Des Todes langer Schatten. Jost Baum

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Des Todes langer Schatten - Jost Baum Mord und Nachschlag

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ein Denkmal setzte, das noch während der Weltausstellung in diesem Jahr in Paris der Öffentlichkeit präsentiert wird. Nazideutschland hält Bilder wie dieses für »Entartete Kunst« und zeigt das durch eine Wanderausstellung, die in München begann.

       Kathrin, du weißt, vor wenigen Wochen trat der gemäßigte deutsche Wirtschaftsminister Schacht zurück, weil er die inflationäre Finanzierung des im Vorjahr beschlossenen Vierjahresplans zur Rüstungsfinanzierung nicht mittragen will. Die Rüstungsausgaben werden nun mit der Geldpresse und durch Regierungsbürgschaften abgesicherte Wechsel der Industrie im Ausland finanziert. Woher ich das weiß? Wir werden von unseren studierten Genossen geschult. Die Währungsreserven Deutschlands sind aufgebraucht. England bereitet sich auf eine Invasion der Deutschen vor, es wird sich nicht kampflos ergeben.

       Ich habe Angst,

       mit sozialistischen Grüßen: Karl Theodor

       Dokumenteneinschub 4/ Brief von Ernst Udet an Hanna Reitsch/ Gestapokarte:

       Liebes Fräulein,

       Ihnen ist geglückt, was den meisten meiner Piloten nicht gelungen ist. Sie haben bewiesen, dass die Erfindung von Pohlmann, dem leitenden Ingenieur von Junkers, funktioniert. Und nicht nur das: Sie haben das letzte technische Detail so perfektioniert, dass die Sturzflugbremse direkt in unseren neuen Kampfbomber, die Junker JU 87, eingebaut werden kann. Ich lade Sie deshalb recht herzlich zu uns an die Flugerprobungsstelle Rechlin ein, um dort an der Entwicklung der neuesten Kampfmaschinen mitzuwirken. Deutschland braucht Pilotinnen wie Sie, die bereit sind, ihr Leben für das Vaterland zu opfern. In der Hoffnung auf Ihre Zusage verbleibe ich mit deutschem Gruß.

       Sieg Heil!

       Ernst Udet, Generalflugzeugmeister

      Vorspeise

      Der schwere Duft nach gedünstetem Fisch, Blumenkohl und Salzkartoffeln hüllte die Gäste des Speisesaals ein und machte sie träge. Mittagszeit, Kantinenzeit, die allermeisten der Anwesenden – Rentner aus dem Westen in Strickjacken, bunten Hemden, mit grauen Haaren und faltigen, müden Gesichtern – kannten die bleierne Schwere der von einer Stechuhr kontrollierten Pause, das kurze Atemholen zwischen den endlosen Stunden eintöniger Arbeit. Vielleicht war es das, was die Gäste so liebten, hier im Osten, wo alles noch bezahlbar und überschaubar war. Wie auch die Ureinwohner, die Ossis, wie sie sie abfällig nannten, die sie wie kleine Könige behandelten, die neidisch auf ihre Autos schielten, immer in der Hoffnung, bald selbst in den Genuss der blühenden Landschaften zu kommen, die ihnen Helmut Kohl versprochen hatte.

      Anke hatte sich inzwischen umgezogen. Sie trug ein schwarzes Kellnerinnenkostüm mit einer weißen Schürze. Ihre große Brust hob und senkte sich rhythmisch, während sie den Gästen die Tageskarte brachte. Neben einem Kartoffelsalat gab es einen Müritzer Fischsalat nach Art des Hauses. Hervorragend, fand Duncan, der ihn bereits einmal genossen hatte. Es stand für ihn außer Frage, dass dies die beste Henkersmahlzeit sein würde, falls er den Abend nicht mehr erlebte. Miller schloss sich ihm an, Petersen wählte den Kartoffelsalat. Er bestellte sich einen Underberg als Entré, während Duncan eine Flasche Mineralwasser orderte. Miller entdeckte einen 95er-Kabinett, während er missbilligend auf Petersen starrte, der den Underberg bereits geknackt und das Gesöff in seinem Rachen gurgeln ließ. Schweigen senkte sich über den Tisch, unterbrochen nur von einem gelegentlichen Rülpser, den Petersen ausstieß.

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