Videomarketing - ein Arbeitsbuch. Nike Roos
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Am nächsten Morgen wachte ich wieder mit einem verendeten Nagetier im Mund auf. Diesmal allein. Das Gespräch mit meinem Spiegel verlief nicht besser als sonst. Mein Spiegelbild verhöhnte mich. Diesmal klang die Frage mit: „Was unternimmst Du dagegen? Was müsstest Du tun, um wirklich glücklich zu sein?“ Ein paar Tage lief ich damit herum. Immer wieder diese Frage im Hinterkopf. Dann rief ich Silvio an.
Einige Tage später standen wir auf meinem Balkon. Es regnete, die Menschen unter uns hasteten mit hochgeschlagenen Kragen vorbei. „Ich kann das nicht tun“, schluchzte ich. „Ich kann doch nicht einfach alles aufgeben, was ich mir aufgebaut habe.“ Silvio nickte langsam. „Das verstehe ich. Aber das, was Du Dir aufgebaut hast, macht Dich ja nicht froh, oder? Du wolltest doch Sportlerin sein.“ – „Ja, aber[24] das geht nun mal nicht!“, jammerte ich. Silvio zuckte mit den Schultern. „Ach, weißt Du. Als ich noch beim Fernsehen war, habe ich Geschichten über Menschen gedreht, die scheinbar Unmögliches geschafft haben. Eine fast Siebzigjährige, die einen Marathon gelaufen ist. Und einmal eine Reportage über Kinder, die im Sterben liegen. Ich sage Dir: Es geht immer viel mehr, als wir glauben. Der Unterschied ist nur, es einfach zu wagen.“
Vielleicht hatte er recht. Und Silvio konnte ich noch nicht einmal mit dem Argument kommen, er wisse ja nicht, wie das sei: Silvio hatte seinen gut bezahlten Job beim Fernsehen einfach geschmissen, weil ihm die Medienwelt auf die Nerven ging. Jetzt führte er ein Szenecafé in der Südstadt. Er wusste genau, was es heißt, alles hinzuschmeißen und ganz von vorne anzufangen. Also holte ich tief Luft, wischte mir – wieder einmal – die Tränen ab und sagte: „Okay. Lass uns mal hinsetzen und überlegen, was ich tun könnte. Hilfst Du mir?“
Zwei Wochen später hatte ich mich angemeldet, eine Ausbildung zur Fitnesstrainerin zu machen. Erst einmal neben der Arbeit. Ein halbes Jahr später schmiss ich den Bürojob. Ich trainierte nicht mehr nur vorsichtig, nach und nach. Seit einigen Jahren schwamm und lief ich wieder, und meine Achillessehne spielte mit. Jetzt erstellte ich mir selbst wieder Trainingspläne. Ich wollte keine Leistungssportlerin sein, sondern ich wollte fit genug sein, um andere trainieren zu können. Fit genug, um ein Beispiel sein zu können. Ich wollte beweisen, dass eine Verletzung kein Schiedsspruch ist, den man hinnehmen muss. Und dass Ärzte nicht immer das letzte Wort haben.
Ein paar Monate später hatte ich meine ersten Kunden als Trainerin. Nebenher machte ich weiter mit der Ausbildung – ich hatte zu meiner alten Disziplin zurückgefunden. Wieder fiel es mir leicht, tagsüber zu arbeiten und abends zu lernen. Der nächste Abschluss war der einer Physiotherapeutin. Weiterbildungen in systemischem Coaching, NLP und[25] Hypnotherapie folgten. Je weiter ich mich bildete, desto gefragter wurde ich. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt.
Und von diesem Punkt an schien plötzlich gar nichts mehr so leicht und wie von selbst zu funktionieren.
„Wachstumsschmerzen“, kommentierte Silvio lakonisch, als ich ihm von meinem Problem erzählte. Wir saßen bei unserem Lieblingsitaliener. Die Party war mittlerweile fünf Jahre her, und unsere wöchentlichen Treffen jeden Mittwochabend waren Tradition. Silvio war ein fester Bestandteil meines Lebens geworden – und meiner Karriere bis hierher. Unsere Mittwochabende waren uns beiden heilig. Wir tauschten uns aus, hörten zu und gaben Tipps. Coachten uns gegenseitig. Stellten kritische Fragen, ermutigten einander. Ohne ihn wäre ich nicht da hingekommen, wo ich mittlerweile war. Aber … wo ich mittlerweile war, war ein Engpass.
„Bisher sind alle meine Kundinnen und Kunden auf Empfehlung zu mir gekommen“, erzählte ich Silvio beim Kaffee.
„Empfehlungen sind doch super“, meinte er. „Ein besseres Marketing gibt es nicht. Hast Du Dein Empfehlungsmarketing schon systematisiert?“ – „Ja, eigentlich schon“, antwortete ich. „Ich habe nur das Gefühl, es reicht nicht. Letztens ist mir eine wichtige Kundin abgesprungen, die Schauspielerin: Sie hat die Chance, in Hollywood Fuß zu fassen und zieht nach Los Angeles. Ich habe das Gefühl, ich müsste mich mehr mit meinem Marketing befassen. Und ich habe außerdem das Gefühl, die nächste Generation steht in den Startlöchern, um mich zu überholen.“ Silvio lachte. „Süße, Du bist erst 39!“ – „Ja, das meine ich nicht. Ich meine das moderne Marketing, das sie betreiben. Twitter, Instagram, YouTube, Facebook. Der ganze Social-Media-Kram. Ich weiß nicht, ob ich sowas brauche. Und wenn ja, weiß ich nicht, wie ich’s anfangen sollte.“ Silvio lehnte sich zurück und dachte nach. „Zu Social Media könnte ich Dir schon ein bisschen weiterhelfen.“ Das wusste ich. Das Café, das Silvio zusammen mit seinem Mann Carsten betrieb, hatte etliche tausend Facebook-Fans, und Silvio pflegte die Seite selbst.[26] Er machte Open Stages, hatte Musiker dort zu Gast – der Laden lief.
„Ich weiß nicht, Silvio. Ein Café ist doch was anderes als Personal Training.“ Er lächelte, nickte, schüttelte dann gleich den Kopf. „Weißt Du … im Grunde geht es immer nur darum, Geschichten zu erzählen. Und bei Personal Training noch mehr als bei einem Café. Beim Café bin nicht ich das Erfolgsrezept, sondern die Atmosphäre, das Team, das Angebot … viele Faktoren. Wenn Du Menschen trainierst oder behandelst, dann geht es vor allen Dingen um eines.“ Er machte eine Kunstpause. „Und worum?“, fragte ich. „Na – um Dich. Wenn Du als Expertin, als Coach, Trainer oder dergleichen mit Menschen arbeitest, buchen sie immer zuallererst Dich. Und dafür müssen sie Dich kennenlernen. Und dafür wiederum sind die sozialen Medien eine ziemlich gute Plattform. Vor allem, wenn Du Videos verwendest.“ – „Videos?“ Ich zog erschreckt die Augenbrauen hoch. „Bist Du jeck? Ich bin doch keine Schauspielerin!“ Silvio grinste und leerte den Rest seines Ingwertees. „Keine Sorge, Süße. Musst Du auch gar nicht sein.“ – „Videos!“, echauffierte ich mich. „Ich seh’ doch schon auf Fotos immer total bescheuert aus!“
Videos – das wirksamste Storytelling-Tool
Mia ist also am Punkt der Erkenntnis und beginnt ihren aufregenden Weg hin zur Transformation. Genau wie Du. Du willst also Geschichten – echte Geschichten – nutzen, um Deine Botschaft an Deine Kundinnen zu bringen. Das mit dem Storytelling hast Du begriffen. Warum aber brauchst Du Videos? Darum geht es in diesem Kapitel.
Das Gehirn verarbeitet Bilder 60 Mal schneller als Wörter, und Geschichten sind erzählte Bilder. Noch besser natürlich sind echte Bilder. Bewegte Bilder, die Geschichten erzählen.
[27]Was verbindest Du mit so richtig beeindruckender Werbung? Wenn ich Dich nach Werbung frage, die Dir in Erinnerung geblieben ist, Dich berührt hat: Welche fällt Dir ein?
Wenn ich diese Frage in Workshops stelle, erhalte ich als Antwort fast immer Werbespots: auf YouTube, Fernseh- oder Kinowerbung. Weil Bewegtbilder uns mehr berühren als unbewegte. Weil nichts die fünf Sinne so sehr berührt wie das bewegte Bild, kombiniert mit Ton und Musik. Gleichzeitig ist Fernseh- oder Kinowerbung natürlich sehr aufwändig – für viele „kleine Fische“ unbezahlbar. Fast alle Teilnehmer meiner Workshops sind Mittelständler, Kleinunternehmerinnen oder Einzelkämpfer. Alle sind Expertinnen auf ihrem Gebiet, viele sind Trainer, Coaches oder Speakerinnen. Fünfstellige Summen für einen Imagefilm können sie nicht stemmen.
Genau hier kommt Videokommunikation ins Spiel. Ohne dass wir es gemerkt hätten, haben die YouTuber das Fernsehen überholt. Bekannte YouTuber haben mehrere Millionen Abonnenten – während das Fernsehen Einschaltquoten in Hunderttausendern rechnet.
In der Zeit des Web 2.0 hast Du erkannt: Du brauchst Videos, um Deine Kunden zu erreichen. Du hast eine Vision, eine Botschaft, die Du Deinen Kundinnen mitgeben willst. Sie sind aufgeklärt und informiert. Sie wollen keine polierten Imagefilme sehen, sondern Authentizität und ehrliche Kommunikation. Das gilt besonders für Beraterinnen und Coaches. Der Nasenfaktor ist entscheidend. Und dazu wollen die Kunden die Nase sehen, Deine Stimme hören. Sie wollen keine Werbeslogans, sie wollen Dich hören und sehen, wie Du wirklich bist.
In den USA ist der Trend der Videokommunikation wie immer schon