Operation Terra 2.0. Andrea Ross

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Operation Terra 2.0 - Andrea Ross

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Verantwortung lastet schwer auf meinen Schultern. Schon die allerkleinste Fehlinterpretation kann unsere impulsive Alanna zu weitreichenden Schritten treiben«, warnte Arden seinen in Violett gekleideten Schreiber und Geliebten. Manchmal verleitete Zamors Jugend ihn zu unangebrachter Oberflächlichkeit.

      *

      Über dem Regentenpalast gingen die zwei Monde Tiberias auf, das Zentralgestirn versank hinter dem Horizont. Für das jüngste Mitglied der Marsdynastie neigte sich damit der Tag dem Ende zu. Regent Kiloon geleitete seine sechsjährige Tochter in ihr Schlafgemach. Er konnte nur wenig Zeit mit ihr verbringen, doch das allabendliche Ritual ließ er sich nicht nehmen.

      Behutsam hob er die jüngere der beiden Alannas in ihre ovale Schlafkoje aus transparentem, zartgelbem Plantolaan. Kaum reagierte der im Boden verbaute Sensor auf ihr Gewicht, ertönte ein kaum vernehmbares Zischen. Unzählige kleine Düsen, die rundum von der Schulterhöhe bis zu den Zehenspitzen an der Innenverkleidung angebracht waren, verströmten eine bläuliche Gasmischung. Diese wog schwerer als Luft, duftete wie Lavendel und legte sich wie eine schützende, wärmende Hülle um den Körper des Kindes. Erst vor einigen TUN hatte diese innovative Lösung gewöhnliche Decken abgelöst. Sie garantierte eine stets gleich bleibende Körpertemperatur, lästiges Schwitzen oder Frieren in der Nacht gehörten damit der Vergangenheit an.

      »Vater, erzählst du mir zum Einschlafen eine Geschichte?«, gurrte die Kleine mit einem gewinnenden Lächeln. Der Tonfall erinnerte unangenehm an ihre gleichnamige Mutter, die, wenn sie etwas erreichen wollte, ganz ähnlich zuckersüß klang.

      Kiloon schüttelte den schauerlichen Gedanken ab. Er führte eine Zweckehe, die nichts mit einer liebevollen Beziehung gemein hatte. Genauer gesagt, hatte ihn die ältere Alanna quasi fest an den Eiern. Dieses selbst verschuldete Dilemma wollte er natürlich nicht an seiner süßen Tochter auslassen, somit nickte er und streichelte ihr zärtlich übers blonde Haar.

      Er erzählte dem Mädchen sehr gerne Geschichten, stets darauf achtend, dass diese einen lehrreichen Hintergrund enthielten. Vielleicht gelang es ihm ja auf diese schonende Weise, die künftige Imperiumserbin gegen die – zumeist selbstsüchtigen – Pläne ihrer Mutter zu konditionieren. Und doch fühlte er, dass sich die Vater-Tochter-Beziehung bereits in Nuancen veränderte. Alanna war kein Kleinkind mehr, würde in wenigen Jahren in die Pubertät kommen.

      »Bist du allmählich nicht schon ein bisschen zu groß für Gutenachtgeschichten?«, fragte er augenzwinkernd.

      »Überhaupt nicht!«, strahlte das Mädchen und schloss genießerisch die Augen. Kiloon brummte zufrieden.

      »Es war einmal … ein Volk aus glücklichen Menschen, die im Überfluss lebten. Sie besaßen nur das, was man zum Leben unbedingt braucht. Sie jagten Tiere und sammelten gemeinsam Beeren und Früchte. Abends saß man am Lagerfeuer zusammen«, begann Kiloon seine Geschichte.

      »Iiiiih«, schüttelte sich die Kleine. »Wir haben im Unterricht schon gehört, dass die Menschen früher Tiere aßen. Das finde ich eklig. Wie können sie dann aber glücklich gewesen sein?«

      »Sie kannten es nicht anders. Wir Menschen waren erst viel später in der Lage, uns die notwenigen Nährstoffe aus synthetischer Nahrung zu ziehen. Obst und Gemüse sind eben auf Dauer nicht ausreichend, um den Körper fit und gesund zu halten. Wenn man körperlich arbeitet, benötigt man viele Proteine«, erklärte ihr Vater geduldig.

      »Trotzdem! Tiere töten und sie anschließend essen, das könnte ich bestimmt nicht«, beharrte Alanna. Sie besaß denselben Dickkopf wie ihre Mutter.

      »Musst du ja auch nicht. Aber nun höre gut zu, wie es dem Volk in meiner Geschichte weiter erging. Im Laufe der Zeit vermehrten sich die Menschen immer weiter. Familien schlossen sich zu Clans zusammen, Clans zu Dorfgemeinschaften und diese wiederum zu größeren Siedlungen, die man später Städte nannte. Nun mussten sie sich um die Dinge des alltäglichen Lebens streiten, denn die Zeit des Überflusses war vorbei. Jeder wollte möglichst viel für sich selbst beanspruchen: Ländereien, Wasser, Jagdgebiete, Nahrung. Es entstand Konkurrenz, und hieraus resultierten kriegerische Konflikte.«

      »Dann war das aber ein sehr, sehr dummes Volk«, entschied Klein-Alanna selbstbewusst. »Sobald ein Mensch stirbt, darf ein neuer an seine Stelle treten, so lautet bei uns die Regel. Wie konnte es also passieren, dass auf einmal so viele existierten, dass sie sich sogar ums Essen streiten mussten?«

      »Damals gab es eine solche Regelung noch nicht. Die Familien entschieden selbst, wie viele Kinder sie in die Welt setzen wollten. Doch das war noch das kleinere Problem. Man erfand Maschinen, die den Leuten die Arbeit abnahmen und produzierte damit lauter Dinge, die im Grunde genommen überflüssig waren. Jedermann wollte das Zeug besitzen, für alles gab es Abnehmer. Je mehr Gegenstände man besaß, desto größer war das Ansehen.

      Zuerst tauschte man die Waren untereinander, später bezahlte man sie mit runden, glänzenden Metallstücken. Um wiederum diese Metallstücke zur Verfügung zu haben, musste man arbeiten – doch dies war immer weniger Menschen möglich, weil die Maschinen sie einen nach dem anderen ersetzten. Die Roboter erledigten die Aufgaben oft schneller und zuverlässiger, daher setzte man sie überall ein. Die großen Maschinen, die diese Roboter bedienten, verpesteten die Luft und entzogen dem Planeten jede Menge Bodenschätze. Das brachte das natürliche Gleichgewicht ins Wanken.«

      »Die haben also vor lauter Gier den eigenen Planeten kaputt gemacht?«, fragte das Mädchen mit großen Augen.

      »Ja, über Generationen hinweg, so nach und nach. Die Menschen verlernten mit der Natur zu leben, bis diese eines Tages zurückschlug. Es entstanden durch all das Gift im Boden und in der Luft neue Krankheiten, die Atmosphäre wurde dünner und konnte nicht mehr vor der tödlichen Strahlung des Weltalls schützen. Sehr viele Bewohner sind gestorben, andere todkrank geworden. Am Ende konnte niemand mehr jene Maschinen bedienen, für welche man zuvor alles Lebenswerte geopfert hatte. Die letzten überlebenden Menschen flohen Hals über Kopf auf andere Planeten.«

      Alanna gähnte herzhaft, kuschelte sich in ihr Kissen. »Das ist aber eine traurige Geschichte. Selber schuld, dieses unvernünftige Volk. Wo hat es denn einst gelebt?«

      »Auf dem Mars. Dies war leider unsere eigene Geschichte, wie sie sich vor einigen CALABTUN auf unserem Heimatplaneten zugetragen hat. Nun stehen wir im Begriff, diese zerstörte Welt wieder neu zu besiedeln. So etwas Schlimmes darf dort nie wieder geschehen. Unsere Dynastie trägt die schwere Last der Verantwortung, damit die Chance auf einen Neuanfang richtig genutzt wird. Wenn du erwachsen bist, musst du sehr klug und umsichtig handeln. Versprichst du mir das?«

      »Ja, Vater. Mutter sagt, dort auf dem Mars wird alles besser und schöner werden als es hier jemals gewesen ist.«

      »Das hoffe ich in unser aller Interesse, mein kleiner Schatz. Nun schlaf schön«, flüsterte Kiloon und drückte seiner Tochter einen Gutenachtkuss auf die Stirn. Selig schlummerte sie ein, nicht ahnend, dass ihr Vater insgeheim vom glatten Gegenteil überzeugt war.

       Terra, 07. November 2118 nach Christus, Montag

      

      Annähernd hundert Jahre, nachdem Rainald Hemmauer erstmals die beängstigende AsteroidenAnimation ins Internet gestellt hatte, war diese noch immer nicht in Vergessenheit geraten. Natürlich hatten die beiden tiberianischen Exilanten damals explizit erwähnt, dass bei der Aufzeichnung außerirdische Technik im Spiel gewesen war und allein diese eine derart realistische Simulation ermöglicht habe. Solaras hatte sie über den Holographen ablaufen lassen, mit sich selbst im Mittelpunkt, und Rainald war

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