wirbeln die geballten Fäuste

      durch die Luft

      groteskes Winden, Hüpfen und Drehen

      um die eigene Achse

      sich windend, springend, tänzelnd

      gebeugt, gestreckt und wieder gebeugt

      immer weiter, immerfort

      kein Sieg

      kein Ziel

      wann endlich mein KO ?

      Große Erwartung, hoffend und glaubend.

      Dann der Augenblick des Geschehens.

      Das, was wirklich ist, übertrifft dann jegliche Erwartung.

      Man steht vor den Trümmern der Hoffnung.

      Niederschmetternd das Ergebnis, den Tatsachen ins Auge sehend.

      Zu Hilfe eilend, den letzten Möglichkeiten Kraft gebend.

      Doch manchmal ist alles verloren.

      Wut und Ärger steigern sich ins Unermessliche.

      Diese werden beim Abflauen der Gefühle von Resignation ersetzt.

      Dann nur noch Ruhe. Bitte Ruhe bewahren!

      Sich fassen, überlegen - was nun?

      Mit neuer Kraft voraus?

      War ja doch nicht so schlimm.

      Weiter geht’s - oder - oder doch nicht?

      Die Enttäuschungsrückstandssubstanzen bleiben für immer.

      Für immer???

      Das Biest muss raus

      sonst frisst es sich durch Mark und Bein

      höhlt den Kopf aus

      verschlingt die Eingeweide

      saugt die Adern leer

      knabbert an den Knochen

      zerreißt die Nerven

      zerfleischt die Muskeln

      nimmt den Verstand

      kratzt am Gerechtigkeitssinn

      zerschlägt den Stolz

      zersplittert das Selbstwertgefühl

      schlürft den Mut heraus

      beißt sich durch die innere Zufriedenheit

      besudelt Menschenfreundlichkeit mit Einsamkeitserbrochenem

      beschmutzt Ausgeglichenheit mit Depressionskot

      bespuckt Glücksgefühl mit Trauereiter

      belädt Freiheitsgefühl mit Angstgeschwüren

      und dann -

      bleibt nur noch ein großer Haufen zurück

      ein großer Haufen stinkender Scheiße

      den man Leben nennt

      Stahlglatt

      und glänzend poliert

      hängt

      über der Versäumnis

      das Messer.

      Millimetergenau angepasst

      die Führungsleisten

      links und rechts

      im Holzrahmen.

      Das blitzblanke Messer

      gehalten von kluger Technik

      saust nach unten

      auf Knopfdruck.

      Ein sauberer Schnitt

      durch Adern und Blutgefäße

      durch Luft- und Speiseröhre

      durch Nerven, Muskeln und Fett

      durch rohes Fleisch

      durch Wirbel und Knochen

      trennt Kopf vom Rumpf

      trennt Leid vom Glück

      trennt Erinnerung von Vorahnung

      trennt Vergangenheit von Gegenwart.

      Nur ein einziger Schnitt.

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      Abb. 2

      FRÜHLING IM ALL

      Acryl-

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