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Es war jedoch kein rasanter Bruch, den Paasche mit seiner Vergangenheit vollzog, vielmehr spiegeln seine Texte einen langsamen Sinneswandel wieder. Bemerkenswert ist dabei vor allem, wie schwer es ihm anscheinend fiel, sich von seinem Leben beim Militär zu lösen. Zwar wurde er 1909 aus der kaiserlichen Marine entlassen und näherte sich in den nächsten Jahren immer stärker pazifistischen Idealen an. Dabei ging er auch Konflikten mit Ehrengerichten und anderen Soldaten nicht aus dem Weg. Doch als der Erste Weltkrieg ausbrach, meldete sich Paasche erneut freiwillig. Glaubt man seinen eigenen Ausführungen, war er wie viele Zeitgenossen der Meinung, Deutschland führe einen Verteidigungskrieg. Paasche wurde allerdings noch mitten im Krieg, Anfang 1916, wieder entlassen. Einiges spricht dafür, dass er im Militär unangenehm auffiel und mit seinem kritischen Querdenken die Moral untergrub. Der Bruch, den Paasche danach immer konsequenter vollzog, scheint sämtliche Lebensbereiche umfasst zu haben. Aus dem Soldaten Paasche wurde schließlich ein Pazifist, aus dem begabten Jäger ein Vegetarier, der sich für den Tierschutz engagierte, und aus dem Großstadtmenschen ein Naturromantiker und Kritiker des industrialisierten Lebens, der sich nach seiner Rückkehr aus dem Krieg mit seiner Familie auf ein Gut in Posen zurückzog.
Eine öffentliche Erscheinung blieb Paasche dennoch, weil er als Schriftsteller die Anfälligkeit der Deutschen für Militarismus und unkritischen Gehorsam scharf kritisierte. Bereits 1907 hatte er erste Texte geschrieben und sogar die ausgedehnten Flitterwochen mit seiner Frau Ellen 1909 und 1910 für eine Art Forschungsreise durch die deutschen Kolonien in Ostafrika und den belgischen Kongo genutzt.ii Später jedoch nannte Hans Paasche die in dieser Zeit entstandenen, unkritischen Texte über Afrika selbst „verlogen“. Vor allem in seinen letzten Lebensjahren schrieb er deutlich kritischer. In dieser Quellenedition werden deshalb als frühester Quellentext die Briefgeschichten von „Lukanga Mukara“ verwendet, die noch vor dem Ersten Weltkrieg entstanden und gewissermaßen den Übergang in Paasches politische Phase markieren.
Ein gutes Jahr nach seiner Entlassung aus dem Militär provozierte Hans Paasche die ihm gegenüber ohnehin schon misstrauischen Behörden, indem er mit französischen Kriegsgefangenen auf seinem Familiengut den französischen Nationalfeiertag feierte und die französische Nationalhymne spielen ließ. 1917, mitten im Krieg, brachte diese Fraternisierung mit dem französischen „Erbfeind“ ihm einen Gerichtsprozess als vermeintlicher Landes- und Hochverräter ein. Der frühere Marineoffizier Paasche wurde zu einer Haftstrafe verurteilt und saß 13 Monate im Gefängnis. 1918 befreiten ihn während der Novemberrevolution Matrosen aus dieser Haft und wählten ihn in einen der damals entstehenden Soldatenräte. Wäre seine Frau Ellen nicht kurz darauf an der spanischen Grippe gestorben – vielleicht wäre Paasche ein oppositioneller Parlamentarier geworden. So aber zog er sich auf sein Gut in Posen zurück und schrieb die heftigsten Anklageschriften seines Lebens. Nicht ohne Folgen: Schließlich erschienen am 21. Mai 1920 bewaffnete Soldaten auf dem Gut. Die Berliner Sicherheitspolizei hatte einen Hinweis bekommen, dass Hans Paasche angeblich Waffen für den Widerstandskampf der Kommunisten dort verstecken würde. Daraufhin rückte ein Schutzregiment der Reichswehr zur Hausdurchsuchung bei Paasche an. Unter welchen Umständen Paasche zu Tode kam, ist bis heute unklar. Die vorherrschende Deutung ist die, dass die Hausdurchsuchung ein Vorwand gewesen sei, zumal keine Waffen gefunden wurden. Hans Paasche wurde offenbar beim Baden im See überrascht und niedergeschossen, als er versuchte, vor den ihm auflauernden Soldaten zu fliehen. Es bleiben Paasches Texte, die Zeugnis über sein engagiertes Leben ablegen.
Für diese Edition stehen drei seiner Texte als Quellen zur Verfügung: „Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland“ und zwei Flugsschriften von Paasche: „Meine Mitschuld am Weltkriege“ und „Das verlorene Afrika“. Die Originaltexte sind an die neue deutsche Rechtschreibung angepasst. Fehler in den Originalen wurden behutsam verbessert.
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