Harry Piel sitzt am Nil. Gerhard Henschel
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»Das Heilige, welches allen christlichen Religionen gemeinsam, ist nirgends berührt oder angetastet worden«, stellte Busch fest, und er bestritt, bei der Darstellung der Schönheiten, die seinen Antonius umgarnen, die Grenze zum Anstößigen überschritten zu haben: »Das Lächerliche und Wollüstige sind geradezu Gegensätze, und es zeigt sich die Übertriebenheit der Anklage darin, daß sie etwas Tadelnswerthes mit Gewalt finden und an den Haaren herbeiziehen will.« Und in der Tat gibt es da nichts Gravierendes zu sehen. Schauenburg, dem drei Monate Gefängnis gedroht hatten, wurde im Jahr darauf freigesprochen; in Preußen und in Hessen blieb das Buch jedoch noch jahrelang verboten und in der Steiermark sogar bis 1929.
1881 äußerte der Busch sonst gewogene Publizist Friedrich Theodor Vischer in einem Aufsatz über moderne Karikatur sich sehr geringschätzig über »Der heilige Antonius von Padua« und besonders über den darin als Balletdame figurierenden Teufel: Busch habe sich in dieser Bildergeschichte »als ganz gewandter Zeichner« entpuppt, »und zwar im Pornographischen«, was Vischer genauer begründete:
Unter Pornographie verstanden die Alten, wie man weiß, schamlose Wollustbilder. Das Wort kann auch in weiterem Sinn genommen werden; es brauchen nicht flagrante Momente dargestellt zu sein, und man kann ein Bild doch pornographisch nennen. Es gibt einen pornographischen Strich; es ist eine Art, weibliche Formen, Bewegungen, Mienen zu zeichnen, die sehr verständlich ist; dieser Strich ist nicht deutsch; wer auch nur Journal amusant angesehen, kennt ihn und versteht, was ich meine; die Deutschen haben ihn in der modernen Zeit von den Franzosen gelernt, besonders gelehrig haben sich die Wiener in ihren illustrirten Blätten erwiesen.
Wilhelm Busch als Pornograph? Wer die harmlosen Zeichnungen betrachtet, wird Mühe haben, darin einen »pornographischen Strich« zu erkennen, aber Vischer war sich seiner Sache sicher:
Die beißende Satyre kann unter Umständen Bilder des Frechen, des Liederlichen nicht entbehren; niemals aber wird sie dieselben so behandeln, daß der geringste Schein entsteht, als wolle sie dadurch gefallen und vergnügen. – Gröber und gründlich eckelhaft sieht man denselben Strich walten in der Art, wie in den genannten Scenen der Bart des h. Antonius behandelt ist. Davon kein Wort weiter!
Hier könnte Vischer sich darauf bezogen haben, daß der Bart des Antonius entfernt einem Hodensack ähnelt, doch es ist zweifelhaft, ob Busch das beabsichtigt hat.
Ein Jammer, daß es Vischer verwehrt blieb, einen Blick in die amerikanischen Undergroundcomics des 20. Jahrhunderts zu werfen. Wie wundervoll hätte er sich bosen können!
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Im Deutsch-Französischen Krieg kämpften 1870/71 auch Araber auf seiten der Franzosen, was das vormals liberale Berliner Satireblatt Kladderadatsch zum Anlaß nahm, diese Truppenteile der Bereitschaft zu schwersten Kriegsverbrechen zu bezichtigen:
Vorwärts, ihr Arab’schen Horden,
Geht ans Sengen, Plündern, Morden,
Bringet Tod, züchtigt Noth,
Färbt die Felder roth,
Schneidet Hals und treibet Schand’,
Dolcht und schießt und schatzet Brand!
Dürr und fett schlachtet nett –
So will’s Muhammed.
Zur Attaque die Matraque
Schleudert kühn von der Schabrake!
Ja, zum Graus werft im Saus
Eure Schlingen aus!
Knüpft die Feinde, Kopf an Kopf,
Juchhe! an den Sattelknopf!
Funfzig Stuck – welch ein Schmuck –
Sind etwa genug!
Massacriren und Scalpiren,
Ohrabschneiden, Garottiren,
Terzerol und Pistol,
Ei, das ziert euch wohl.
Vor Granat’ und Bombenstück
Weicht kein Türkensohn zurück.
Schlachtensumms schallt, ihr Gums –
Drauf mit Allah! Bums!
Da die Redakteure des Kladderadatsch einem kulturell höherstehenden Volk anzugehören glaubten, hatten sie den Einsatz arabischer Soldaten als Beleidigung aufgefaßt, aus Empörung alle rassistischen Klischees zusammengestellt, die ihnen auf die Schnelle eingefallen waren, und damit ihre eigene Verkommenheit dokumentiert.
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