Ein Heimsieg per Post. Группа авторов

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zwingt Cruyff zum Zuschauen.

      Ansonsten tritt Ajax allerdings in Bestbesetzung an: Johan Neeskens läuft auf, der Linksaußen Piet Keizer ist dabei und auch Torwart Heinz Stuy. Auch die Fortuna-Borussen nehmen die Aufgabe ernst; es ist am Tag vor dem Spiel ein gemeinsames Training angesetzt. Und während sich Düsseldorfs Trainer „internationale Erfahrungen“ für seine Mannschaft erhofft, erwartet Weisweiler: „Sowohl Ajax als auch Fortuna und Borussia sind Mannschaften, deren Stärke in der Geschlossenheit liegt. Darum verspreche ich mir von diesem Spiel erstklassige Leistungen.“

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      Ungewöhnlicher Dreiersturm: Jupp Heynckes, Heino und Günter Netzer (v. l.).

      SAISONVERLAUF

      GLANZ IN DEN POKALWETTBEWERBEN Die Saison 1972/73 geht eher als Jagd auf die Pokale in die Borussia-Geschichtsbücher ein. In der Bundesliga bietet die Mannschaft insgesamt die schwächsten Leistungen der jüngeren Vergangenheit – und mit Platz 5 am Ende auch das schlechteste Endergebnis der zurückliegenden Jahre. Borussia stellt zwar mit 82 erzielten Treffern erneut eine echte Torfabrik und nach Meister Bayern München den zweitbesten Angriff der Liga. Allerdings weist die Defensive vor Wolfgang Kleff zu oft Lücken auf, 61 Gegentore sind alles andere als ein zufriedenstellender Wert. Nach wechselhafter Hinrunde (drei Auftaktsiegen folgen drei Niederlagen) steht Borussia auf Rang acht und kann sich nur durch eine stärkere Rückrunde auf den fünften Platz retten. Und auch, wenn die Saison einige Höhepunkte wie das 6:1 gegen den HSV oder das 6:0 gegen den VfL Bochum bereit hält: Das alles ist nichts gegen die Erlebnisse in den beiden Pokalwettbewerben. Im UEFA-Cup setzt sich Borussia unter anderem gegen die deutschen Vertreter aus Kaiserslautern und Köln durch und qualifiziert sich durch zwei Siege gegen Twente Enschede sogar fürs Finale. Dort aber kann man die 0:3-Hinspielniederlage beim FC Liverpool „nur“ mit einem 2:0 auf dem Bökelberg beantworten. Dafür schreibt Borussia mit dem Gewinn des DFB-Pokals Fußballgeschichte: Im Finale gegen den 1. FC Köln wechselt sich Günter Netzer beim Stand von 1:1 zur Verlängerung selbst ein – und schießt nur wenige Minuten später den Siegtreffer, in seinem letzten Spiel für Borussia.

      Der Zeitpunkt für diese Partie ist perfekt gewählt: Am 30. Dezember sind ansonsten keine Sportereignisse, viele Fußballfreunde haben Urlaub und wollen einfach ein schönes Fußballspiel mit vielen Stars oder auch das nagelneue Düsseldorfer Stadion sehen. Es wird ein riesiges Event, Heino tritt auf, auch Tony Marschall: Rund 50.000 Besucher kommen ins Stadion. Die Borussen unterstützen ihre Spieler, aber auch die sechs Fortunen im Spiel gegen Ajax. Bei den Düsseldorfern ist es umgekehrt. Borussia Düsseldorf oder Fortuna Mönchengladbach – in der Berichterstattung über diese einmalig zusammengewürfelte Mannschaft wird hinterher schlicht von einer „Kombination“ die Rede sein.

      Das Spiel wird den hohen Erwartungen insgesamt nicht gerecht, das Niveau leidet doch sehr unter dem gefrorenen Rasen. Aber dennoch zeigen die Deutschen eine ordentliche und engagierte Leistung – und gehen in der 25. Minute dann auch in Führung. Der Treffer wird vereinsübergreifend herausgespielt, dennoch haben die Borussen im Team den größeren Anteil: Vogts fängt in der Defensive den Ball ab, spielt weiter auf Wimmer. Der wiederum sieht Fortunas Gerd Zewe, der schnell Günter Netzer in Szene setzt. Netzer schaut, spielt in den freien Raum auf Heynckes – und der vollstreckt zum 1:0. Dass Ajax nach einer Stunde durch Neeskens zum 1:1-Endstand trifft, ist ein Tor für die Statistik. Ein Moment für die Ewigkeit hingegen ist sicherlich dieses wohl einmalige Tor in der 25. Minute, über das sich im Rheinstadion sowohl die Fortuna-, als auch die Borussia-Fans in seltener Einigkeit freuten.

       Rainer, beim nächsten Mal fahren wir doch lieber mit dem Zug.“

      Günter Netzer zu Rainer Bonhof auf einem Flug von Aberdeen nach Liverpool, als Wasser statt Luft aus der Belüftung kommt.

      PERSONALIE

      GÜNTER NETZER – DER „KING VOM BÖKELBERG“ Zum Feiern ist Günter Netzer eigentlich nicht zumute: „Muss das denn mit dieser Ehrung vor dem Spiel sein?“, fragt Borussias Mittelfeldspieler am Tag vor dem Heimspiel gegen den MSV Duisburg. Netzer ist frustriert, nur wenige Tage zuvor hat er sich eine schwere Oberschenkelzerrung zugezogen und wird gegen die „Zebras“ nicht spielen können. Aber die Ehrung muss sein, Netzer wird vollkommen verdient von Deutschlands Sportjournalisten zum besten Spieler des Jahres 1972 gewählt. Mittlerweile prägt der 28-Jährige nicht mehr nur das Spiel Borussias, sondern auch das der Nationalmannschaft, die mit seiner Hilfe im Vorjahr Europameister wurde. Frisch als bester Fußballer des Jahres ausgezeichnet, dreht sich auch in der Saison 1972/73 alles um ihn: Erst das bange Warten auf seine Rückkehr nach der Verletzung, dann der Kauf eines Ferraris, zahlreiche Wechselgerüchte, überragende Spiele, der Streit mit Hennes Weisweiler, der angekündigte Wechsel zu Real Madrid – und schließlich das Pokalfinale 1973 in Düsseldorf mit Jahrhunderttor nach Selbsteinwechslung, und das im letzten Spiel für seinen Verein – der „King vom Bökelberg“ ist, das gibt Weisweiler schon zu Beginn der Saison zu, „ein richtiger Kerl geworden“.

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      1973|74

      Als Netzer wie ein Nasenbär aussah

      Es geht um Zeit. Also beeilt sich Rainer Bonhof, mögliche Lösungen in das TV-Studio zu rufen. Und wenn es darum geht, zu erraten, was jemand gerade malt, sind Begriffe aus der Zoologie immer willkommen. Also glaubt Bonhof einen Nasenbären in dem zu sehen, was sein Mannschaftskamerad Klaus Sieloff zeichnet. Es dauert noch ein bisschen, ehe die richtige Antwort kommt: Das Gezeichnete soll den gemeinsamen Mitspieler Günter Netzer darstellen. Auch wenn die Lösung in diesem Fall nicht allzu schnell kommt, erweist sich das Team Borussia an diesem Abend als deutlich besser als die gegnerische Mannschaft vom FC Bayern München.

      In einem Fernsehstudio des Hessischen Rundfunks in Frankfurt am Main messen sich die beiden prägenden Fußballvereine der 70er Jahre auf ungewohntem Terrain. Die Sendung „Die Montagsmaler“ wird gerade ins Abendprogramm des Ersten deutschen Fernsehens aufgenommen. Das Konzept ist einfach: Zwei Teams müssen abwechselnd erraten, was einer ihrer Mitspieler gerade zeichnet. Um die Aufmerksamkeit für den Sendeplatz in den ersten Wochen zu steigern, treten in den ersten vier Sendungen jeweils Delegationen von Fußballmannschaften der Bundesliga gegeneinander an. Es geht um Striche statt um Punkte. Das Duell zwischen Borussia und Bayern am 11. März 1974 soll der Höhepunkt sein. Borussias Präsident Dr. Helmut Beyer hat der Produzentin Lia Wöhr vor Wochen die Zusage gegeben, dass der VfL sich mit einer Gruppe beteiligen werde. Trainer Hennes Weisweiler höchstpersönlich soll das kreative Ensemble zusammenstellen. „Ich weiß nicht, wieso ich dabei war“, sagt Rainer Bonhof. Das zeichnerische Talent könne es nicht gewesen sein, vielleicht eher der Humor. Neben Bonhof werden Klaus Sieloff und dessen Frau sowie Horst Köppel auserkoren. Zudem gibt es ein weiteres Team mit Jugendspielern des VfL. Die Borussen bereiten sich akribisch auf den Auftritt im Fernsehen vor und üben fleißig im Klubheim. Aus einer Schule wird ein Gerät geliehen, das die gemalten Striche aufnimmt und groß an die Wand wirft.

       Wir haben in Stuttgart ganz knapp verloren

      Berti Vogts nach dem 1:6 beim VfB vor Millionen Zuschauern in einer Fernsehsendung zugunsten von Unicef.

      Das viele Üben bleibt nicht ohne Wirkung. In der von Frank Elstner moderierten Sendung setzt sich Team Borussia deutlich 60:38 gegen Team Bayern – unter anderem mit Uli Hoeneß – durch. Als Belohnung gibt es 500 Mark für die erwachsenen Spieler, einen Betrag für den Verein zur freien Verwendung und Spielzeug für die Nachwuchskicker. Insbesondere den Jugendlichen ist der hohe Sieg nämlich zu verdanken. Wobei auch die gestandenen Profis ihren Beitrag

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