Savitri. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter
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Kapitel 3
Die Komposition Savitris
Worte Sri Aurobindos
Das Gedicht wurde ursprünglich von einer niedrigeren Ebene aus geschrieben, einer Mischung vielleicht aus dem inneren Mental, der seelischen, poetischen Intelligenz, dem verfeinerten Vital, nachher mit dem Höheren Mental, oft erleuchtet und intuisiert, das dann dazwischentrat. Der meiste Stoff des ersten Buches ist neu, oder aber der alte ist so geändert, dass er jetzt nicht mehr das ist, was er war. Das Beste vom alten wurde gelegentlich fast intakt belassen, weil es bereits die höhere Inspiration besaß. Außerdem wurden viele sukzessive Überarbeitungen vorgenommen, die jeweils den Versuch unternahmen, die allgemeine Ebene immer höher in Richtung auf eine mögliche Obermental-Dichtung anzuheben. In der jetzigen Fassung kommt ein allgemeiner Obermental-Einfluss durch, glaube ich, manchmal voll, manchmal die Dichtung der vermischten anderen höheren Ebenen färbend, der manchmal eine dieser Ebenen zur höchsten Stufe bringt oder die seelische, die poetische Intelligenz oder die vitale zu ihnen anhebt.
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Worte Sri Aurobindos
Mit eurem stillen Bewusstsein sollte es möglich sein, mit der geringsten Konzentration Eingebung von den höchsten Ebenen herabzubringen.
So leicht machen es einem die höchsten Ebenen nicht. Warum sollte es andernfalls so schwierig sein, das Supramental in das physische Bewusstsein herabzubringen und dort zu organisieren? Was seid ihr doch alle für unbekümmerte phantasievolle Nichtskönner! Ihr sprecht von Stille, Bewusstsein, Obermental, Supramental usw., als ob es zahlreiche elektrische Knöpfe wären, die man nur drücken muss, und damit genug. Eines Tages mag es so sein, aber mittlerweile muss ich mich kundig machen hinsichtlich aller möglichen Arten von Elektrizität, all der Gesetze, Möglichkeiten, Risiken usw., muss Wege der Verbindung und Kommunikation konstruieren, das ganze weitvernetzte System aufbauen, herauszufinden versuchen, wie es narrensicher gemacht werden kann, und all das im Laufe eines einzigen Lebens. Und ich muss das tun, während meine gesegneten Schüler aus einer Position vollständiger Unverantwortlichkeit ihre beschwingten oder betrübten a priori-Argumentationen auf mich abfeuern und von mir erwarten, dass ich ihnen alles ganz ausführlich und nicht bloß in Hinweisen offen lege. Herr Gott in omnibus!
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Worte Sri Aurobindos
Ich habe Savitri als Mittel zum Aufstieg gebraucht. Ich begann damit auf einer gewissen mentalen Ebene, und jedes Mal, wenn ich eine höhere Ebene erreichen konnte, schrieb ich von da aus neu. Ferner war ich anspruchsvoll – wenn ein Teil mir von niederen Ebenen zu kommen schien, gab ich mich nicht damit zufrieden, es so zu belassen, nur weil es gute Dichtung war. Alles musste so weit wie möglich von gleich guter Prägung sein. Tatsächlich habe ich Savitri nicht als ein Gedicht betrachtet, das zu schreiben und abzuschließen ist, sondern als Experimentierfeld, um zu sehen, wie weit Dichtung vom eigenen yogischen Bewusstsein geschrieben werden und wie dieses schöpferisch gemacht werden kann.
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Worte Sri Aurobindos
Ich denke nicht über Technik nach, weil denken nicht mehr in mein Fach gehört. Aber ich schaue und fühle nach ihr, wenn die Zeilen kommen, und dann bei der Durchsicht. Ich kümmere mich nicht um Einzelheiten, während ich schreibe, das würde nur die Inspiration hemmen. Ich lasse sie ohne einzugreifen durch und halte nur bei einer offenkundigen Unzulänglichkeit ein, wobei ich den Schluss ziehe, dass es eine falsche Eingebung ist oder eine niedrigere Ebene dazwischengefunkt hat. Wenn die Inspiration die richtige ist, brauche ich mich um Technik nicht zu sorgen, auch nachher nicht; denn dann kommt die vollkommene Zeile durch, mit dem vollkommenen Rhythmus untrennbar verflochten oder eher in ein Unteilbares und Einziges verschmolzen. Wenn etwas mit dem Ausdruck nicht stimmt, bringt das auch eine Unvollkommenheit im Rhythmus mit sich, und wenn es im Rhythmus einen Makel gibt, trägt auch der Ausdruck nicht sein volles Gewicht, ist nicht mehr völlig unausweichlich. Ist die Eingebung nicht durchgehend die richtige, kommt es zu einer Nachprüfung und Umarbeitung von Teilen oder des Ganzen. Am meisten Wert lege ich darauf, dass jede Zeile in sich unausweichlich ist, als Ganzes und auch in jedem Wort, dass die Satzlängen richtig verteilt sind (sehr wichtig bei dieser Art Blankvers) und dass die Zeilen an ihrem richtigen Platz stehen. Denn alle Zeilen mögen zwar vollkommen sein, aber nicht vollkommen zusammenpassen – Brücken mögen nötig sein, Stellungswechsel, um die richtige Abwicklung und Perspektive zu schaffen usw. Pausen gibt es bei dieser Art Blankvers kaum. Variationen im Rhythmus der Zeilen untereinander, der Zäsur, der Verteilung von langen und kurzen, verschluckten und offenen Silben, vielfältige Gebilde von Vokal- und Konsonantenlauten, Stabreimen und Gleichklängen usw., Verteilung in einer Zeile, zwei Zeilen, drei, vier oder fünf Zeilen, Sätzen aus vielen Zeilen, ferner die Sorgfalt, jede Zeile in ihrer eigenen Fülle und Kraft sprechen zu lassen und gleichzeitig harmonisch in einen ganzen Satz sich zu fügen – auf diese Dinge kommt es an. Gewöhnlich achtet die Inspiration selber auf das alles; denn, weil ich die Technik kenne und sie gewohnt bin, liefert die Inspiration, was ich wünsche, der üblichen Bestellung gemäß. Wenn etwas schadhaft ist, wende ich mich an die Zentrale, bis eine einwandfreie Fassung kommt oder der Schaden behoben ist durch einen Wort- oder Satzersatz, der blitzt – mit dem nötigen Klang und Sinn. Diese Dinge geschehen nicht durch Denken oder Suchen nach der richtigen Sache – die beiden Mittel sind Schau und Anruf. Auch Gefühl – das Sonnengeflecht muss zufriedengestellt werden, und bis dahin muss es mit Überarbeitungen weitergehen. Ich kann noch hinzufügen, dass sich die Technik nach keiner festgelegten mentalen Regel richtet – denn das Ziel ist nicht perfekte technische Eleganz nach Vorschrift, sondern Klangbedeutung, welche die Wortbedeutung ausfüllt. Wenn sich das durch Brechen einer Regel tun lässt, nun, dann hat die Regel Pech gehabt.
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Worte Sri Aurobindos
An keiner Stelle in Savitri habe ich etwas um der bloßen Bildhaftigkeit willen geschrieben oder bloß, um einen rhetorischen Effekt zu erzielen. Überall im Gedicht versuche ich, genau das auszudrücken, was gesehen,