Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis - A. F. Morland страница 36
Aber wir hatten meine Legende so perfekt wie möglich gestaltet.
Fred LaRocca war dafür eigens ein paar Wochen in den Knast gegangen und war dort mit einem gewissen Roy Dorensky zusammengelegt worden.
Unter dem Namen Little Killer war Roy Mitglied der Devvilish Demons. Er war bei einer Schlägerei in einem Club an der Avenue A erwischt worden und saß ein paar Monate wegen Körperverletzung ab. Fred war angeblich ein Lebenslänglicher. Seine Aufgabe war es gewesen, Little Killer mit Stories über einen angeblichen Mitgefangenen namens Jesse Rodriguez zu füttern.
Beiläufig zwar aber doch so wirksam, dass er sich später daran erinnerte.
Little Killer hatte tatsächlich bestätigt, dass ich offenbar wirklich auf Rikers Island eingesessen hatte.
Für manche Leute war das eben wie eine Art Referenz.
Meine Wohnung lag in der 145. Straße im sechsten Stock eines Brownstone-Hauses, das mit Sicherheit schon einmal bessere Zeiten erlebt hatte. Die Fassade musste seit ewigen Zeiten schon nicht mehr gemacht worden sein. Der Laden im Erdgeschoss zahlte an die Devvilish Demons ebenso Schutzgeld wie die Snack-Bar auf der anderen Straßenseite.
Ich brauste mit meiner Harley hin.
Nichts gegen flotte Motorräder. Aber der Sportwagen, den mir die Fahrbereitschaft des FBI Field Office New York normalerweise zur Verfügung stellte, war mir eigentlich lieber.
Die Harley stellte vor dem Eingang ab.
Normalerweise hätte ich in dieser Gegend kaum gewagt, einen rostigen Chevy irgendwo abzustellen. Aber jeder hier wusste, dass man die Maschine eines Mitglieds der Devvilish Demons nicht ungestraft stehlen konnte. Wer so etwas tat, musste damit rechnen, sich in Plastik eingewickelt in irgendeiner Seitenstraße wiederzufinden.
Ich betrat das Haus, erreichte den Lift. Seit einer Woche funktionierte er wieder. Ich ließ mich in den sechsten Stock tragen, ging den Korridor entlang und blieb vor meiner Apartment-Tür stehen.
Auf dem Boden lag ein Papierschnipsel.
Ein winziger Fetzen aus USA Today, wie ich wusste, denn ich hatte diesen Schnipsel im Türrahmen festgeklemmt, als ich am Morgen gegangen war. Ein alter Trick. Auf diese Weise ließ sich feststellen, ob jemand die Tür geöffnet hatte.
Ich griff zur SIG.
Trat die Tür ein.
Mit beiden Händen hielt ich die Waffe, ließ den Lauf herumschwenken.
Ein großer, hagerer Kerl wirbelte herum. Er trug einen Helm, der einem Totenschädel nachempfunden war.
"Skull-Face!", stieß ich hervor.
Er wollte unter seine Jacke greifen. Ich wusste, dass er dort einen Magnum Colt vom Kaliber 45 trug. Eine Waffe von gewaltiger Durchschlagskraft.
Mitten in der Bewegung hielt Skull-Face inne, verzog das Gesicht zu einem verlegenen Grinsen.
"Hey, nichts für ungut, Alter!"
"Beweg dich nicht, oder du hast ein Loch in deinem komischen Helm!", erwiderte ich eisig.
Ich ließ den Blick schweifen.
Meine Ein-Zimmer-Wohnung war sparsam eingerichtet.
Skull-Face hatte alles auf den Kopf gestellt. Die Ledersessel waren aufgeschlitzt. Selbst die Kissen.
Offenbar hatte der Mann mit dem Totenkopf-Helm hier irgendetwas gesucht.
Ich trat näher.
Kickte mit dem Absatz die Tür zu. Richtig schließen konnte man sie jetzt allerdings wohl nicht mehr. Das Schloss war wohl endgültig hin.
Ich setzte ihm die SIG an die Schläfe, zog ihm gleichzeitig mit der Linken den riesigen Magnum Colt unter der Jacke weg.
"Was ist das für eine Nummer, die hier abziehst, Skull-Face?", fragte ich.
"Dasselbe könnte ich dich fragen, Jesse!"
"Was willst du damit sagen?"
"Ich wusste immer, dass irgendetwas mit dir nicht stimmt, Alter! Ich konnte nur nicht genau sagen, was das war..."
"Und jetzt bist du schlauer?"
Die Gedanken in meinem Hirn rasten. Hatte ich vielleicht irgendetwas in der Wohnung zurückgelassen, was mich verraten könnte? Ich konnte mir das eigentlich kaum vorstellen. Bei dieser Operation war ich wirklich mit äußerster Sorgfalt vorgegangen. Gerade, was meine Legende angeht. Mir war nur zu gut bewusst, dass der geringste Fehler mich in ein kühles Grab auf dem Grund des East River bringen konnte.
Mir fiel nichts ein.
Skull-Face ließ sein Bein hochschnellen. Ein gezielter Karate-Tritt kickte mir den Magnum Colt aus der Hand.
Er packte das Handgelenk meiner Rechten, in der ich die SIG hielt. Mit einem Ruck riss er meinen Waffenarm zur Seite, zog mich an sich heran und rammte mir sein Knie in den Magen. Ich schnappte nach Luft.
Sekundenbruchteile später traf mich eine rechts-links Kombination seiner Fäuste.
Skull-Face hatte einen Schlag wie ein Dampfhammer.
Ich taumelte durch den Raum, prallte gegen eine Kommode, rutschte zu Boden.
Mein Gegner hatte inzwischen den Magnum Colt vom Boden aufgehoben.
Mit beiden Händen umfasste er den Griff der Waffe.
Der Lauf zeigte in meine Richtung.
Skull-Face drückte ab.
Ich zuckte zur Seite.
Das gewaltige Projektil vom Kaliber 45 schlug in die Kommode ein, fetzte ein beinahe faustgroßes Loch in das preiswerte Kiefernholz. Ich griff nach einer der ungeöffneten Bierdosen, die auf dem Boden verstreut herumlagen. Skull-Face hatte sich wohl eine davon aus dem Six-Pack herausgeholt, den ich in der Wohnung gehabt hatte, und den Rest der Büchsen einfach durch die Gegend rollen lassen.
Ich schleuderte die Bierdose meinem Gegner entgegen.
Ein gezielter Wurf.
Eine Dose Budweiser war die einzige Waffe, die mir im Augenblick zur Verfügung stand.
Ehe Skull-Face seinen Magnum-Colt noch einmal abdrücken konnte, traf ihn die Dose mit voller Wucht an der Nase.
Er taumelte zurück.
Blut schoss hervor.
Zweifellos war Skull-Face benommen. Ein ungezielter Schuss löste sich aus dem Magnum-Colt.
Ich hechtete zu meiner SIG, rollte mich auf dem Boden herum, bekam sie endlich zu fassen und riss sie hoch.
Skull-Face