Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane. A. F. Morland

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Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane - A. F. Morland

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Er schrie auf, taumelte zurück.

      Ich blieb unter Wasser, bewegte mich kriechend vorwärts.

      Das Wasser wurde jetzt tiefer. Für mich bedeutete das zusätzlichen Schutz. Kurz tauchte ich an die Oberfläche. Die Schüsse blitzten noch immer durch den Kanaltunnel. Die Situation war verworren. An mehreren Stellen zuckten die Mündungsfeuer blutrot aus den Läufen heraus. Ich tauchte erneut und als ich dann wieder an die Oberfläche kam, war es stockdunkel. Selbst die Hand vor Augen war nicht zu sehen.

      Kein Lichtkegel irgendeiner Lampe mehr. Nicht einmal die Kontrollleuchte einer Digitaluhr.

      Ich lauschte.

      Das Wasser plätscherte.

      Aber ansonsten war sekundenlang nichts zu hören. Kein Schritt, kein Laut, kein Atmen.

      Ich bewegte mich vorsichtig weiter. Wenn die Maskierten sich noch hier im Tunnel befanden, dann waren sie genau so blind wie ich. Denn ihre Nachtsichtgeräte funktionierten wie die Augen einer Katze. Das Restlicht wird gebündelt. Aber hier gab es kein Restlicht.

      Wie blind ging ich weiter. Irgendwann würde ich die Betonwand erreichen und an der konnte ich mich dann orientieren. Das Wasser reichte mir nur noch bis zu den Knien. Das bedeutete, dass es bald soweit war. Die Vertiefung in der Mitte des Kanals hatte ich hinter mir.

      Ich erreichte die Wand. Meine Hände glitten über den kalten, glitschigen Beton.

      Ein Geräusch ließ mich erstarren.

      Ratsch!

      Ein Laut, so als ob jemand ein Magazin in eine Waffe hineinschob.

      Ich hielt den Atem an.

      In absoluter Dunkelheit kann man selbst auf eine Distanz von wenigen Metern seine Orientierung verlieren, wenn man nicht als Blinder daran gewöhnt ist, nichts zu sehen. Ich hatte geglaubt, mich von den Maskierten wegbewegt zu haben.

      Dorthin, wo ich Milo vermutete.

      Aber es war auch möglich, dass ich mich irrte...

      Ich hielt inne, rührte mich nicht.

      Meine Taschenlampe funktionierte vermutlich nicht mehr, weil sie zu feucht geworden war. Und selbst wenn doch, dann hätten mich vermutlich eine Sekunde, nach dem Aufleuchten ihres Lichtkegels ein Dutzend Projektile zersiebt.

      Ich wusste nicht, ob Milo überhaupt noch lebte.

      Und es gab auch keine Möglichkeit, das zu erfahren.

      Keine Möglichkeit, ohne ihn dabei in Gefahr zu bringen.

      Denn wenn ich einfach seinen Namen rief, konnte das bedeuten, dass die Jagd auf ihn eröffnet wurde. Und nebenbei hatten die Maskierten dann auch einen akustischen Anhaltspunkt, wo ich mich befand.

      Toter Mann spielen, durchfuhr es mich. Das war im Moment alles, was ich tun konnte.

      Milo schien das genauso zu sehen.

      Und unsere Gegner ebenso.

      Wer sich als erster bewegte, einen Laut von sich gab oder für Licht sorgte, war geliefert.

      Jemand bewegte sich auf mich zu... Ich hörte ganz leise die Bewegungen. Der andere orientierte sich genau wie ich an der Betonwand. Sehr vorsichtig schritt er durch das knietiefe Wasser. Ich spürte die kleinen Wellen, die das verursachte.

      Der andere hatte sich bis auf wenige Meter genähert...

      In meinem Hirn arbeitete es fieberhaft.

      Die meisten Menschen sind Rechtshänder. Also nahm ich das auch von meinem Gegenüber an. Wenn der Kerl mich erreicht, musste ich seinen Waffenarm zu fassen kriegen - und zwar sehr schnell. Sonst war es vorbei. Ich verhielt mich absolut ruhig. Die Wellen, die gegen meine Knie schlugen wurden heftiger.

      Ich hörte ein Atmen.

      Und dann schnellte ich vor.

      Ich spürte eine menschliche Gestalt, etwa ebenso groß wie ich selbst. Ich drückte mein Gegenüber gegen die Wand und bekam tatsächlich den rechten Arm zu fassen. Ich bog ihn zur Seite. Grell blitzte es auf, als sich ein Schuss löste.

      Eine Sekunde später brach die Hölle los.

      Aus mindestens einem Dutzend Rohren wurde geschossen.

      Mündungsfeuer zuckten gelbrot aus den Mündungen heraus. Der Mann, mit dem ich gerungen hatte, duckte sich genau wie ich selbst. Und mir war plötzlich klar, wen ich vor mir hatte.

      "Runter, Jesse!", brüllte Milo.

      Er feuerte nicht.

      Stattdessen schob er mich vor sich her, die glitschige Wand entlang.

      Unsere Gegner ballerten einfach drauflos, in der Hoffnung, dass irgendeine ihrer zahlreichen Kugeln uns schon erwischen würde. Sie waren zwar in der Überzahl und hatten eine überlegene Ausrüstung. Trotzdem hatten sie Angst. Sie wussten nicht, mit wie vielen Gegnern sie es zu tun hatten. Und diese Ungewissheit war unser Verbündeter.

      Milo hatte die Maskierten erfolgreich geblufft.

      Blieb nur die Frage, wann ihnen das auffiel...

      Wir pressten uns in eine Nische hinein. Auf der anderen Seite wurde das Feuer eingestellt. Hier und da waren Stimmen zu hören. Ärgerliche Stimmen. Taschenlampen wurden eingeschaltet. Die Lichtkegel suchten die Kanalwände systematisch ab. Wir verhielten uns ruhig, atmeten kaum.

      "Noch ein paar Meter, Jesse", flüsterte Milo. "Da muss ein Aufgang sein..."

      Die Stimmen der Maskierten wurden lauter.

      Ihre Angst war gewichen.

      Wir bewegten uns vorsichtig weiter.

      Ein Lichtkegel erfasste uns. Für den Bruchteil einer Sekunde waren wir deutlich zu sehen. Eine Maschinenpistole knatterte los, eine zweite folgte kurz darauf. Die Kugeln schlugen rechts und links von uns in den Beton, rissen kleine Löcher hinein und brachen hier und da ein ganzes Stück aus dem Mauerwerk.

      Geduckt und halb im Schlammwasser kriechend schnellten wir voran. Milo schoss ein paar Mal in Richtung der Lichter. Dann erreichte ich eine rostige Metallsprosse und umfasste sie.

      Darüber waren weitere Sprossen, an denen Mann hinaufsteigen konnte.

      "Hier ist es!", rief ich heiser.

      "Los, rauf, Jesse!", erwiderte Milo und feuerte.

      Ich zählte in Gedanken immer mit...

      Sein Magazin musste bald leer sein...

      Ich kletterte hinauf, Milo folgte mir und schoss dabei. Um Haaresbreite verfehlten uns die Kugeln. Immer höher ging es hinauf, bis wir in einen röhrenartigen Aufgang gelangt, der von dem großen Kanal, den wir gerade verlassen hatten, senkrecht nach oben abzweigte. Das rostige Metall schnitt in die Hände. Die Luft war stickig.

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