Depeche Mode - Die Biografie. Steve Malins

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Depeche Mode - Die Biografie - Steve  Malins

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The Silence“) und Placebo („I Feel You“) aufgenommen, und sowohl Marilyn Manson als auch Johnny Cash spielten eigene Versionen von „Personal Jesus“ ein.

      Die langjährige Zusammenarbeit von Depeche Mode mit ihrem „Visual Director“ Anton Corbijn hat entscheidend zu ihrem konstanten Erfolg beigetragen. Corbijn machte aus den linkisch wirkenden Metallklopfern geheimnisvolle, schwarz gekleidete Gestalten, die in absurden, atmosphärischen und oft auch sehr lustigen Promoclips zu sehen waren, umgeben von vielen Autos (beispielsweise ein äußerst ernst dreinblickender Dave Gahan in einem Kabinenroller), schönen Frauen, seltsamen Vogelwesen, Zwergen und einem Schaukelpferd, auf dem Andy Fletcher im Cowboykostüm thronte. Die „Krönung“ war tatsächlich der einsame, von Gahan gespielte König aus „Enjoy The Silence“, der mit einem Liegestuhl unter dem Arm durch weite, menschenleere Landschaften wanderte. Corbijn entwarf auch häufig die Bühnendekoration und die Plattenhüllen, obwohl das vermutlich beeindruckendste Cover ihrer Karriere das Bild der drei Megafone in der Wüste ist, das Martyn Atkins für Music For The Masses schuf.

      Letztlich liegt aber wohl die größte Faszination bei jeder erfolgreichen Band in der Chemie, die zwischen den einzelnen Musikern besteht. Depeche Mode haben ein recht einzigartiges Bandgefüge, da sie ein Mitglied an Bord haben, das sich musikalisch seit Jahren kaum noch eingebracht hat – Andrew Fletcher. Sie leben nicht einmal mehr in derselben Gegend: „Fletch“ wohnt in London, Gore in Santa Barbara (er übersiedelte dorthin, nachdem in sein Haus in Harpenden eingebrochen worden war – ein Erlebnis, das umso beängstigender war, als er und seine Familie dort waren, als es passierte), und Gahan zog von L. A. nach New York. Darin liegt zudem das zentrale Anliegen dieses Buchs, denn ich habe versucht, die persönlichen und musikalischen Beziehungen zwischen Martin Gore, Dave Gahan, Andrew Fletcher, Alan Wilder, Vince Clarke und ihrem „Mentor“ Daniel Miller aufzuzeigen, der über die Jahre einen entscheidenden Einfluss auf die Band gehabt hat.

      Die fragile, unausgesprochene Bindung zwischen Gore als hauptsäch­lichem Songwriter und dem Sänger Dave Gahan liegt vielen ihrer besten Songs zugrunde. Dennoch ist Fletchers Rolle, auch wenn er zur Musik nichts beiträgt, äußerst wichtig, denn er fungiert als eine Art Schutzschild für Gore, der Konflikte scheut und sich nicht auf direktem Weg mit Gahan ausein­andersetzen könnte – ebenso wenig wie mit Alan Wilder, der immerhin dreizehn Jahre lang zur Band gehörte. Alan und Daniel verschafften mir beide wesentliche Einblicke in das Innenleben von Depeche Mode. Darüber hinaus möchte ich „Fletch“ für jene Abende danken, an denen er mein lückenhaftes Wissen ergänzte, und Martin dafür, dass er mir lange Faxe voller Fragen beantwortete. Beide waren äußerst hilfreich bei der Überprüfung von Fakten und überraschten mich zudem mit einigen „inoffiziellen“ Enthüllungen. Auch danke ich Ben Hillier, Knox Chandler, Dave McCracken und Ken Thomas, die mir bei der Überarbeitung zur Seite standen und etwas Licht auf die jüngsten Aktivitäten der Band warfen, vor allem, was Bens Arbeit als Produzent von Playing The Angel betrifft. Zudem sprach ich kürzlich mit The Killers, Ladytron, The Faint und The Bravery, allesamt Depeche-Mode-Fans, anlässlich einer Sonderausgabe des Magazins Q, Depeche Mode & the Story of Electro-Pop, die im Januar 2005 erschien (und noch über den Shop auf www.q4music.com erhältlich ist).

      Ich bin noch immer erstaunt darüber, dass man, als ich dieses Buch Ende der Neunzigerjahre in Angriff nahm, Depeche Mode noch nie gebeten hatte, an einer Biografie mitzuwirken. Aber gerade in Großbritannien ist die Band wohl immer noch ein etwas obskures Phänomen.

      Nicht jeder, mit dem ich während der Arbeit an diesem Buch sprach, wollte mit seinen Äußerungen namentlich zitiert werden, aber ich habe versucht, so viel neues Material wie möglich zusammenzutragen. Trotz allem aber schulde ich all den anderen Autoren und Journalisten, die im Lauf der Jahre die Band interviewt haben, ebenso Dank wie auch den zahlreichen Büchern und Artikeln über einschlägige Themen.

      Vor allem aber danke ich den Mitgliedern von Depeche Mode, deren Musik während der letzten fünfundzwanzig Jahre eine ständige Quelle der Inspiration gewesen ist. Es ist schon eine Seltenheit, wenn eine Band die Menschen derart anspricht, dass sie sich mit den Schwächen der Musiker identifizieren können, und gleichzeitig eine großartige Stadiongruppe ist, die auch bei siebzigtausend Zuhörern ein intensives gemeinsames Empfinden auszulösen vermag.

      Steve Malins, London

      — 1 —

      People Are People

      1961–1980

      Martin Gore wurde als gelehriges, nachdenkliches und von Natur aus glückliches Kind am 23. Juli 1961 in Dagenham, Essex, in eine Arbeiterfamilie geboren. Damals arbeiteten sein Stiefvater und sein Großvater in der Ford-Autofabrik in Dagenham. Der Stiefvater jedoch gab seinen Job auf, wurde Kraftfahrer und zog mit dem – nach dessen eigenen Worten „passiven und harm­losen“ – kleinen Jungen und dessen zwei Schwestern nach Basildon um. Gores Mutter fand dort einen Job in einem Altersheim.

      „Als kleines Kind war ich ziemlich schüchtern“, sagt der verträumte, stille Songwriter. „Ich hatte eigentlich fast keine Freunde und verbrachte die meiste Zeit allein in meinem Zimmer beim Märchenlesen. Ich versenkte mich tief in Märchenbücher und lebte in einer anderen Welt. Auch in der Schule fehlte es mir sehr an Selbstvertrauen. Nur selten meldete ich mich zu Wort.“

      Zu den Hauptinteressen dieses scheuen, zurückhaltenden Kindes gehörten Sprachen, in denen er sein Naturtalent bewies, und Musik: „Als ich etwa zehn Jahre alt war, entdeckte ich im Schrank die alten Rock’n’Roll-Singles meiner Mutter, Songs von Elvis, Chuck Berry, Del Shannon, und ich spielte diese Platten immer und immer wieder. Da wurde mir klar, dass dies das Einzige war, was mich wirklich interessierte, und damit fing alles an.“

      Mit dreizehn Jahren bekam der frisch gebackene Glam-Rock-Fan – er begeisterte sich vor allem für Gary Glitter und das schrullige US-Duo Sparks – eine akustische Gitarre und erwies sich als gelehriger Schüler, der Abend für Abend damit verbrachte, neue Akkorde auf seinem Instrument einzuüben. Noch auf der Schule schrieb er die Songs „See You“ und „A Photograph Of You“, die später von Depeche Mode eingespielt wurden. Perry Bamonte, der Jahre später Musiker wurde und bei The Cure spielte, war an der Saint-Nicholas-Gesamtschule in Basildon ein Schulkamerad von Gore. „Martin war sehr introvertiert“, sagt Bamonte, „sehr still und ein guter Schüler.“

      Gore sagt von sich, er sei bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr kaum ausgegangen und habe nicht viel getrunken – ein ziemlich ereignisloses Leben, das sich erst später lebhafter gestaltete. In der Schule hatte er eine Freundin, Anne Swindell, die auch schon mit einem anderen Schulfreund ausgegangen war, einem mageren, rothaarigen Jungen namens Andrew Fletcher.

      Gore räumt ein: „Ich war wahrscheinlich ein recht seltsames Kind. Denn mir gefiel die Schule und alles, was dazugehörte. Ich fühlte mich sicher in der Schule und wollte sie überhaupt nicht verlassen. Ich spielte Cricket in der Schulmannschaft und bekam in Französisch und Deutsch eine Eins. In Mathematik versagte ich allerdings.“

      Nachdem er Saint Nicholas 1979 verlassen hatte, nahm er einen Job bei der NatWest Clearing Bank in der Fenchurch Street in der City von London an, nur einen Katzensprung entfernt von der Sun Life Insurance, wo „Fletch“, der Exfreund seiner Freundin, arbeitete. Martin Gore berichtet, seine Kollegen hätten ihn „stiefmütterlich“ behandelt, weil er noch so jung und schüchtern war. Mittlerweile aber musizierte er schon in einem akustischen Duo, Norman and The Worms, mit seinem Schulfreund Philip Burdett, der später als Folksänger durch London tingelte. Die beiden Schulkameraden hatten damals auch eine Folkmusikversion der Erkennungsmelodie der TV-Serie Skippy, das Busch­känguru in ihrem Repertoire.

      Die musikalische Richtung der beiden änderte sich jedoch eines Abends dramatisch, als Gore zu einem Auftritt mit einem Synthesizer der Marke Moog Prodigy erschien. Ihr Konzert verfolgte ein anderer

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