Blockchain - Wirtschaft im Umbruch. Bettina Uhlich
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Renten werden gekürzt
Am amerikanischen Markt lief die Sache nicht anders. Auch dort wurde der Finanzmarkt mit billigem Geld geflutet.15 Einer aber muss die Rechnung am Ende bezahlen. Das ist meistens der Steuerzahler. Genau so kam es. Die Rentenprognosen wurden drastisch zurückgefahren, allein im Jahr 2008 verloren die privaten Pensionsfonds weltweit im Schnitt 28 Prozent an Wert.16 Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wies 2009 eindringlich darauf hin, dass die öffentlichen Rentensysteme das gleiche Los ereilen würde.17 Das ist in der Zwischenzeit geschehen. Das Max‐Planck‐Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik schlussfolgerte aus den Zahlen von 2008‐2017 ein stark erhöhtes Risiko für Altersarmut.18 Doch nicht nur die Rentenprognosen wurden herabgesetzt. Am 4. Juli 2014 beschloss der Bundestag, vermutlich nicht ganz zufällig im Schatten der Fußballweltmeisterschaft, die vom Geschehen ablenkte, dass die Renditen der Lebensversicherungen der Situation auf dem Zinsmarkt ›angepasst‘ werden sollten.19 Im Klartext: Die Kunden der Lebensversicherer bekamen von nun an erheblich weniger Geld, als sie bei Vertragsschluss annehmen durften. Fortan wurden sie nicht mehr zur Hälfte an den Bewertungsreserven bei festverzinslichen Wertpapieren beteiligt.20 Stille Reserven sollen nur noch in dem Maße ausgeschüttet werden, wenn die Garantiezusagen für die restlichen Versicherten ebenfalls gesichert sind.21 Das führte dazu, dass beispielsweise ein Versicherungsnehmer, der dagegen klagte und vor Gericht verlor, am Ende statt 2800 Euro aus den Bewertungsreserven nur noch 150 Euro ausgezahlt bekam.22 Kein Wunder, dass Finanzexperten diese Vorgänge rund um Renten und Lebensversicherungen zugunsten der Verursacher der Finanzkrise als den »größten Raubzug in der Geschichte« bezeichneten.23
Plötzlich wird Bitcoin interessant
Diese Entwicklungen machte das White Paper von Nakamoto hochinteressant. Die Idee, virtuelles Geld zu entwickeln, das von Banken unabhängig ist, nahm Fahrt auf und ließ die Gemeinde der Bitcoin‐Jünger anschwellen.24 Langsam, aber stetig. Die Rettung schien in der virtuellen Welt zu liegen, weil die analoge Finanzwelt versagt hatte. Der wachsende Erfolg des Bitcoins konnte am Kursverlauf abgelesen werden. Konnte man im Herbst 2010 noch für nur 40 Dollar 500 Bitcoins kaufen (der Einstieg wäre heute rund 1,8 Millionen Euro wert),25 so musste man im Dezember 2013 schon deutlich mehr hinblättern: 945,74 US‐Dollar für einen Bitcoin.26 Doch kurz darauf kam es zum bisher größten Skandal bei der Bitcoin‐Tauschbörse Mt.Gox in Tokio, auf der rund 70 Prozent der damaligen Transaktionen mit Bitcoin stattfanden.27 Über Nacht waren 850 000 Bitcoins verschwunden, die zu dem Zeitpunkt einen Wert von rund 500 Millionen Dollar hatten.28 Das war der bisher größte Hack an digitalen Münzen in der Geschichte des Bitcoins.29 Der Franzose Mark Karpelès, der die Tauschbörse 2011 gekauft und selbst gemanagt hatte,30 versicherte zwar immer wieder, er habe damit nichts zu tun, er sei beklaut worden und suche ebenfalls nach den digitalen Münzen.31 Doch viele blieben skeptisch und verdächtigten den jungen Mann, dabei selbst die Hand im Spiel gehabt zu haben. Der ›Baron des Bitcoin‘, wie er einst genannt wurde, kam dennoch glimpflich davon. Die japanischen Behörden verurteilten ihn auf Bewährung wegen Manipulation von elektronischen Aufzeichnungen, die Untreuevorwürfe wurden jedoch fallen gelassen.32 200 000 Bitcoins wurden später in einer virtuellen Geldbörse wiedergefunden. Diese Bitcoins wurden genutzt, um Gläubiger zu entschädigen. Es blieben 160 000 Bitcoins übrig, die zu 88 Prozent immer noch Karpelès gehörten. Im Frühjahr 2018 waren die rund eine Milliarde Dollar wert.33 Damit war die Kryptobörse Mt.Gox dank des enormen Kursanstiegs nicht mehr insolvent. Doch auf das Geld wollte der Baron großzügig verzichten, alles andere fände er »geschmacklos«, wie er in seinem Blog verlautbarte.34 Ob es sich dabei um echte Reue und den ehrlichen Versuch von Wiedergutmachung handelte oder um die vorgetäuschte Großzügigkeit eines sehr intelligenten und höchst geschickten Betrügers wird sein Geheimnis bleiben. Immerhin sind die restlichen 650 000 Bitcoins, die nicht wiedergefunden wurden, heute rund 3,8 Milliarden Dollar wert.35
Vertrauenskrise bei den Bitcoin‐Jüngern
Dieser Hack bei Mt.Gox bedeutete in der Bitcoin‐Gemeinde eine Zäsur. Hatten doch viele von ihnen in der digitalen Münze den Heilsbringer von morgen gesehen. Und nun das: die erste große Vertrauenskrise. Die Geschichte hinterließ einen fahlen Nachgeschmack. Doch sie war nicht das Ende des Bitcoins. Und auch nicht das Ende spektakulärer Hacks, bei denen große Mengen Bitcoins plötzlich auf mysteriöse Weise verschwanden. Die bisher Letzte auf der Liste der Hacker‐Trophäensammlung war die weltgrößte Bitcoin Börse Binance, die, wie CEO Changpeng Zhao zuvor nicht müde wurde zu betonen, nicht