Der Brockopath. Marie Kastner
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Er griff nach dem roten Marker und brachte über den Fotos in Großbuchstaben den Schriftzug BROCKOPATH an.
»Wir haben es mit einem Psychopathen zu tun, der am Brocken mordet. Welcher Begriff läge also näher?«
Diesmal klang das Gemurmel zustimmend. Vielleicht tauten jetzt allmählich die Ersten auf, was ja auch Zeit wurde. Mit frischem Elan fuhr er fort:
»Frau Schmidbauer, Sie checken bitte noch heute die Vermisstenanzeigen, ob sich unser Opfer dort finden lässt – bei uns und in benachbarten Revieren. Es könnte ja sein, dass dort gerade erst eine Anzeige eingegangen ist, die sich noch nicht im System befindet. Falls dem nicht so sein sollte, warten wir noch einen Tag, ob etwas hereinkommt. Andernfalls müssten wir eine Fotografie der Toten in der Zeitung abdrucken lassen und darauf hoffen, dass die Frau hier in der Region wohnte und sie irgendjemand erkennt. Sie wissen schon – vorher noch eine Abgleichung von Zahnstatus und Fingerabdrücken … allem eben, was zur Identifizierung beitragen kann.«
Marit Schmidbauer nickte gehorsam, nahm eine Fotografie entgegen. Das hübsche Gesicht des Mordopfers wirkte darauf zwar unnatürlich blass, aber man hätte annehmen können, dass die Frau nur friedlich schlafe. Einzig die blutverkrusteten blonden Haarsträhnen wiesen auf eine Gewalttat hin.
»Klar, die übliche Vorgehensweise halt«, entgegnete sie grinsend. Der Angeber aus der Stadt musste sich schon was anderes einfallen lassen, wenn er hier Eindruck schinden wollte. Scheinbar meinte er, sie hätten drüben in Dresden die Weisheit mit Löffeln gefressen, während hier ermittlungstechnisch noch tiefste Steinzeit herrschte. So ein Schnösel, aber das würden sie ihm bestimmt noch austreiben. Schließlich hatte es im Raum Wernigerode 2012 und 2015 Morde gegeben, so unbefleckt war dieser Landstrich nun auch wieder nicht.
»Prima, damit ist für den Moment alles gesagt. Wir warten die Ergebnisse der Gerichtsmedizin ab und bis dahin macht sich bitte jeder Gedanken über mögliche Mordmotive, den genauen Tathergang und diesen teuflischen Inszenierungs-Unsinn. Das Briefing ist für heute zu Ende. Ich entlasse Sie jetzt in Ihre tägliche Tretmühle – oder in die wohlverdiente Mittagspause.«
Letztere in Anspruch zu nehmen, hatte auch Bernd vor. Er wollte im Baumarkt noch ein paar Utensilien besorgen. Doch kaum hatte er die Fallakte Brockopath im Dienstzimmer auf seinen Schreibtisch geknallt und nach seiner Lederjacke gegriffen, öffnete sich die Tür. Walter Remmler schien seine Starre überwunden zu haben, stand in voller Lebensgröße vor ihm. Wobei diese Lebensgröße höchstens eins zweiundsiebzig betrug.
»Wohin so eilig, Kollege Marder? Wir müssen noch die Statements für die morgige Pressekonferenz durchgehen. Da möchte ich Sie besser dabeihaben. Wir müssen da sehr genau abwägen, welche Details wir preisgeben und welche wir der Öffentlichkeit vorläufig vorenthalten. Ich möchte vermeiden, dass die Angst umgeht und die Gastronomie oben am Brocken unter dem Vorfall leiden muss. Oder schlimmer noch, die HSB. Der Bahnbetreiber ist ein wichtiger Steuerzahler.«
Der Angesprochene setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches, atmete tief durch. Provinzieller Klüngel. Auch das noch.
»Der Name ist Mader, nicht Marder.«
»Auch recht. Also auf geht’s, wir verkrümeln uns in mein Büro. Dort sind wir ungestört.«
Erst zehn Minuten vor acht schaffte es der Kommissar, fliegenden Fußes das Polizeirevier zu verlassen. Der Baumarkt lag in der Halberstädter Straße und somit außerhalb des Stadtkerns. Er würde ein paar Geschwindigkeitsbeschränkungen ignorieren müssen, um noch rechtzeitig vor Ladenschluss dort einzutreffen. Die Uhr lief gegen ihn.
Die Zeitanzeige am Armaturenbrett stand auf 19.58 Uhr, als er endlich auf den Parkplatz des Bauund Heimwerkermarktes eintraf. Respekt, wer’s selber macht, prangte in riesigen Lettern über dem Eingang. Nur noch vereinzelt standen Autos in den Parkbuchten.
Im Laufschritt rannte Mader zum Eingang – und prallte fast gegen die Schiebetür, weil die sich entgegen seiner Erwartung nicht mehr automatisch öffnete.
»So eine Scheiße!«, fluchte er frustriert.
Und dabei heißt es immer, Beamte würden überpünktlich den Stift fallen lassen. Kundenfreundlichkeit sieht ganz anders aus. Drecksprovinz! Wenn die könnten, würden sie nachts wahrscheinlich auch die Bürgersteige hochklappen.
»Entschuldigung, kann ich Ihnen weiterhelfen? Heute haben wir leider ausnahmsweise schon geschlossen«, sagte eine weibliche Stimme hinter ihm.
Er fuhr herum, blickte in ein offenes, freundliches Gesicht. Die ungefähr vierzigjährige Dame lächelte ihn achselzuckend an. Mit ihren aschblonden, knapp schulterlangen Haaren, der etwas unreinen Haut und den zu kleinen, runden Augen war sie zwar keine Venus, doch die Schönheitsfehler wurden durch ihre nette Wesensart wett gemacht. Ihre kleine Handtasche trug sie fest unter den Arm geklemmt, so als befürchte sie jeden Augenblick einen Überfall.
»Seit wann ist es üblich, die Kunden schon vor Ende der Öffnungszeiten auszusperren? Ich hätte heute noch so einiges kaufen wollen, aber nun kann ich daheim nicht mehr weiterarbei-
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