An neuer Küste, mit alter Gesinnung. Группа авторов
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Dirk Nordhoff/ Dominique Hansen/ Marius Münstermann (Hg.)
An neuer Küste, mit alter Gesinnung
Hans Paasche und seine Kritik am Kolonialismus im Deutschen Kaiserreich
Impressum
ISBN 978-3-940621-92-4 (epub)
ISBN 978-3-940621-93-1 (pdf)
Die Digitalisate basieren auf folgenden Ausgaben aus der Bibliothek des Vergangenheitsverlags:Paasche, Hans, Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland, Hamburg 1928
ders., Das verlorene Afrika, in: Flugschriften des Bundes Neues Vaterland, 16, Berlin 1919 , S. 3-19
ders., Meine Mitschuld am Weltkriege, in: Flugschriften des Bundes Neues Vaterland; 6, Berlin 1919, S. 4-10
Bearbeitung und einleitendes Essay von Dirk Nordhoff, Dominique Hansen und Marius Münstermann
Die Marke „100% - vollständig, kommentiert, relevant“ steht für den hohen Anspruch, mehrfach kontrollierte Digitalisate klassischer Literatur anzubieten, die – anders als auf den Gegenleseportalen unterschiedlicher Digitalisierungsprojekte – exakt der Vorlage entsprechen. Antrieb für unser Digitalisierungsprojekt war die Erfahrung, dass die im Internet verfügbaren Klassiker meist unvollständig und sehr fehlerhaft sind.
© Vergangenheitsverlag, 2011 – www.vergangenheitsverlag.de
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
Inhaltsverzeichnis
2. Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland
3.1. Meine Mitschuld am Weltkriege
4.1. Kolonialismus
4.2. Biografisches zu Hans Paasche
4.3. Weitere Schriften von Paasche
1. Einleitung
Diese Quellenedition versammelt drei eindrückliche Texte des ehemaligen Kolonialsoldaten Hans Paasche. Heute ist sein Name beinahe in Vergessenheit geraten. Doch unter den wenigen öffentlichen Kritikern der nationalistischen und imperialistischen Politik des Kaiserreichs ist er eine besonders spannende Persönlichkeit. Paasche steht für ein zeitloses Ideal, mit dem wir uns heute noch identifizieren können: die Erkenntnis, dass man aus seinem alten Leben ausbrechen kann, wenn man es für falsch und fehlgeleitet hält.
Hans Paasche machte einen für das Deutsche Kaiserreich ungewöhnlichen Prozess durch, der durch seine Texte gut dokumentiert ist. Vom unkritischen Bürger und regierungstreuen Offizier, der in Deutsch-Ostafrika Aufstände niederschlug, wurde Paasche zu einem kritischen Pazifisten und Idealisten, der öffentlich anprangerte, was er bald für falsch, unmoralisch und gefährlich hielt, nämlich die Unterdrückung in den deutschen Kolonien, Kriegstreiberei und Militarismus. Sein reflektiertes Denken verleiht seinen Werken eine hohe Glaubwürdigkeit. Paasche kritisierte nicht nur andere, sondern immer auch sich selbst und seine eigene Vergangenheit. Mit Sorge beobachtete er, wie nationalistisch angestachelt und aufgerüstet das deutsche Kaiserreich war. Er selbst erlebte noch den verheerenden Ausgang des Ersten Weltkriegs. Wohin der extreme Nationalismus Deutschland führen sollte, konnte er jedoch nur ahnen – Paasche wurde 1920 erschossen.
Mit dem Wissen der Nachgeborenen erscheinen uns Paasches Texte heute erstaunlich hellsichtig. Was für ein Mensch war dieser Hans Paasche?i Er wurde am 3. April 1881 als Johannes Albert Ferdinand in Rostock geboren und wuchs in Berlin auf. Seine Mutter war eine wenig bekannte Schriftstellerin, sein Vater, Herman Paasche, hingegen eine Person des öffentlichen Lebens. Zwischen Politik und Wirtschaft zu Hause, war der Vater Abgeordneter der Nationalliberalen Partei im Reichstag, zeitweise sogar dessen Vizepräsident und daneben Nationalökonom, einflussreicher Aktionär und Lobbyist. Hans Paasche wuchs behütet auf und erhielt an einem noblen Gymnasium den seinem gutbürgerlichen Stand angemessenen Unterricht. Seine Eltern wünschten, dass er eine Laufbahn als Professor einschlagen würde. Stattdessen wurde er Soldat und ging zur Marine, wo er relativ zügig Karriere machte. Schon mit Anfang 20 fuhr er 1904 als Offizier auf einem Schiff Patrouillen vor der Küste Deutsch-Ostafrikas (heute Tansania). Diese größte Kolonie des Kaiserreichs war fast doppelt so groß wie das damalige Deutschland. Ungefähr ein Jahr war Hans Paasche dort eingesetzt, dann kam es zu einem Aufstand, der heute als „Maji-Maji-Aufstand“ bekannt ist. Paasche wurde als militärischer Befehlshaber tief darin verwickelt: Er befahl Erschießungen, ließ ganze Dörfer niederbrennen und tötete eigenhändig. Sein Einsatz in Afrika sollte sein weiteres Leben prägen. Einerseits empfand er Schuldgefühle, die er später in Texten verarbeitete. Auch in den für diese Publikation ausgewählten Quellen sind solche Gefühle nachzulesen. Andererseits wurde während Paasches Soldatenzeit seine Faszination für die afrikanische Natur und Lebensweise geweckt. Bis zu seinem Tod schrieb er über Afrika, hielt Vorträge