Bewusstsein. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Bewusstsein - Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter страница 3
*
Worte Sri Aurobindos
Wenn Bewusstsein und Energie das Gleiche wären, hätte es keinen Sinn, zwei verschiedene Begriffe dafür zu gebrauchen. An Stelle von „Ich bin mir meiner Fehler bewusst“ könnte man sagen: „Meine Fehler sind in mir wirksam.“ Und wenn ein Mensch schnell läuft, könnte man sagen: „Er läuft mit großem Bewusstsein.“ Bewusstsein ist das, was die Dinge wahrnimmt – Energie ist eine in Tätigkeit versetzte Kraft, welche die Dinge tut. Bewusstsein kann Energie enthalten, bewahren oder ausströmen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nur ein anderes Wort für Energie ist und es sich nach außen wenden muss, sobald die Energie sich nach außen wendet, und dass es nicht zurücktreten und die tätige Energie beobachten kann. Wenn eine große Trägheit in dir ist, heißt das nicht, dass du und die Trägheit das Gleiche sind und wenn die Trägheit sich erhebt und dich überwältigt, dass du es bist, der sich erhebt und sich selbst überwältigt.
* * *
Kapitel 3
Bewusstsein – Die grundlegende Tatsache im Dasein
Worte Sri Aurobindos
Alles Leben hier ist ein Stadium oder ein Umstand der fortschreitenden Evolution eines Geistes, der sich in der Materie involviert hat und nun darauf hinarbeitet, sich in dieser widerstrebenden Substanz zu manifestieren. Dies ist das ganze Geheimnis des irdischen Daseins.
Doch der Schlüssel zu diesem Geheimnis ist nicht im Leben selbst oder im Körper zu suchen. Das Schlüsselwort findet sich weder im Embryo noch im Organismus, denn diese sind nur physische Hilfsmittel oder Grundlagen: Das einzige wahrhaft bedeutsame Rätsel dieser Welt ist das Auftreten und Wachsen des Bewusstseins in der ungeheuren stummen Gedankenlosigkeit der Materie. Das Entrinnen des Bewusstseins aus einer scheinbaren anfänglichen Nichtbewusstheit – verhüllt und latent war es stets zugegen, denn sogar die Nichtbewusstheit der Materie ist nur ein verkapptes Bewusstsein – sowie das Ringen des Bewusstseins nach Selbstfindung, sein Streben nach der ihm eingeborenen Ganzheit, Vollkommenheit, Freude, Stärke, Meisterschaft, Harmonie, Freiheit und nach seinem inhärenten Licht – dies ist das anhaltende Wunder und doch das natürliche und alles erklärende Phänomen, dessen Beobachter, Bestandteil, Werkzeug und Vermittler wir alles in einem sind.
Ein Bewusstsein, ein Sein, eine Macht, eine Freude waren hier von Anbeginn eingesperrt in dieser scheinbaren Leugnung ihrer selbst, dieser ursprünglichen Nacht, dieser Dunkelheit und Unwissenheit der materiellen Natur. Jenes, das ist und immer war, das für immer frei, vollkommen, ewig und unendlich ist, das alles ist, was wir Gott, Brahman oder Geist nennen, hat sich hier in sein eigenes selbstgeschaffenes Gegenteil eingeschlossen. Der Allwissende hat sich im Nichtwissen, der Allbewusste im Nichtbewusstsein versenkt, der Allweise in immerwährende Unwissenheit. Der Allmächtige hat sich in einer unermesslichen kosmischen Trägheit verkörpert, die nur ihrem eigenen Antrieb gehorcht und nur durch Auflösung erschafft. Das Unendliche hat sich durch eine grenzenlose Zersplitterung zum Ausdruck gebracht. Der Allselige hat eine ungeheure Empfindungslosigkeit angelegt, aus der er sich mit Kummer, Schmerz, Hunger und Begehren als seine Mittel freikämpft. Woanders ist das Göttliche; hier im körperlichen Leben, in dieser düsteren materiellen Welt, scheint es beinahe so zu sein, als wäre das Göttliche noch nicht, sondern sei erst im Werden, Theos ouk estin alla gignetai. Dieses allmähliche Werden des Göttlichen aus seinen eigenen, phänomenal gegebenen Gegensätzen ist der Sinn und der Zweck der irdischen Evolution.
Das Wesen der Evolution besteht nicht in der Entwicklung eines immer besser organisierten Körpers oder eines immer leistungsfähigeren Lebens – diese stellen nur die Maschinerie und die äußeren Umstände. Die Evolution ist das Ringen eines in der Materie schlafwandelnden Bewusstseins nach äußerstem Erwachen, nach höchster Freiheit, letzter und weitester Selbstfindung und nach völligem Besitz seiner selbst und aller seiner Möglichkeiten. Die Evolution ist die Emanzipation einer in Form und Kraft verborgenen Seele, die sich offenbart; sie ist das langsame Werden einer Gottheit, das Wachsen eines göttlichen Geistes.
Der mentale Mensch ist weder das Ziel noch der Zweck, weder die Erfüllung noch der letzte und höchste Sinn dieser Evolution. Er ist zu unbedeutend und zu unvollkommen, um das Endergebnis aller dieser Geburtswehen der Natur zu sein. Der Mensch ist nicht endgültig; er ist ein Übergangswesen, ein instrumentales Provisorium.
Dieser Charakter der Evolution und diese überleitende Rolle des Menschen sind nicht sogleich offensichtlich. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte es so aussehen, als wäre die Evolution – zumindest die physische Evolution – mit dem Menschen als ihrem besten und doch so ärmlichen Ergebnis an ihrem Ende angelangt, als wären keine neuen Wesen, keine höheren Schöpfungen mehr zu erwarten. Dieser Anschein kann jedoch nur solange bestehen, wie wir unseren Blick auf die äußeren Formen richten statt auf die innere Bedeutung des ganzen Vorgangs. Im Grunde sind nämlich die Materie, die körperliche Existenz und das Leben nichts anderes als die notwendigen Vorbedingungen der zu vollbringenden Aufgabe. Wenn es zutrifft, dass neue lebende Formen nicht länger spontan auftreten, dann nur deshalb nicht, weil die evolutionäre Kraft jetzt entweder überhaupt nicht oder nicht in erster Linie mit der Evolution solcher Formen beschäftigt ist, sondern vielmehr mit der Entfaltung neuer Fähigkeiten des Bewusstseins. Sobald die Natur, als Göttliche Schöpfermacht, einen aufrechten Körper geformt hatte, der zu denken und zu planen vermochte, der in der Lage war, sich selbst und die äußere Welt zu erforschen und bewusst auf die Welt und sich selbst einzuwirken, hatte sie, was sie zum Erreichen ihres geheimen Ziels benötigte. Sie verwies alles andere auf den zweiten Rang und richtete alle ihre höheren Kräfte auf dieses lange verborgene Ziel. Bis dahin bestand alles in einer langen, sorgfältigen und beharrlichen Vorbereitung. Die ganze Zeit hindurch war jedoch die Entwicklung des Bewusstseins mit dem Auftreten des Menschen als dem entscheidenden Wendepunkt in ihr eingehüllt als ihr letztes Anliegen und ihr wahres Ziel.
Diese langsame Vorbereitung der Natur erstreckte sich über ungeheure Zeitspannen und endlose Räume, in denen diese ihr einziges Anliegen zu sein schien. Ihr eigentliches Anliegen kommt uns dagegen so vor – wenigstens wenn wir es mit dem nach außen gerichteten Blick des Verstandes betrachten –, als hätte es sich zu guter Letzt als ein Zufall ergeben, und auch dies nur für eine bestimmte Zeit und auf einem winzigen Fleckchen in einem kaum bemerkbaren Winkel einer der kleineren Milchstraßensysteme eines möglicherweise unbedeutenden Universums unter diesen vielen unbegrenzten Endlichkeiten, diesen zahllosen Universen. Wenn dem so wäre, könnten wir immer noch entgegnen, dass für das Unendliche und Ewige Zeit und Raum keine Bedeutung haben. Für Jenes ist es keine vergeudete Mühe – wie es das für unser kurzes, vom Tod gehetztes Leben wäre —, Trillionen von Jahren hindurch zu arbeiten, um für einen einzigen Augenblick zu erblühen. Aber auch dieses Paradoxon besteht nur scheinbar, da die Geschichte dieser einen Erde nicht die ganze Geschichte der Evolution ist. Auch jetzt gibt es anderswo andere Erden, und selbst hier gingen uns viele Erdzyklen voraus, und viele werden auf uns folgen.
Die Natur mühte sich für ungezählte Millionen von Jahren, ein mit lodernden Sonnen und Sternsystemen erfülltes Weltall zu erschaffen: Für eine geringere, aber immer noch unabsehbare Anzahl von Jahrmillionen konzentrierte sie sich darauf, diese Erde zu einem bewohnbaren Planeten zu machen. Während dieser ganzen Zeit war sie allein mit der Evolution der Materie beschäftigt, zumindest dem Anschein nach; das Leben und das Mental blieben in einem scheinbaren Nichtsein verborgen. Doch es kam die Zeit, da das Leben