Operation Mörderischer Auftrag: 7 Action Thriller in einem Band. Alfred Bekker
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"Durch gezielte Desinformation?"
"Warum nicht? Der FBI schaut wie gebannt auf Pier 62, während die Druckplatten auf ganz anderem Weg inzwischen das Land verlassen. Brown wollte erst überhaupt nicht aussagen und änderte seine Meinung, nachdem ihn dieser Anwalt besucht hat."
Mr. McKee deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf mich. Eine Geste der Warnung. "Für das, was Ihnen jetzt im Kopf herumspukt, Jesse gibt es nicht den Hauch eines Beweises", gab er zu bedenken.
"Aber es wäre nicht das erste Mal, dass ein Anwalt auf illegale Weise dafür sorgt, dass Anweisungen in ein Gefängnis gelangen, Sir."
In diesem Augenblick klingelte eines der Telefone auf Mr. McKees Schreibtisch.
Der Special Agent in Charge nahm mit einer entschlossenen Handbewegung den Hörer ab.
Als er ihn Augenblicke später wieder einhängte, hatte er eine interessante Neuigkeit für uns, die unsere Diskussion fürs erste beendete.
"Die SILVER QUEEN ist aus dem Hafen von Jersey City ausgelaufen. Sie fährt den Hudson hinauf."
*
Es dämmerte bereits als die SILVER QUEEN in das Hafenbecken von Pier 62 einlief und wenig später dort anlegte.
Unsere Leute hatten sich überall in der Umgebung verteilt.
Als Hafenarbeiter verkleidete G-men patrouillierten unauffällig zwischen den Lagerhäusern herum. Die Zufahrten zu Pier 62 konnten innerhalb von Sekunden geschlossen werden.
Milo und ich standen an der Spitze der Nachbar-Pier mit der Nummer 61. Wir blickten hinüber. Etwa 70 Meter Hudson-Wasser lag zwischen uns und der SILVER QUEEN. Wir waren gezwungen, uns auf das Äußerste zurückzuhalten. Sonst würde hier niemals so etwas wie eine Übergabe der Druckplatten stattfinden.
Durch einen Feldstecher sah ich Charles Bykow, von dem wir wussten, dass er der Captain der SILVER QUEEN war. Charles Bykow war kein unbeschriebenes Blatt. Er war mehrfach wegen Schmuggelei und Vergehen gegen die Zollgesetze belangt worden.
Container wurden von riesigen Kränen auf die SILVER QUEEN gehievt. Sattelschlepper kamen über den West Side Highway heran und ließen sich von den Kränen die Ladung abnehmen.
"In irgendeiner dieser Riesenkisten könnte das enthalten sein, was wir suchen", meinte Milo.
"Jedenfalls würde ich nach allem was geschehen ist nicht unbedingt damit rechnen, dass Leila persönlich hier auftaucht, um die kostbare Fracht an Bord zu bringen", erwiderte ich.
Bei uns stand noch Agent Fred LaRocca.
Er hing an seinem Funkgerät und sprach mit Agent Medina, der sich irgendwo auf Pier 63 verschanzt hatte.
Wir alle warteten ab.
Etwas anderes blieb uns zunächst nicht. Wenn wir zuschlugen, bevor die Druckplatten an Bord waren, war die ganze Aktion ein Schlag ins Wasser. Dann standen wir buchstäblich mit leeren Händen da.
Die Stunden krochen dahin. Dunkelheit legte sich über die Stadt, die bald wie ein einzigartiges Lichtermeer aussah.
Von der anderen Seite des Hudson leuchteten ebenfalls Tausende von kleinen Lichtpunkten aus New Jersey herüber.
Dann geschah eine ganze Weile lang gar nichts.
Die Hafenarbeiter verließen großteils die Anlagen. Die Kräne standen still.
Eine Limousine kam vom West Side Highway heruntergefahren.
Sie war dunkel und hatte Überlänge.
"Das könnte sie sein", vermutete Fred LaRocca.
Wir starrten wie gebannt auf das, was geschah.
Zwei Männer in grauen Anzügen stiegen aus der Limousine, blickten sich nach allen Seiten um. Dann gingen sie zum Kofferraum. Charles Bykow, der Kapitän der SILVER QUEEN kam mit einigen Leuten herbei, die offenbar zur Crew gehörten.
Die Männer in Grau holten eine Kiste aus dem Kofferraum, die anschließend von den Leuten der SILVER QUEEN übernommen und an Bord gebracht wurde.
"Vielleicht war es das", meinte Agent LaRocca.
"So offensichtlich?", erwiderte Milo. "Ich hätte die Druckplatten an ihrer Stelle in einen der Container hineingeschmuggelt. Selbst bei einer Kontrolle wären die doch schwer zu finden."
Wir sahen weiter zu.
Der Kapitän ging an die Limousine heran.
Hinten wurde ein Fenster heruntergelassen. Die beiden Männer in Grau wirkten derweil etwas nervös und ließen den Blick schweifen. Einer griff zu seinem Handy, das er in der Jackentasche verstaut hatte. Das Jackett flog dabei durch einen Windstoß etwas auseinander. Durch den Feldstecher konnte man für einen kurzen Moment die Automatik sehen, deren Griff aus einem Gürtelhalfter herausragte.
Offenbar war ich nicht der einzige G-man, der das bemerkt hatte, den Sekunden später kam eine entsprechende Warnung über Funk an alle FBI-Agenten, die an der Operation beteiligt waren.
Die SILVER-QUEEN-Leute gingen jetzt an Bord.
Es wurde damit begonnen die Leinen loszumachen, was bei einem Schiff dieser Größe einige Minuten in Anspruch nahm.
Tief im Bauch der SILVER QUEEN begannen die Motoren dumpf zu brummen.
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, um loszuschlagen.
Wenn die Druckplatten mit der SILVER QUEEN den Hafen von New York verlassen sollten, mussten sie nun an Bord sein.
Agent LaRocca nahm das Funkgerät zur Hand.
Und im nächsten Moment gab er das Signal, um die Falle zuschnappen zu lassen, die wir der SILVER QUEEN gestellt hatten.
*
Es ging alles sehr schnell. Die Operation war genauestens geplant. Wir wussten, dass wir uns gegen diesen Gegner nicht den kleinsten Fehler erlauben durften, wenn wir nicht bitter dafür bezahlen wollten.
Von allen Seiten stürmten G-men aus den Industrieanlagen und Lagerhäusern hervor, die Pier 62 umgaben. Die dunkle Limousine wollte zurück zum Highway, aber auch dort schnappte die Falle zu. Die Auffahrt wurde versperrt. In Windeseile wurden Wegfahrsperren gelegt, die mit nagelspitzen Stahlstacheln jeden Reifen unweigerlich zum Platzen brachten.
Mit MPis bewaffnete FBI-Agenten in dunkelblauen Einsatzjacken gingen in Stellung und hatten die Limousine umringt.
Unsere Leute waren inzwischen auch auf dem Schiff. Kapitän und Besatzung waren völlig überrascht. Und wer möglicherweise noch irgendeinen Gedanken an Flucht oder Widerstand hegte, wurde spätestens durch das Auftauchen des Hubschraubers überzeugt, der