Elton John. Mark Bego
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Zwar ließen die Songs und das Cover von Elton John vermuten, dass es sich um einen eher schüchternen und zurückgezogenen Performer handelte, aber Reggie Dwight war fest entschlossen, an diesem schicksalhaften Abend ein für alle Mal aus seinem Kokon auszubrechen. Damit man ihn nicht für einen singenden Börsenmakler hielt, hatte er sich Bühnenkleidung ausgesucht, die ihn sofort zum Stadtgespräch von West Hollywood machen würde. In London gab es eine Boutique namens Mr. Freedom, die völlig verrückte Sachen führte, und dort hatte Elton seine Garderobe für diesen Abend erworben: Hotpants, ein Paar weiße Stiefel mit grünen Flügeln und ein T-Shirt, auf dem der Schriftzug „Rock’n’Roll“ prangte.
Am meisten überwältigte ihn an diesem Abend vermutlich die Tatsache, dass im Publikum sehr viel Prominenz saß, die neugierig auf die Show wartete. Neben Neil Diamond, der ebenfalls bei UNI Records unter Vertrag stand und Elton auf der Bühne ankündigte, waren unter anderem Gordon Lightfoot, Mike Love von den Beach Boys, David Gates von Bread, Danny Hutton von Three Dog Night, der Musiker und Produzent Van Dyke Parks und Odetta dort. Selbst Filmkomponisten wie Quincy Jones, Henry Mancini und Elmer Bernstein beehrten das neue Gesicht aus Großbritannien mit ihrem Besuch.
Elton begann das Konzert mit einigen der eher persönlichen, ruhigen Nummern. Zu Anfang klang er etwas steif und langweilig. Robert Hilburn von der Los Angeles Times schrieb über das Konzert: „Er präsentierte seine Songs auf leicht distanzierte, geschäftsmäßige Art. Er wirkte verängstigt und hielt die Augen starr auf das Mikrofon und das Klavier gerichtet.“(41) Doch dann spürte Elton, wie ihm das Publikum entglitt. Von der Bar drangen Gesprächsfetzen herüber, und der Applaus zwischen den einzelnen Titeln war nicht gerade überschwänglich.
Beim vierten Song begann er sich zu ärgern, dass einige Zuschauer seinem Gesang und seinem Spiel nicht genügend Aufmerksamkeit zollten, und er erhob sich von seinem Platz am Klavier und erklärte in gereiztem Ton: „Na schön! Wenn ihr nicht zuhören wollt, dann gefällt euch das vielleicht besser.“ Und dann legte er in bester Jerry Lee Lewis-Manier los.
Das war der Wendepunkt. Nun kam Elton richtig in Fahrt und präsentierte „Take Me To The Pilot“ mit so viel Feuer, dass die Folksängerin Odetta angeblich aufsprang und tanzte. Sänger und Band stellten nun Material von der demnächst erscheinenden Tumbleweed Connection vor und zündeten mit „Burn Down The Mission“ ein echtes musikalisches Feuerwerk. Elton rutschte im Eifer des Gefechts zu Boden und spielte auf den Knien weiter. Als der Gig vorüber war, tobte das normalerweise eher als blasiert bekannte Publikum von L.A., und Elton bekam nicht nur eine, sondern zwei stehende Ovationen.
Die Zuschauer hatten einen ruhigen, gesetzten Vortrag erwartet und stattdessen einen wilden, alle Aufmerksamkeit auf sich ziehenden Showman bekommen. Über diesen ersten Abend im Troubadour berichtete Elton später: „Gerade war mein Album Elton John erschienen, das ziemlich düster und mit üppigen Orchesterarrangements versehen war, und das Cover war auch ziemlich dunkel und zeigte nur mein Gesicht und meine Brille. Und dann kam ich mit einer dreiköpfigen Band und in Hotpants, mit Flügeln versehenen Stiefeln und einem Mr. Freedom-T-Shirt auf die Bühne, sprang auf das Klavier, stellte mich darauf oder machte Handstand auf den Tasten, und die Leute waren total verblüfft: ‚Ach du Scheiße, was ist das denn?‘ Ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich befreit.“(42)
Am Ende des Konzerts fraß ihm das Publikum aus der Hand. Die Stars, die Elton anschließend persönlich kennen lernen wollten, bildeten eine so große Gruppe, dass Norman Winter sie bat, sich in einer ordentlichen Reihe aufzustellen, damit alle in den Backstagebereich und später auch wieder aus dem Club hinaus gelangen konnten.
Russ Regan war von der Vorstellung, die er miterlebt hatte, völlig überwältigt. „Es war vermutlich eine der mitreißendsten Veranstaltungen, die es je im Troubadour gegeben hat“, meinte er. „Mann, wir wussten nach der ersten Dreiviertelstunde, dass wir einen Superstar vor uns hatten. Als die Band ‚Burn Down The Mission‘ spielte, hielt es niemanden mehr auf den Sitzen. Es war unglaublich energiegeladen, ein großartiger Abend.“(43)
„Elton hat allen die Socken weggebrannt“, erklärte Danny Hutton.(44)
Die höchsten Weihen erhielt Elton in der Los Angeles Times von Robert Hilburn: „Wenn das kein Grund zur Freude ist. Die Rockmusik, die noch vor kurzem mit wenig frischen Impulsen aufwarten konnte, hat einen neuen Star. Er heißt Elton John, ein 23-jähriger Engländer, dessen US-Debüt am Dienstag Abend im Troubadour in fast jeder Hinsicht einfach phantastisch war. Seine Stimme erinnert oft an José Feliciano, aber sie reicht gelegentlich auch an Leon Russell oder Mick Jagger heran. John schreibt seine Songs zusammen mit dem Texter Bernie Taupin, der häufig jenen zeitlosen, kontemplativen Geist einfängt, wie man ihn auch von Robbie Robertson von The Band kennt. Er wird einer der größten und wichtigsten Stars des Rock werden.“(45)
Am zweiten Abend erlebte Elton eine sogar noch größere Überraschung. Im Publikum war Leon Russell, der Rockpianist, den er damals sehr verehrte, und das warf ihn beinahe um. „Ich wäre fast gestorben!“, erinnerte Elton sich später. „Er saß einfach da, mit seinem wunderschönen silbernen Haar, und sah aus wie Rasputin.“(46)
Leon mochte Elton sofort, und er lud seinen britischen Kollegen noch am gleichen Abend zu sich nach Hause ein. Elton hatte Angst, Leon Russell würde sein Klavierspiel kritisieren, aber stattdessen war Leon sehr charmant und lobte ihn sehr. Elton sagte damals: „Er ist mein Idol, was das Klavierspielen betrifft, und dann saß er da vorn vor der Bühne. Mir wurden die Knie richtig weich! Ich meine, es wäre schon ein Sakrileg, mein Spiel überhaupt mit seinem zu vergleichen. Er spielt in einer völlig anderen Liga! Aber er sagte, dass er mit uns Songs aufnehmen will, und er hat auch erzählt, dass er ‚Delta Lady‘ geschrieben habe, nachdem er einen unserer Titel gehört hatte, und das war echt der Hammer. Ehrlich, es ist fünf Millionen guter Kritiken wert, wenn jemand, den man als Künstler respektiert, auf einen zukommt und sagt, dass er es gut findet, was man so macht.“(47)
Als sie später am Abend bei Russell zu Hause saßen, redeten sie über das Musikgeschäft und tauschten Erfahrungen aus. Leon erzählte von seinem Geheimrezept bei Halsproblemen, und bis zum heutigen Tag verwendet Elton bei rauer Kehle stets Leons stimmbandschmeichelndes Geheimgebräu.
Auch Jimmy Greenspoon kam zu einem der Konzerte, die Elton in jener Woche im Troubadour gab, und war schlicht „überwältigt“ von dem Auftritt: „Ich hatte für den Abend eine Limo gemietet, denn ich wollte mich nach echter Rock’n’Roll-Manier so richtig bis zur Halskrause abfüllen und nicht mehr selbst fahren. Dann suchte ich mir einen Platz hinten in der Mitte des Zuschauerraums, sodass ich alles gut hören konnte. Elton kam auf die Bühne, und das Publikum brüllte wie aus einem Mund: ‚Woah!‘ Die Probleme, die er später gelegentlich mit der perfekten Umsetzung der ganzen Showelemente hatte, gab es noch nicht, weil alles noch sehr auf Sparflamme arrangiert war. Da stand dieser kleine, ungelenke Kerl, der noch ein halbes Jahr zuvor Klinken geputzt hatte, um seine Kompositionen an den Mann zu bringen, und haute einen phänomenalen Song nach dem anderen raus. An dem Abend war sich der ganze Laden einig: Ein echter neuer Star stand vor uns! Die Musik überzeugte total. Und wenn er mit dem Klavier ganz allein auf der Bühne gewesen wäre, es wäre trotzdem etwas ganz Besonderes gewesen. Wenn man die Augen zumachte, sah man die Geschichten, von denen er sang, wie einen Film vor sich ablaufen.“(48)
Es gab keinen Zweifel: Elton John hatte Los Angeles im Sturm erobert. Voller Stolz sagte er über diese Woche, in der seine Karriere den entscheidenden Schub bekam: „Wir brachten vom ersten Augenblick an echten Rock’n’Roll. Zwar waren wir ja schon immer eine Rockband gewesen, aber die Leute waren absolut überrascht. Wir spielten Songs wie ‚Sixty Years On‘ oder ‚The King Must Die‘, und zwar noch besser als auf Platte.“(49)
Trotz