Die Botschaft der Bhagavadgita. Sri Aurobindo

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Die Botschaft der Bhagavadgita - Sri Aurobindo

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wie der äußeren Aktivitäten als ein Opfer an den Herrn aller Werke verstanden wird. Es wird dem Ewigen als dem Meister aller Seelen-Energien und der strengen Übungen dargebracht. Yoga ist die praktische Ausübung der Wahrheit, die im Schauen erkannt wird. Seine Praxis hat als Antriebskraft den Geist erleuchteter Hingabe, einer stillen glühenden Darbringung, die sich Jenem weiht, das die Erkenntnis als das Höchste schaut.

      Was sind aber die Wahrheiten des Sankhya? Diese Philosophie bekam ihren Namen von ihrem analytischen Prozess. Sankhya ist die Analyse, die Aufzählung, die trennende und unterscheidende Darstellung der Prinzipien unseres Wesens, von denen das gewöhnliche Mental nur die Kombinationen und die Ergebnisse der Kombinationen sieht. Es wollte überhaupt nicht die Synthese herstellen. Sein ursprünglicher Standpunkt ist tatsächlich dualistisch, und zwar nicht vom relativen Dualismus der vedantischen Schulen, die sich mit diesem Namen benennen, Dwaita, sondern auf eine sehr absolute und genau präzisierte Art. Denn das Sankhya erklärt das Dasein nicht durch ein einziges ursprüngliches Prinzip, sondern durch zwei, deren Verhältnis zueinander die Ursache des Weltalls ist: Purusha, das inaktive, Prakriti, das aktive Prinzip. Purusha ist die Seele, nicht im gewöhnlichen oder populären Sinn des Wortes, sondern als reines, bewusstes Wesen, unbeweglich, unveränderlich und selbst-leuchtend. Prakriti ist Energie und deren Auswirkung. Purusha tut nichts, aber er reflektiert das Wirken der Energie und ihre Verfahren. Prakriti ist mechanisch; aber dadurch, dass sie in Purusha reflektiert wird, gewinnt sie den Anschein von Bewusstsein in ihren Wirkensweisen, und deshalb entstehen solche Phänomene von Schöpfung, Erhaltung und Auflösung, Geburt, Leben und Tod, Bewusstheit und Unbewusstheit, Erkenntnis durch die Sinne, intellektuelles Wissen und Unwissenheit, Wirken und Nicht-Wirken, Frohsinn und Leiden. Sie alle schreibt der Purusha unter dem Einfluss von Prakriti sich selbst zu, obwohl sie alle überhaupt nicht ihm angehören, sondern allein dem Wirken oder der Bewegung von Prakriti.

      Denn Prakriti wird von den drei guṇas, den wesentlichen Eigenschaften der Energie konstituiert: sattva, die Saat der Intelligenz, konserviert die Wirkensweisen der Energie; rajas, die Saat der Kraft und Aktivität, verschafft die Wirkensweisen der Energie; tamas, die Saat der Trägheit und Nicht-Intelligenz, die Aufhebung von Sattwa und Rajas, löst das auf, was diese erschaffen und bewahren. Sind diese drei Mächte der Energie von Prakriti im Zustand des Gleichgewichts, dann ist alles in Ruhe, gibt es keine Bewegung, kein Handeln, keine Schöpfung, darum auch nichts, was in dem unwandelbaren, erleuchteten Wesen der bewussten Seele reflektiert werden könnte. Wird das Gleichgewicht aber gestört, verfallen die drei Gunas in einen Zustand von Unausgeglichenheit, indem sie miteinander streiten und aufeinander einwirken, und all die unentwirrbaren Vorgänge von Schöpfung, Erhaltung und Auflösung beginnen und lassen die Phänomene des Kosmos abrollen. Das geht so lange weiter, als Purusha einwilligt, diesen Wirrwarr zu reflektieren, der seine ewige Natur verfinstert und ihr die Natur von Prakriti beilegt. Wenn er aber seine Zustimmung zurückzieht, fallen die Gunas in ihr Gleichgewicht zurück und die Seele kehrt heim in ihre ewige, unveränderliche Unbeweglichkeit; sie wird von den Phänomenen erlöst. Dies Reflektieren und dies Erteilen oder Widerrufen der Zustimmung scheinen die einzigen Mächte des Purusha zu sein. Kraft der Reflexion ist er der beobachtende Zeuge der Natur und erteilt ihr seine Zustimmung, sāksī und anumantā der Gita. Er ist aber nicht auf aktive Weise der Ishwara. Selbst sein Erteilen der Zustimmung ist passiv; und wenn er die Zustimmung zurückzieht, ist das nur eine andere Passivität. Jegliche subjektive oder objektive Aktion ist der Seele fremd; sie hat weder einen aktiven Willen noch eine aktive Intelligenz. Sie kann darum auch nicht die einzige Ursache des Kosmos sein. So wird die Behauptung einer zweiten Ursache notwendig. Nicht Seele allein ist durch ihre Natur als bewusstes Wissen, bewusster Wille und bewusste Seligkeit die Ursache des Weltalls, sondern Seele und Natur sind die duale Ursache: ein passives Bewusstsein und eine aktive Energie. So erklärt das Sankhya das Dasein des Kosmos.

      Woher stammen aber diese bewusste Intelligenz und dieser bewusste Wille, die wir als einen so großen Teil unseres Wesens wahrnehmen und die wir, gewöhnlich und instinktiv, nicht der Prakriti sondern dem Purusha zuschreiben? Nach dem Sankhya sind diese Intelligenz und dieser Wille ganz und gar ein Teil der mechanischen Energie der Natur, nicht Eigenschaften der Seele. Sie sind das Prinzip von Buddhi, einem der vierundzwanzig tattvas, der vierundzwanzig kosmischen Prinzipien. In der Evolution der Welt bildet Prakriti mit den drei Gunas in ihr die Basis; sie ist als die ursprüngliche Substanz der Dinge ungeoffenbart, nichtbewusst. Daraus entwickeln sich, aufeinander folgend, fünf elementare Erscheinungsformen von Energie und Materie – denn Materie und Kraft sind dasselbe in der Sankhya-Philosophie. Diese werden mit den Namen der fünf konkreten Elemente des alten Denkens benannt: Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde. Wir müssen aber bedenken, dass sie nicht Elemente im Sinn moderner Wissenschaft sondern subtile Zustandsformen materieller Energie sind und dass man sie nirgendwo in der grobmateriellen Welt in ihrer Reinheit findet. Alle Gegenstände werden durch die Kombination dieser fünf subtilen Zustandsformen oder Elemente gebildet. Andererseits ist jedes dieser fünf die Grundlage für eine der fünf subtilen Eigenschaften von Energie oder Materie: Klang, Tastbarkeit, Geschmack, Gestaltung, Geruch, die die Art ermöglichen, in der der Mental-Sinn Gegenstände wahrnimmt. So wird durch diese fünf Elemente der Materie, die aus der ursprünglichen Energie hervorgehen, und durch diese fünf Sinnen-Beziehungen, durch welche die Materie erkannt wird, das entwickelt, was wir in moderner Sprache den objektiven Aspekt des kosmischen Seins nennen können.

      Dreizehn andere Prinzipien bilden den subjektiven Aspekt der kosmischen Energie – Buddhi oder Mahat, Ahankara, Manas und seine zehn Sinnen-Funktionen: fünf für das Erkennen und fünf für das Handeln. Manas, das Mental, ist der ursprüngliche Sinn, der alle Gegenstände wahrnimmt und auf sie reagiert. Denn es hat zugleich eine nach innen, eine erkennende, und eine nach außen gerichtete, eine ausführende Aktivität. Es empfängt durch Wahrnehmung das, was die Gita die äußere Berührung durch die Dinge nennt, bāhya sparśa. So gestaltet es seine Vorstellung von der Welt und übt seine Reaktionen aktiver Vitalität aus. Es spezialisiert aber seine einfachsten Funktionen des Empfangens durch die Hilfe der fünf wahrnehmenden Sinne von Hören, Tasten, Sehen, Schmecken und Riechen, die die fünf Eigenschaften der Dinge zu den ihnen entsprechenden Objekten machen. Das Mental spezialisiert gewisse notwendige vitale Funktionen des Reagierens mit Hilfe der fünf aktiven Sinne, die als Reden, Fortbewegung, Ergreifen der Dinge, Ausscheiden und Fortpflanzung wirken. Buddhi, das unterscheidende Prinzip, ist zugleich Intelligenz und Wille. Es ist die Macht in der Natur, die unterscheidend trennt und zusammenfügt. Ahankara, der Ego-Sinn, ist das subjektive Prinzip in Buddhi, durch das Purusha verführt wird, sich mit Prakriti und ihren Aktivitäten zu identifizieren. Aber diese subjektiven Prinzipien sind selbst ebenso mechanisch, ebenso sehr ein Teil der unbewussten Energie, wie diejenigen, die ihre objektiven Abläufe bilden. Wenn wir es schwierig finden einzusehen, wie Intelligenz und Wille Eigenschaften des mechanischen Nichtbewusstseins und selbst mechanisch, jaḍa, sein können, müssen wir uns nur daran erinnern, dass die moderne Wissenschaft selbst zur gleichen Schlussfolgerung geführt worden ist. Sogar in der mechanischen Wirksamkeit des Atoms gibt es eine Macht, die man nur einen unbewussten Willen nennen kann. Und bei allem Wirken der Natur leistet dieser alles durchdringende Wille unbewusst die Werke der Intelligenz. Was wir die mentale Intelligenz nennen, ist in seinem Wesen genau dasselbe wie das, was unterbewusst in allen Aktivitäten des materiellen Weltalls unterscheidet und zusammenfügt. Und das bewusste Mental selbst ist, wie die Wissenschaft zu zeigen versucht hat, nur ein Ergebnis und eine Kopie der mechanischen Bewegung des Nichtbewusstseins. Sankhya macht das klar, was die moderne Wissenschaft im Dunkel lässt, den Vorgang, durch den das Mechanische und Nichtbewusste die äußere Erscheinung von Bewusstsein annimmt. Es kommt daher, dass Prakriti auf Purusha zurückstrahlt. Das Licht des Bewusstseins der Seele wird den Wirkensweisen der mechanischen Energie zugeschrieben. Auf diese Weise wird Purusha, der die Natur als Zeuge beobachtet und sich selbst dabei vergisst, von dem in Prakriti erzeugten Gedanken irregeführt, er sei es, der denkt, fühlt, will, handelt; während

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