Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker

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Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021 - Alfred Bekker

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änderte nichts an der Durchführung der Wagenrennen im Hippodrom. Ja, es schien sogar so, als wollte der Kaiser damit ganz bewusst demonstrieren, wie wenig die Stadt in Wahrheit in Gefahr war. Wenn erst einmal die Truppen aus dem Osten zurückgekehrt waren, dann würden die Bulgaren das Gebiet, das sie zum wiederholten Mal so leicht an sich gerissen hatten, nicht halten können.

      Li und Arnulf konnten den Lärm des Publikums aus dem Hippodrom immer wieder aufbranden hören, während sie durch die vergleichsweise leeren Straßen zwischen dem Konstantin-Forum und dem Hippodrom gingen und schließlich die Werkstatt erreichten.

      Arnulf hatte ihr geholfen, ein Lumpenbündel zu tragen, das sie auf dem Forum Tauri erworben hatte. Der Stoff dieser Lumpen war noch recht gut erhalten und wenig zerschlissen. Deswegen hatte sie sofort zugegriffen.

      Li schloss die Werkstatt auf und sie traten ein.

      „Ist niemand hier?“, wunderte sich Arnulf, denn er hörte aus dem Nachbarraum nicht das vertraute Geräusch der Stampfer.

      „Jeder Bettler geht zu den Spielen im Hippodrom, da konnte ich dies den Tagelöhnern, die für mich arbeiten, nicht verwehren.“

      Arnulf schmunzelte, als er die Lumpen in eine Ecke abstellte und Li die Tür schloss. „Was ist mit Christos?“

      „Auch er sieht sich die Rennen an.“

      „Aber er dürfte wenig davon haben.“

      „Er spürt die Dramatik des Rennens genauso wie jeder andere, nur dass er dabei auf seine Ohren angewiesen ist!“

      Er sah sie an und Li schluckte unwillkürlich. Denn in seinen grünen Augen sah sie dieselbe Sehnsucht, die sie selbst empfand und die sie sich bisher verboten hatte, offen auszudrücken. Sie öffnete die Lippen und wollte etwas sagen, aber so beredt sie inzwischen in mancherlei Sprache auch geworden war, so wenig war sie in diesem Moment doch in der Lage, nur ein einziges Wort herauszubringen.

      Er stand jetzt dicht vor, dichter als es sich in der Öffentlichkeit geziemt hätte und vor allem dicht genug, dass die erregende, sie bis innerste aufwühlende Aura, die ihn umgab, so übermächtig war, dass sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte.

      „Bleibt noch etwas, Arnulf!“, sagte sie schließlich und ihre Hand berührte das Revers seines Lederwamses. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, es klopfte so heftig, dass sie glaubte, es müsste jeden Augenblick zerspringen. Abwarten, beobachten und die Gelegenheiten nutzen, die einem zugespielt wurden – das entsprach eigentlich ihrer Art. Aus den Gegebenheiten das Bestmögliche machen, ohne sich über Umstände zu beklagen, an denen doch nichts zu ändern war, so hatte es sie ihr Vater immer gelehrt und war selbst das vollkommene Vorbild darin gewesen. Aber in diesem Augenblick hatte sie das Gefühl, anders handeln zu müssen. Denn wenn sie jetzt ihrem Gefühl nicht nachgab und ihr Glück einfach davongleiten ließ, würde sie sich das später nie verzeihen können. Sie dachte an den Moment, als sie Arnulf und seine Begleiter in der Dunkelheit der Gassen von Samarkand hatte entschwinden sehen. Nein!, dachte sie entschieden. So nicht noch einmal! „Ich lese in Euren Augen, dass Ihr mir auf dieselbe Weise zugetan seid wie ich Euch... Ganz egal, was dagegen sprechen mag – es zählt jetzt nicht“, murmelte sie und stellte dabei fest, dass sie den letzten Satz in der Sprache des Han-Volkes gesagt hatte. Aber Arnulf schien sie trotzdem verstanden zu haben.

      Sie spürte seine Hände an ihre Schultern und im nächsten Moment berührten sich ihrer beider Lippen. Zuerst sehr vorsichtig tastend, dann voll aufkeimender Leidenschaft. Sie fühlte, wie seine starken Arme sich um sie schlossen, sie an sich drückten, während sie ihre um seinen Hals schlang. Nie hatte sie sich gleichzeitig sicher und geborgen - und doch innerlich so aufgewühlt und verwirrt gefühlt, wie in diesem Moment.

      Sie genoss dieses Gefühl und hätte sich gewünscht, dass ein mächtiger Kaiser im Himmel in diesem Augenblick die Zählung der Zeit nicht einfach nur zu seinen eigenen Ehren neu beginnen würde, sondern sie einfach aussetzte.

      „Verzeiht meine Unbeherrschtheit“, sagte er leise, als er sich von ihr löste.

      „Es ist nichts zu verzeihen“, erwiderte sie. „Es heißt doch, der Herr hat uns zu seinem Ebenbild als Mann und Frau geschaffen...“

      ––––––––

      Sie gingen in den Nachbarraum, wo die Bottiche mit den Stampfern standen. Von dort führte eine schmale Holztreppe ins Obergeschoss. Zwei Räume waren dort zu finden. Der eine war unschwer als Ort zur Lagerung und Trocknung fertiger Papierbögen zu erkennen. Leinen spannten sich von Wand zu Wand, von denen Bögen verschiedener Größen herabhingen. Der zweite, viel kleinere Raum aber diente Li als Schlafgemach. Weiches Licht fiel durch ein mit Alabaster verhängtes Fenster. Sie küssten sich abermals, diesmal drängender und fordernder als beim ersten Mal. Sie löste ihr Haar und Arnulf strich ihr zärtlich über den Kopf, über die Wangen und Schultern. „Ihr seid atemberaubend schön“, sagte Arnulf.

      „So helft mir bei den Verschlüssen meines Kleides, damit Ihr Euch von dieser Schönheit in aller Vollständigkeit überzeugen könnt“, hauchte sie und so fiel ihr Kleid wenige Augenblicke später mit der gleichen Anmut herab, wie zuvor ihr Haar.

      Sie sanken auf Lis Lager herab und entledigten sich ihrer letzten Kleidungsstücke. Eng umschlungen ließen sie ihrer aufflammenden Leidenschaft freien Lauf. Li schmiegte sich an seinen kräftigen Körper, während seine Hände über ihren Körper, ihre Schulter und die Brüste entlangfuhren und schließlich ihren straffen Bauch und die Taille erreichten. Gleichzeitig kraftvoll und zärtlich drang er in sie ein.

      Gleichgültig, was daraus nun auch folgen würde – Li hatte keine Zweifel daran, dass es diesen Moment wert war. Sie umschlang mit ihren Armen seinen Rücken und zog ihn noch mehr zu sich heran.

      Als sie schließlich vollkommen ermattet voneinander ließen, richtete Li sich auf. Sie sah in seine grünen Augen und fühlte eine warme, wohlige Empfindung ihren gesamten Körper durchfluten. Sie strich ihr zerzaustes Haar zurück und legte sich dann an seine Schulter. Als sich an ihn schmiegte, konnte sie den gleichmäßigen Schlag seines Herzens spüren.

      Nichts brauchte gesagt zu werden, denn es herrschte ein vollkommenes Einvernehmen zwischen ihnen – eine Harmonie der Gedanken und Gefühle zweier Menschen, wie Li sie nie für möglich gehalten hätte.

      ––––––––

      Stunden später weckte sie ein Klopfen an der Tür. Li schrak hoch. Dann begann sie sich mit fieberhafter Eile anzukleiden, während er ihr mit einem wohlgefälligen Blick dabei zusah.

      „So beeil dich doch auch!“, forderte sie ihn auf, nachdem sie bemerkt hatte, dass er noch gar keine Anstalten gemacht hatte, irgendeines seiner Kleidungsstücke anzulegen. „Das wird Christos sein! Die Spiele im Hippodrom müssen längst vorbei sein!“

      „Dann schick ihn nach Hause – oder ist jetzt, in den letzten Stunden des frühen Abends noch irgendetwas in der Werkstatt zu tun, was nicht auch bis morgen warten könnte?“

      „Und ob!“

      Arnulf

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