Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren. A. F. Morland

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Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren - A. F. Morland

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sie, worum es sich handelt?“

      „Nein, Herr Doktor. Nur, dass es wichtig ist.“

      „Danke, ich stehe gleich zur Verfügung.“ Dr. Winter wandte sich an die Hebamme und reichte ihr zwei Krankenblätter zurück. „Hauk junior und unseren kleinen Flieger sehe ich mir nachher an. Was steht uns sonst heute bevor?“

      „Wir haben noch immer nicht den Namen“, bemängelte Schwester Luise. „Vielleicht kann uns die Polizei helfen, wenn sie schon da ist. – Drei Geburten, zwei mit Wehentropf eingeleitet.“ Sie zog ihre unverwüstliche Uhr aus der Kitteltasche. „Um die Mittagszeit dürfte der Betrieb einsetzen.“

      Wenn das keine präzise Auskunft ist!, dachte Dr. Winter schmunzelnd und blickte ihr nach, wie sie mit ameisenhafter Geschäftigkeit hinaus wuselte. Herr Hauk hatte sich gestern bei ihm über die Hebamme beschwert; er hatte sich den Redeschwall angehört und sich sein Teil gedacht und die Sache im Übrigen auf sich beruhen lassen. Erstens war Schwester Luise im Recht, zweitens gab es leider viel zu viele unverständige Väter, die ihren hochschwangeren Frauen die gefährlichsten Arbeiten zumuteten, und drittens waren Hebammen vom Schlag der Luise Schubert wahre Kostbarkeiten.

      „Nun denn!“, murmelte er. „Hören wir nach, was unsere Freunde und Helfer bedrückt.“ Er steuerte ebenfalls der Tür zu.

      „Auf ein Wort, Herr Kollege!“, hielt ihn Dr. Hermann Mittler zurück. „Heute kommt Frau Becker in Ihre Sprechstunde.“

      „Ach ja, der Termin um elf. Sie haben ihn vermittelt.“

      „Ich war behilflich. Frau Becker ist eine Jugendfreundin. Sie rief gestern an. Ihre seelische Verfassung lässt sich mit einem Wort beschreiben: erbarmungswürdig. Ich habe mich bemüht, sie etwas aufzumöbeln. Die Ehe ist, soweit ich beurteilen kann, intakt“, erklärte er rasch, als er die Brauen seines Oberarztes hoch wandern sah. „Frau Becker hat sich eine Ovarialinsuffizienz diagnostiziert und glaubt, dass es Krebs ist.“

      „Die fachkundigen Laien!“, meinte Dr. Winter etwas unzufrieden. „Ihre Meinung?“

      „Ich habe keine Untersuchung durchgeführt. Die geschilderten Symptome beunruhigen mich allerdings sehr, Herr Kollege. Die Frau tendierte weder zu Übertreibungen noch zur Labilität.“

      „Für diese Hinweise bin ich Ihnen außerordentlich dankbar, Herr Mittler.“ Er starrte sekundenlang auf seine Schuhspitzen. „Sie werden Frau Becker treffen?“

      „Wenn es sich einrichten lässt! Ich habe erst einmal abgewiegelt und den bescheidenen Versuch unternommen, die verständliche Angst einzudämmen. Übrigens wird der Ehemann sie begleiten. Ich habe das hinter ihrem Rücken angezettelt. Besser, sie erfährt nichts davon.“

      „Verstehe!“ Prüfend blickte er seinen Stationsarzt an. „Sie mögen sie?“

      „Immer noch“, bekannte Dr. Mittler. „Aber auf platonischer Ebene.“

      „Das genügt mir“, sagte Dr. Winter lächelnd. Mit einem tiefen Atemzug wandte er sich um und verließ das Ärztezimmer.

      Schwester Karin hatte das Weite gesucht. Die Herren von der Polizei dokumentierten Stehvermögen, jedenfalls waren sie noch da und fixierten den Arzt.

      „Herr Doktor Winter?“, erkundigte sich ein rotgesichtiger Herr mittleren Alters mit beginnendem Bürobauch. „Kriminalhauptkommissar Sommer“, stellte er sich vor. Dann nannte er die Namen seiner Begleiter. „Wir ermitteln in der Sache Flugzeugabsturz. Wenn Sie uns ...“

      „Das trifft sich gut. Ist der Name der Frau bekannt?“

      „Bitte?“ Hauptkommissar Sommer blickte völlig irritiert.

      „Die Patientin wurde als Notfall eingeliefert und hat entbunden. Wir wüssten schon gerne, wie Mutter und Kind heißen. In den Begleitpapieren fehlten alle Angaben zur Person.“

      „Ach so! – Monika Stratmann aus Hannover. Modefotografin oder so. Hat die Maschine in Wahn gechartert und war auf dem Weg nach Brüssel. Verheiratet, aber der Mann ist nicht erreichbar.“

      „Das ist doch schon eine ganze Menge.“ Dr. Winter machte sich auf einem Rezeptformular Notizen. „Und was führt Sie nun zu mir, meine Herren?“

      „Die Sache ist nämlich so“, setzte Hauptkommissar Sommer an, „dass die Zeugen, die die beiden Insassen aus Maschine und Scheune bargen, übereinstimmend aussagen, dass sich die Frau vorne beim Piloten befunden hat statt im hinteren Teil des Cockpits. Angeschnallt war sie auch nicht. Immerhin besteht der leise Verdacht, dass der Pilot ihr den Knüppel überlassen hat. Ihn können wir leider nicht mehr fragen. Andererseits war der Zustand der Frau nicht zu übersehen, und als erfahrener Pilot wird er sich gehütet haben, ihr die Maschine anzuvertrauen. Überdies dauerte die Absturzphase nahezu zwei Minuten, also Zeit genug für ihn, die Maschine wieder zu übernehmen. Gekannt haben sie sich auch nicht, das haben wir ermittelt. Sie fliegt öfters ab Wahn, mit ihm war es das erste Mal. – Zumindest sind Zweifel aufgekommen, Sie verstehen?“

      „Und wie kann ich Ihnen bei der Beseitigung der Zweifel nützlich sein oder bei der Aufklärung der von Ihnen festgestellten Widersprüche?“

      „Hat Frau Stratmann irgendetwas gesprochen? Bei der Einlieferung oder während der Entbindung?“

      „Ich muss Sie enttäuschen. Sie kam als akuter Notfall. Um das Leben des Kindes zu retten, war ein operativer Eingriff erforderlich, und der lässt sich nur unter Narkose vornehmen. Sie haben sich umsonst herbemüht.“

      „Kein Wort? Nichts?“, bohrte Hauptkommissar Sommer.

      „Wenden Sie sich besser an Doktor Rose. Die Patientin liegt auf seiner chirurgischen Station“, empfahl Dr. Winter.

      „Waren wir schon. Der Frau geht es miserabel, sie liegt auf der Intensivstation. Eine Vernehmung ist ausgeschlossen.“

      Dr. Winter blickte auf die Ganguhr. „Gesprochen hat sie jedenfalls nicht. Könnte sie nicht in den vorderen Teil der Kanzel geschleudert worden sein, weil sie nicht angeschnallt war?“

      Sommer zog die Schultern hoch und den Bauch ein. „Darauf läuft’s wohl hinaus – bei den Brüchen und was sonst noch bei ihr entzweiging. Aber wir müssen jedem Hinweis nachgehen.“

      „Natürlich. Meine Herren, entschuldigen Sie mich jetzt bitte!“

      „Vielen Dank, Herr Doktor!“, rief ihm Sommer nach.

      14

      Sie drückte Tina so an sich, wie es Walter wissentlich noch nie beobachtet hatte.

      Angesichts der Freundinnen vor dem Schulhausportal war Tina diese Verabschiedung fast lästig. Jedenfalls befreite sie sich, winkte kurz und marschierte mit den Klassenkameraden ins Gebäude.

      Als Eva-Maria auf dem Beifahrersitz Platz nahm, sah Walter, dass Tränen in ihren Wimpern hingen.

      „Nicht doch!“ Er reichte ihr sein Taschentuch. „Es wird ja alles gut.“

      „Ich habe so ein schreckliches Gefühl. Und einfach Angst.“ Sie tupfte Augen und Nase ab. „Fahr bitte zu, die Kinder sehen her!“

      Walter

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