Daddy Übernimmt Die Zügel. Kelly Dawson
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Sobald sich ihr Gesicht wieder entspannte, beobachtete sie fasziniert, wie sich Clays geschmeidiger, muskulöser Körper in der großen, luftigen Box bewegte und er mit Leichtigkeit das Sägemehl zur Seite schob, um die feuchten Flecken auf dem Betonboden trocknen zu lassen. Er ist schon ein verdammt gut aussehender Mann! Sie lächelte zufrieden. Es war schon eine ganze Weile her, seit sie etwas so schönes wie Clay gesehen hatte.
Sie unterdrückte ein Kichern, als Clay die letzten Reste des feuchten Sägemehls entfernte und sich dann zu ihr umdrehte. „Glaubst du, du schaffst die Nächste?“ Er hielt ihr wieder den Rechen hin.
Sie schüttelte wieder ihren Kopf, konnte aber ihr Lachen nicht verstecken. „Ich kann nicht glauben, dass du darauf reingefallen bist!“, rief sie. „Ich hab schon im Stall geholfen, als ich noch in der Schule war, bevor ich meine Ausbildung zum Jockey angefangen habe. Natürlich kann ich einen Stall ausmisten!“ Sie lächelte ihn frech an. „Ich wollte nur dir dabei zusehen!“
Er sah sie einen Moment sprachlos an und lachte dann ebenfalls ein tiefes, polterndes Lachen, das von tief drinnen zu kommen schien und sie noch stärker kichern ließ. „Dir sollte der Hintern versohlt werden!“, schimpfte er sie immer noch lachend.
Einen Moment lang war sie schockiert und starrte ihn mit offenem Mund an. Hatte sie das richtig verstanden? Erregung durchfuhr sie. Ihr ganzes Leben lang hatte sie darauf gewartet, dass ein Mann das zu ihr sagte.
Sie stand noch immer da, sprachlos, aber aufgeregt, als er sie angrinste, zwinkerte und ihr den Rechen in die Hand drückte.
Während sie ihm nachsah, fragte sie sich, woher die schmerzende Hitze zwischen ihren Schenkeln kam. Klar war er sexy, aber keiner der anderen Männer, denen sie bisher begegnet war, hatte eine derartige Wirkung auf sie gehabt. Es war die Androhung der Schläge auf den Hintern. Ganz klar!
* * *
„Er ist so toll, Annie!“, erzählte Bianca ihrer Schwester. Sie war zum Mittagessen nach Hause gekommen. Wie in jedem Rennstall waren es der frühe Morgen und der späte Nachmittag und Abend, wo am meisten los war, sodass sie mittags ein paar Stunden für sich hatte, was ihr gut passte, da sie sich so um Annie kümmern konnte.
Annie lächelte schwach zu ihr auf. „Das freut mich“, sagte sie leise. „Ich hoffe, er ist auch nett; du verdienst einen guten Mann.“
„Also noch ist er ja nicht mein Mann“, stellte Bianca fest. Dann drückte sie Annies Hand. „Aber er scheint nett zu sein. Und er liebt Pferde, also fängt das schon gut an.“ Dann lächelte sie und beugte sich näher zu ihrer Schwester. „Und ich glaube, er ist ein Spanker.“
Annies Lächeln erhellte ihr ganzes Gesicht. „Oh, Schwesterherz, ich freu mich so für dich!“, rief sie. „Jetzt kann ich glücklich sterben, wo ich weiß, dass du den perfekten Mann gefunden hast.“ Sie drückte sanft die Hand, die sie hielt und auch diese kleine Anstrengung schien ihre ganze Kraft zu kosten.
„Du kannst mich noch nicht alleine lassen“, flehte Bianca und eine einsame Träne rann ihr übers Gesicht. „Ich kann dich noch nicht gehen lassen.“ Sie griff beide Hände und hielt sie fest in ihren Eigenen.
„Noch nicht“, stimmte Annie zu. „Aber bald. Es wird eine Erleichterung sein, Schwesterchen. Ein Ende der Schmerzen.“
Bianca streckte sich neben ihrer Schwester auf dem Bett aus. Mit Annies Gesundheit ging es schnell bergab. Der Krebs zerstörte ihren Körper; es war eine brutale Art zu sterben.
Viel zu früh schon waren die wenigen Stunden ihrer Pause vorbei und sie musste zurück an die Arbeit. Annie schlief schon fast, lächelte jedoch, als sich Bianca hinunterbeugte und sie sanft auf die Wange küsste, ehe sie leise das Zimmer verließ.
* * *
Clay sah ihr seit einer Viertelstunde bei der Arbeit zu. Er hatte ihr geschickt einen Heuballen aus dem Stapel im Futterlager geholt, der größer war als sie und beobachtete jetzt von der Tür seines Büros aus, wie sie durch den Stall ging und die Heunetze auffüllte. Die einfache, mondäne Arbeit konnte ihre Gedanken nicht fesseln, sodass sie wieder an ihre Schwester dachte. Das Leben war so unfair! Annie war die wundervollste Person, die sie kannte – schön von innen und außen – und sie starb. Sie verdiente es nicht zu sterben.
„Was machst du da mit deinem Gesicht?“
Sie zuckte zusammen. Sie hatte seine näherkommenden Schritte nicht gehört. Dann stöhnte sie. Er hatte es früher bemerkt, als sie gehofft hatte. Ihre Tics mussten schlimmer sein, als sie dachte, dass er sie an ihrem ersten Arbeitstag schon bemerkte.
„Und?“, drängte Clay und klang wütend.
Sie seufzte und senkte den Blick. „Warum?“, fragte sie.
Clay sah sie finster an. „Als dein Vorarbeiter hier im Stall habe ich das Recht, Bescheid zu wissen. Nimmst du Drogen?“
„Nein!“, rief sie aus. „Es hat nichts damit zu tun.“ Mit einem Seitenblick auf ihn stellte sie fest, dass er nicht lockerlassen würde. Sie seufzte. Nicht schon wieder. Ihr ganzes Leben lang hatte sie gegen das Klischee gearbeitet, das die Medien über das Tourette-Syndrom verbreiteten. Sie hatte gekämpft, um zu beweisen, dass sie so gut wie alle anderen war, auch wenn ihr Gesicht willkürliche, seltsame Verrenkungen machte.
„Also? Ich warte“, knurrte er.
„Ich habe Tourette.“
„Also hast du gelogen.“
„Nein.“ Sie schüttelte heftig ihren Kopf.
„Auf dem Bewerbungsformular wird gefragt, ob du medizinische Beschwerden hast. Du hast ‚nein‘ angekreuzt – ich habs gelesen.“
„Nein, ich wurde gefragt, ob ich medizinische Beschwerden habe, die mich daran hindern würden, meinen Job zu machen“, korrigierte sie ihn. „Hab ich nicht. Ich kann trotzdem meine Arbeit machen.“ Sie sprach mit fester Stimme, leidenschaftlich und hoffentlich klang sie auch überzeugend.
„Also das ganze Herumpöbeln, die Tics, die den ganzen Körper betreffen und einen quasi außer Gefecht setzen und das Wiederholen von Worten ... Das ist alles falsch?“, fragte er zweifelnd und wusste offensichtlich nicht, ob er ihr glauben sollte oder nicht.
Sie schüttelte ihren Kopf. „Nein, das stimmt schon ... bei manchen Leuten. Die Sache ist die, dass Tourette jeden anders trifft. Die Medien nutzen gerne die extremen Fälle, weil sie sensationsgeil sind, doch die Realität ist, dass nichts davon auf mich zutrifft. Ich habe nur, was du schon gesehen hast: die Gesichtsticks. Ich hatte ein paar vokale Tics als Kind, aber die hatte ich schon seit Jahren nicht mehr. Was du gesehen hast, ist alles.“
„Warum hast du dann nichts zu Paps im Bewerbungsgespräch gesagt?“, fragte er und klang immer noch genervt.
„Weil er mir dann den Job nicht gegeben hätte!“,