Duffy – Superstar: Western. Glenn Stirling
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Da es nun mittlerweile Tag geworden war, ja, eigentlich schon auf Mittag zuging, beschlossen die Bürger, den Einzug von Gommy als ein besonderes Fest zu feiern. Und das erlebte auch Duffy mit. Er sah dem Treiben zusammen mit Sheriff Moreno von dessen Veranda aus zu.
Zunächst einmal wurde der Wagen mit dem gefesselten Gommy wieder umdirigiert und musste die Stadt verlassen. Denn in Harpertown war man noch nicht soweit.
Das Klavier hatte im Saloon Gommys Bombenangriff heil überstanden. Es klang zwar ein wenig verstimmt, aber den Pianisten, der einen Kopfverband trug, focht das nicht an. Das Klavier wurde mitten auf die Straße gestellt, und der Pianist begann den Triumphmarsch von Verdi zu spielen.
Es gab noch ein paar musikbesessene Menschen in Harpertown. Der eine besaß eine Fiedel, der andere eine Trompete, und schließlich gab es noch den Leiter der vereinigten Feuerwehr, und der hatte eine Pauke. Manche der Instrumente waren seit Jahr und Tag nicht mehr benutzt worden, und die Spieler selbst hatten wohl nicht mehr die Übung wie früher, falls sie die jemals besessen haben sollten. Auf alle Fälle aber ist es ein Zeichen von guter Gesinnung, wenn man Musik macht. Also machten die Musiker von Harpertown mitten auf der Straße Musik. Der mit der Fiedel kannte wohl die Melodie von Verdis Triumphmarsch und spielte sie einigermaßen mit. Der mit der Trompete hatte diesen Marsch im Leben noch nicht gehört und war der Meinung, dass die Melodie von „Glory, Glory“ zum Einzug Gommys viel besser passte, also spielte er das. Der mit der Pauke schien es von allen am leichtesten zu haben, aber unglücklicherweise orientierte er sich beim Taktschlagen an dem Trompeter.
Die Musik war auf alle Fälle unheimlich laut, und das kam bei der jubelnden Menge am meisten an, zumal wegen des Lärms, den die Menschen machten, die Musik sowieso kaum zu verstehen war. Und außerdem quietschte der Wagen, auf dem Gommy lag, denn der bedeutete für diesen alten Karren eine ganz schöne Last.
Schüsse wurden abgefeuert, natürlich in die Luft, Kinder quietschten vor Vergnügen, nachdem sie in der letzten Nacht Todesängste ausgestanden hatten. Frauen kreischten hasserfüllt in Gommys Richtung, und dazwischen die Katzenmusik, das Böllern der Revolver und Gewehre, und endlich der wilde Aufschrei von Gommy, als ihm ein Lausejunge mit einer Steinschleuder einen Kiesel direkt auf die Nase gefeuert hatte.
Mitten in diese Zeremonie platzte schließlich, vom anderen Ende der Stadt kommend, Richter Curley.
Er hatte ein Gesicht wie gehackte Nüsse, eine Nase wie ein Bierrettich und einen Körper wie ein Fass, das auf zwei Stempeln stand.
„Das ist der Richter“, sagte Moreno und machte eine leichte Kopfbewegung in Richtung des etwa fünfzigjährigen Mannes, der da mitten auf der Straße kam, gefolgt von einem Buckligen, der einen Kneifer auf der Nase trug und ein schweres Buch unter dem Arm mit sich herumschleppte.
„Wer ist der, der da hinter ihm her kriecht?“, wollte Duffy wissen.
„Das ist der Gerichtsschreiber, ohne den läuft bei Richter Curley gar nichts“, erklärte Moreno. „Du wirst gleich etwas erleben, pass mal auf.“
Der Wagen hielt jetzt etwa in Höhe des Office. Gommy war so festgebunden worden, dass er Duffy den Rücken zuwandte.
Eigentlich tat er Duffy leid. Aber die beiden hatten sich das alles selber eingebrockt, und so richtiges Mitleid konnte Duffy beim besten Willen nicht empfinden. Im Gegenteil, eher so etwas wie Schadenfreude. Das Problem war nur, die beiden wieder aus der Geschichte herauszupauken. Was Moreno anging, konnte sich Duffy auf den alten Freund schon etwas Hoffnung machen. Aber die anderen hier in der Stadt, die schäumten vor Wut, die wollten Gommy und Tornado-Tuck am liebsten zum Frühstück verzehren.
Duffy hatte beschlossen, sich Zeit zu lassen mit allem. Immerhin konnte er nicht gegen die ganze Stadt angehen. Nicht so einfach, denn jetzt waren sie entschlossen, aufzupassen. Und sie wollten ihr Schauspiel haben.
Der neue Richter gefiel Duffy gar nicht. Das schien ein eisenharter Bursche zu sein. Einer von denen, die besonders gerne Exempel statuieren.
Endlich hatte die blödsinnige Musik aufgehört zu spielen, und alles schaute gebannt auf Moreno. Der wiederum blickte zu Richter Curley hin, und nun flogen die Köpfe herum, alles sah Curley an.
Der Richter mit dem zerhackten Gesicht blickte starren Auges auf den gefesselten Gommy, der, in seinem Netz eingewickelt, nicht die mindeste Chance hatte, sich zu rühren. Außerdem war er noch mit unzähligen Lassos am Wagen festgebunden.
Moreno schob sich jetzt von seinem Schaukelstuhl hoch, und Duffy raunte ihm zu: „Was hast du jetzt vor?“
„Sieh es dir ganz einfach an, dann weißt du Bescheid“, knautschte Moreno zwischen den Lippen hervor, dann stampfte er auf die Straße.
Er baute sich neben dem Wagen auf, und viel hätte nicht gefehlt, und er wäre hinaufgestiegen und hätte ein Bein auf Gommy gestellt wie auf einen gefangenen Tiger.
„So“, rief der Richter mit einer Stimme, die so klang, als hätte einer auf einen Amboss geschlagen, „jetzt packt den verdammten Kerl ins Gefängnis!“
Moreno kratzte sich am Kinn, so einfach war das nicht, denn wenn sie Gommy erst loswickeln würden, musste ja unweigerlich das Ganze von vorn anfangen, was sie letzte Nacht mit ihm erlebt hatten. Am besten war, überlegte sich Moreno, zehn, zwölf Männer packten den Gefesselten und schleppten ihn mitsamt dem Netz ins Jail und machten ihn dort los.
Und so geschah es auch; zwölf Mann waren nötig. Sie hatten sich kurze Handhölzer gemacht, so etwa einen dreiviertel Meter lang. Die schoben sie unter Gommy hindurch, auf jeder Seite packte einer an, sechs hatten sie davon. Und jetzt trugen sie Gommy tatsächlich wie einen Walfisch vom Wagen herunter über die Straße und direkt durchs Office ins Jail. Ein Glück, dass die Türen des Gebäudes breit genug waren.
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