Die Mutter bleibt. Nolini Kanta Gupta

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Die Mutter bleibt - Nolini Kanta Gupta

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zu folgen, musste man immer ein Kämpfer sein; aber jetzt, wo er uns physisch verlassen hat, muss man ein Held sein.1

      Jetzt, wo auch die Mutter nicht mehr hier ist – scheinbar – und wir wie verlassene Kinder zu sein scheinen, was sollen wir tun oder sein? Es ist nicht mehr genug, ein Kämpfer zu sein, nicht einmal mehr genug, ein Held zu sein. Man muss ein Yogi sein. Ein Yogi ist jemand, der das Göttliche Bewusstsein oder das Bewusstsein der Mutter besitzt. Wenn ihr findet, dass es nicht so einfach ist, ein Yogi zu sein, sogar wenn man sich ernsthaft bemüht, schlage ich euch eine andere Alternative vor. Man muss in eine andere Dimension springen: ein Kind sein, ein Kind der Mutter.

      Ich gebe euch dieses Thema für die Meditation: ein Kind werden, ein vorbildliches Kind der Mutter.

      Veröffentlicht im August 1974

      Kapitel 5

      Die Freiheit der Seele

      1

      Der Druck von oben wurde zurückgenommen und für die Erdatmosphäre wieder Normalität hergestellt. Druck bedeutete eine Trennung, etwas, das von woanders her handelte, eine Beeinflussung. Als Prozess, als für einen Zeitraum und einen bestimmten Zweck unter bestimmten Bedingungen benötigte Passage war er notwendig und willkommen. Aber die Umstände haben sich geändert.

      Das höhere Bewusstsein soll nicht immer hoch bleiben, sondern sich mit dem normalen auf gleicher Ebene befinden. Entweder muss das höhere herabkommen und sich vollständig mit dem niedrigeren mischen, oder das niedrigere muss sich erheben und ganz mit dem höheren eins werden. Oder beide treffen und vereinigen sich irgendwo in der Mitte.

      Die Erde oder materielle Natur toleriert Unbekanntes oder Fremdes nicht so leicht. Sogar wenn es um ihr eigenes Wohl geht, lässt eine fremde Berührung sie zurückschrecken und in sich selbst zurückziehen. Sie erträgt die Berührung nur schwer. Letzten Endes soll die Erde nicht an- und vorangetrieben werden: Sie muss von sich aus vorwärts gehen. Sie muss sich gänzlich auf sich selbst stützen und herausbringen, was sie in sich trägt oder errungen und gespeichert hat. Sie muss aus ihrer Kindheit oder Lehrzeit herauswachsen, der Zeit, in der ein kluges Maß an Druck oder sogar Zwang notwendig oder unvermeidlich sein kann. Aber wenn diese Phase vorbei ist, muss die höhere Verwirklichung der natürliche Ausdruck des gewöhnlichen Erden-Lebens sein: Der höhere Bewusstseinszustand muss sein normaler Zustand sein. Sein Leben muss von seiner Selbst-Natur bewegt werden und die eigene Wahrheit zum Ausdruck bringen.

      Wenn die Erde ein Göttliches Schicksal haben soll, kann das nur aufgrund ihrer freien Wahl geschehen. Es darf von keiner Seite aus Druck oder sogar Ungeduld geben, um sie zu zwingen. Es muss ein froher und spontaner innerer Impuls sein, dem Schicksalsweg zu folgen, den sie selbst gewählt hat.

      Da das ursprüngliche Entstehen der Unwissenheit auf einer freien Wahl der Unwissenheit beruhte, muss ihre Rückkehr zum Bewusstsein eine Sache spontanen Selbst-Suchens sein. Es mag wahr sein oder es ist auf eine tiefere Weise wahr, dass ein Sterblicher erwählt ist, weil Gott ihn schon erwählt hat, aber das ist eine andere Sache. Hier auf der Erde sind wir Sterblichen freie Akteure, wir wählen oder wir wählen nicht.

      In jedem Fall muss man, wenn man etwas wirklich besitzen will, es durch eigene Anstrengung und in völliger Freiheit erwerben. Etwas Geschenktes oder Aufgezwungenes, sei es auch kostbar, ist immer etwas Fremdes und bleibt unnatürlich. Man muss lernen eine Sache zu lieben, um sie wirklich zu besitzen. Sie muss ein fester Bestandteil des eigenen Wesens werden. Und wahre Liebe kann nur bei freier Wahl existieren.

      In letzter Zeit sagte Mutter, wann immer die Frage nach der Herabkunft des Supramentalen gestellt wurde, dass es keine Frage nach der Herabkunft mehr gebe, weil es schon herabgekommen und hier sei. Es ist keine Frage von Herabkunft mehr, das heißt, von etwas, das von irgendwoher kommt und vorher nicht da war. Zurzeit ist es einfach die Frage nach der Manifestation des Supramentalen, das hier bei und unter uns ist.

      Zu einer Zeit erbat, ja erflehte die Mutter Mitarbeit von der materiellen Natur. Sie war bewilligt, aber erwies sich im Handeln als unzureichend. Nun hat sich das Blatt gewendet. Das Bewusstsein der Erde muss nun um Mitarbeit des Göttlichen bitten, beten. Das materielle Bewusstsein muss jetzt hervorkommen, die Führung übernehmen und die erste Rolle bei der Ausarbeitung der Evolution spielen. Das Mitwirken ihres physischen Körpers ist zurückgenommen worden, damit wir in unseren physischen Bewegungen frei bleiben, damit wir lernen uns anzustrengen und in voller Freiheit für den von uns erwarteten Einsatz arbeiten. Wir sagen, dass sie sich – ihren physischen Körper – zurückgezogen hat. Aber sie ist immer noch hier, und während sie hier ist, ist ihr bloßes Da-Sein Kraft, eine helfende Kraft, und dies ist Mitwirkung genug. Diese Kraft steht uns immer zur Verfügung.

      Jetzt hängt nun alles davon ab, wie viel das Erd-Bewusstsein von der Göttlichen Gegenwart empfangen, aufgesogen oder assimiliert hat. Das wird der Maßstab der Vollkommenheit sein, die menschliche Wesen erreichen können. In dem Maße, wie wir menschlichen Geschöpfe die höhere Wirklichkeit spüren und bekunden, werden wir sie wirklich und göttlich realisieren. Wenn wir weiterhin zum alten nicht oder nur wenig gewandelten Lagerbestand gehören, nun, dann müssen wir vielleicht noch einmal eine Million Jahre warten.

      Das würde für uns natürlich einen vielleicht ziemlich häufigen Kleiderwechsel bedeuten. Es scheint keinen anderen Weg zu geben. Aber ein Kleiderwechsel ist unvermeidlich und sollte willkommen sein, denn wenn man etwas zu lange trägt, würde es stinken. Ein Tauchbad im Vaitarni oder Acheron (wenn wir zufällig in Griechenland sind) wäre heilsam. Es gibt natürlich immer die Möglichkeit, dass ein Wunder geschieht: Mutter hat sehr oft davon gesprochen. In dem Fall könnten wir lernen, uns auf innere Weise zu wandeln, zu erneuern, genau wie die vedischen Kühe. Der Rishi sagt: Paliknīrid yuvatayo bhavanti – sogar jene unter ihnen, die alt und grau waren, wurden wieder jung. (Rig Veda, V.2.4.)

      Natürlich ist dies für Gott, das höchste Bewusstsein, gar nicht von Belang, – die ganze Ewigkeit ist Sein Spielfeld, eine Million Jahre bedeuten Ihm nichts. Und doch sind wir menschliche Wesen und können andere ebenso göttliche Perspektiven haben. Die Mutter wurde ein menschliches Wesen wie wir, so vollständig wie möglich für diesen Zweck, um die Millionen Jahre abzukürzen.

      2

      Die Mutter tut, was unter diesen Umständen notwendig ist und vielleicht noch mehr, sie hat ihr Werk noch nicht beendet. Aber das Wesentlichste und Schwierigste – eine neue Richtung einzuschlagen – wurde vollbracht. Sri Aurobindo hat in einprägsamen Worten davon gesprochen: Wir kennen die Passage in Die Mutter. Ich zitiere die Zeilen und schließe hiermit:

      Die Mutter lenkt nicht nur alles von oben her, sondern steigt auch in diese mindere dreifache Welt herab. Alle Dinge sind hier, sogar die Bewegungen der Unwissenheit, auf unpersönliche Weise sie selbst in verhüllter Macht und ihre Schöpfungen in verminderter Substanz, sind ihr Natur-Körper und ihre Natur-Kraft, und sie bestehen, weil sie veranlasst durch das geheimnisvolle „Es werde“ des Höchsten, etwas von den Möglichkeiten des Unendlichen herauszuarbeiten, in das große Opfer eingewilligt und sich wie eine Maske die Seele und Formen der Unwissenheit angelegt hat. Aber auch persönlich hat sie sich herabgebeugt, hier in die Dunkelheit hinabzusteigen, um sie in das Licht zu führen, in die Falschheit und den Irrtum, um sie zur Wahrheit zu bekehren, in diesen Tod, um ihn

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