Blockchain - Wirtschaft im Umbruch. Bettina Uhlich
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Fake News und die Suche nach der Wahrheit
Neben allen faszinierenden Dingen, die uns das Internet bietet, und auf die wir ungern wieder verzichten würden, hat das virtuelle Netz auch dunkle Seiten und dazu zählt die mangelnde Sicherheit unserer Daten. Es gibt noch einen weiteren Sündenfall, dem das Internet Vorschub leistet. Es sind die Fake News, die uns das Leben im Netz schwermachen. Authentische Daten werden zu einem raren Gut. Auch das ist für eine moderne Gesellschaft, die auf Vertrauen basiert, eine schwerwiegende Belastung. Zwar sind Fake News keine Erfindung des Internets, deren weltweite Verbreitung aber wäre ohne das Internet undenkbar. Darüber hinaus sind sie oft raffiniert gemacht und im Internet gut gestreut. Selbst für Nachrichten‐Profis ist es heute eine Herausforderung, Fakten von Fake News zu trennen, vor allem unter Zeitdruck.80 Und Zeitdruck ist in Nachrichtenredaktionen immer, weil das Internet so schnell ist und Fakten‐Checks Zeit kosten. Wie sehr wir falschen Nachrichten ausgesetzt sind, wurde spätestens nach dem amerikanischen Wahlkampf von Donald Trump 2016 deutlich. Russische Trolle hatten massenweise Fake News vor allem über Facebook abgesetzt und Trump damit im Wahlkampf entscheidend unterstützt.81 Damit wurde etwas sichtbar, was im postkommunistischen Osteuropa aus langer leidvoller Erfahrung längst bekannt war: die Unterwanderung der Medien, heute des Internets, von russischer Desinformation. Dabei helfen ›Medienunternehmen‘ wie die in St. Petersburg ansässige »Internet Research Agency«.82 Die Medienagentur wurde – und wird vermutlich noch immer – von einem Freund Putins, dem Oligarchen Jewgenij Prigoschin, massiv finanziell unterstützt.83 Darin produzieren überwiegend Studenten in Zwölf‐Stunden‐Schichten unter vielfachen Pseudonymen rund 160 gefälschte Blogbeiträge pro Tag.84 Lohn der Arbeit: rund 700‐900 € im Monat.85 Für Studenten in Russland viel Geld. Auch diese Erfahrung der massenhaften Verbreitung von Fake News war in der weltweiten Internetgemeinde ein veritabler Schock, hatte man doch im anfänglichen digitalen Hype geglaubt, dass man durch das Internet an bessere, sprich, wahre Originaldaten käme. Ungefiltert. Ohne Zensur durch die herkömmlichen Medien. Auch diese Hoffnung wurde zerstört. Und zwar gründlich. Heute wissen wir, dass im Internet nicht nur massenhaft Trolle herumgeistern, sondern intelligente Computer, so genannte Bots, sogar Nachrichten produzieren, die selbst gewissenhaft recherchierende Journalisten in die Irre führen können und Nachrichtentrends produzieren, die es ohne sie gar nicht gäbe.86
Deep Fakes sind täuschend echt
Und als wäre das nicht schon genug, gibt es auch noch das Problem mit den ›Deep Fakes‘.87 Dabei handelt es sich um Foto-, Film‐ und Videosequenzen, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) bearbeitet werden. Diese Bearbeitungen dank KI machen es möglich, Menschen Aussagen und Handlungen unterzuschieben, die sie nie gesagt oder begangen haben. Besonders infam: Dafür werden nicht nur ihre Konterfeis genutzt, auch ihre Stimmen werden missbraucht. Das fühlt sich für die anderen ziemlich echt an. Nun wird es schwer für die Betroffenen, das Gegenteil zu beweisen. Da tut sich ein Abgrund auf. Die Dinger werden immer besser, immer authentischer. Das birgt die Gefahr, dass irgendwann gar nichts mehr für wahr gehalten wird und nur noch Meinungen zählen – völlig losgelöst von den Tatsachen. Genau vor dieser Gefahr hat Hannah Arendt, eine der größten politischen Theoretikerinnen des 20. Jahrhunderts, gewarnt.88 Wenn alle glauben, dass sowieso nur noch gelogen wird, nichts mehr wahr ist, ist der Nährboden für Diktaturen bereitet, weil die Wirklichkeit entgleitet.89 Dann ist die Demokratie angezählt wie ein angeschlagener Boxer im Ring. Die Verunsicherung aufgrund von Fake News ist inzwischen groß und so fragen sich immer mehr Menschen: Was ist wahr? Was ist Fake?
Blockchain als Lösung
Diese tiefgreifende Vertrauenskrise in die Echtheit von Daten und deren Sicherheit im Netz, ließ den Hunger nach fälschungssicheren, nicht manipulierbaren Daten enorm steigen. Das führte dazu, dass die ursprüngliche Idee von Satoshi Nakamoto wie Phönix aus der Asche auferstand. Nun aber mit einem grundsätzlich veränderten Blickwinkel. Die Aufmerksamkeit richtete sich jetzt weniger auf die Bitcoins als auf die darunterliegende Blockchain‐Technologie. Schließlich war sie von ihrem Erfinder Nakamoto erschaffen worden, um fälschungssichere und korrekte Transaktionen von Computer zu Computer zu ermöglichen (Peer‐to‐Peer). Diese veränderte Perspektive brachte Erstaunliches zutage. Man erinnerte sich, dass diese Datenbank nicht bloß für virtuell erzeugtes Geld genutzt werden kann, sondern für Daten aller Art. Man erinnerte sich auch daran, dass die Blockchain‐Technologie vor Fälschungen sicher ist. Sind die eingestellten Daten korrekt, ist deren Integrität auf der Blockchain garantiert. Der Grund dafür ist einfach: Wenn ein Schwarm von Menschen jeweils mit Hilfe ihrer Computer bestätigt, dass die Daten aus dem mathematischen Block, der ihnen zugestellt wurde, echt ist, ist es für Manipulatoren schlichtweg unmöglich, alle Teilnehmer zu manipulieren. Die Echtheit wird also nicht von vertrauenswürdigen Einzelpersonen oder Institutionen – einem Notar oder einer Bank – bestätigt, sondern von vielen. Und bei jeder Transaktion wird sie erneut bestätigt. Damit bekommen die Daten die Qualität einer Urkunde, ohne dass die Informationen noch verbrieft werden müssen. Ein Schwarm, der sich dezentral auf Millionen von Computern verteilt. Das klingt irgendwie nach Schwarmintelligenz und ist es auch: Der Schwarm lässt sich nicht täuschen; zumal alle Daten dauerhaft und konsistent dokumentiert sind und diese Wahrheit dezentral organisiert ist. Ein Zentrum kann man angreifen, hacken, zerstören, ausradieren. Die Vielen nicht. Wenn die Wahrheit auf so vielen Computern zu finden ist, ist Manipulation nutzlos. Der Mathematiker und Kryptograph Professor Rüdiger Weis bestätigt, dass es in absehbarer Zeit mathematisch nicht möglich sei, die digitalen Ketten zu sprengen.90 Selbst Quantencomputer, an denen nicht nur Google arbeitet, seien noch lange nicht in der Lage, das Blockchain‐System zu knacken, sagt auch Bitcoin‐Entwickler Peter Todd.91 Klar ist aber auch, dass dies irgendwann der Fall sein wird. Deswegen muss die technologische Entwicklung jeweils Schritt halten. Sicherheitsfragen können nie eine letzte Antwort haben.
Blockchain soll die Industriedaten schützen
Angesichts des derzeitig massiven Datenklaus und der alltäglichen Datenmanipulation brauchen wir dringend eine Technologie, die uns vor dem unbefugten Zugriff auf unsere Daten schützt. Vor allem die Unternehmen in Europa. Professor Weis bringt die derzeitige Situation mit viel Sarkasmus auf den Punkt, wenn er sagt, dass derjenige, der unverschlüsselt kommuniziere, auch gleich seine Daten an die ausländischen Geheimdienste schicken könne.92 Kein Wunder, dass der Handlungsdruck für die Unternehmen enorm ist. Aber noch aus einem anderen Grund muss dringend etwas gegen den Datenklau getan werden. Daten, deren Authentizität zweifelhaft ist, bedrohen die moderne Gesellschaft, deren Getriebe ins Stottern gerät, wenn nicht mehr vertraut werden kann, weil so viel Fake im Umlauf ist. Dies