Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis - A. F. Morland страница 46
Sie schüttelte den Kopf. "Wie sollte ich? Das ging alles so schnell..."
"Aber offenbar glauben diese Leute, dass Sie ihnen gefährlich werden könnten. Wieso?"
"Wie soll ich das wissen? Ich habe keine Erklärung dafür."
Einen Augenblick lang schwieg sie. Schließlich deutete sie auf den Handkoffer, den Milo gerade untersuchte. "Es könnte doch sein, dass sie das da gesucht haben."
"Da ist nichts besonderes drin", stellte Milo klar.
Doretta schluckte, rieb die Handflächen gegeneinander.
Ihre Lippen öffneten sich, so als ob sie etwas sagen wollte.
Aber sie schwieg doch.
"Ihnen dürfte klar sein, dass Sie hier nicht bleiben können, Miss Tomlin", stellte ich fest.
Sie sah mich etwas erstaunt an.
"Aber..."
"Packen Sie ein paar Sachen zusammen und kommen Sie mit uns."
Sie verzog das Gesicht, gewann ihre Fassung wieder. "Sie wollen damit doch wohl nicht zum Ausdruck bringen, dass ich verhaftet bin?"
"Natürlich nicht", beruhigte ich sie. "Aber diese beiden Kerle verstehen keinen Spaß. Sie werden wieder kommen, da bin ich mir ziemlich sicher."
"Ich könnte bei einer Freundin unterkommen."
"Wie heißt diese Freundin? Name und Adresse bitte."
Sie schwieg, biss sich auf die Unterlippe. Ich gewann den Eindruck, dass diese Frau einfach nicht wollte, dass wir wussten, wo sie war. Ein Gefühl nur. Aber meistens lag ich damit richtig.
"Vielleicht sollte ich meine Freundin da nicht hineinziehen", meinte sie dann. Sie sah mich mit großen, dunklen Augen an. "Und was haben Sie mir anzubieten, G-man? Eine gastliche Gewahrsamszelle des FBI etwa?"
"Das wäre eine Möglichkeit."
"Gibt es auch noch andere?"
"Das FBI unterhält eine Reihe von Wohnungen für derartige Zwecke."
"Ich bevorzuge diese Variante."
"Aber vorher werden Kollegen von uns Sie zum Field Office an der Federal Plaza bringen."
"Wieso?"
"Sie werden eingehend befragt werden. Außerdem wird es notwendig sein, dass unsere Erkennungsdienstler Ihre Wohnung unter die Lupe nehmen."
"In meinen Sachen herumschnüffeln?" Sie verschränkte die Arme unter den vollen Brüsten. "Damit bin ich nicht einverstanden."
Ich trat etwas näher an sie heran. "Es geht nicht um Ihre Sachen, Miss Tomlin."
"Ach, nein?"
"Wir suchen nach Spuren, die der Mann hinterlassen hat, der sich Ihnen gegenüber Warren Anderson genannt hat."
"Ich denke, Fingerabdrücke können Sie auch von einem Toten abnehmen!", erklärte sie. Ihr Tonfall war jetzt eisig geworden. Ich spürte ihren abgrundtiefen Widerwillen gegen die Aussicht, dass jemand die Wohnung durchsuchte.
Einerseits war mir das verständlich. Niemand lässt so etwas gern über sich ergehen, wenn es sich vermeiden lässt.
Andererseits schwebte diese junge Frau doch ganz offensichtlich in Lebensgefahr. Und wenn sie die Wahrheit gesagt hatte und sich tatsächlich nicht vorstellen konnte, wer hinter dem Anschlag auf sie steckte, musste sie doch eigentlich selbst am meisten daran interessiert sein, dass endlich Licht ins Dunkel gebracht wurde...
"Es wäre nicht ungewöhnlich, dass Warren Anderson in Ihrer Wohnung noch etwas hinterlassen hat. Bargeld, eine Waffe, Munition, falsche Papiere... Ihre Wohnung wäre ein unverdächtiges Versteck. Ich wette mit Ihnen, dass es hier Dutzende von Ecken gibt, auf die Sie nie kommen würden!"
Sie schluckte.
"Wenn Sie meinen, Mister Trevellian."
"Was halten Sie davon, wenn Sie mich einfach Jesse nennen?"
"Jesse...", hauchte sie.
Dabei konnte sie nicht sehen, wie hinter ihr Milo die Augen verdrehte.
11
Unsere Kollegen trafen bald ein und brachten Doretta Tomlin in unsere Zentrale in der Federal Plaza. Die Einsatzkräfte der Scientific Research Division trafen etwas später ein.
Ich drückte den Beamten des zentralen Erkennungsdienstes der verschiedenen New Yorker Polizeibehörden die Daumen, dass sie irgendetwas fanden, was uns auf die Spur jener beiden Killer bringen konnte, die es auf Doretta Tomlin abgesehen gehabt hatten.
Eine zurückgelassene Patronenhülse, die verschossenen Projektile, Aufnahmen von Überwachungskameras in der Umgebung, die vielleicht das Fluchtfahrzeug aufgenommen hatten...
Manchmal waren es Kleinigkeiten, die uns weiter brachten.
Außerdem hatten die Erkennungsdienstler natürlich Doretta Tomlins Wohnung genauestens unter die Lupe zu nehmen.
"Ich frage mich, ob sie unseren Verhörspezialisten gegenüber etwas weniger zugeknöpft ist!", meinte ich an Milo gewandt.
Milo grinste.
"Für dich war die Lady ja offenbar noch lange nicht zugeknöpft genug, Jesse."
"Was willst du damit sagen?"
"Na, so wie du sie angestiert hast!" Milo atmete tief durch. "'Was halten Sie davon, wenn Sie mich einfach Jesse nennen?'", imitierte er mich dann. "Jesse, diese Frau sieht vielleicht wie jemand aus, der unseren Schutz braucht, aber die hat es faustdick hinter den Ohren."
"Mag ja sein..."
"Ich hoffe, du hast dir nicht allzu sehr das Hirn vernebeln lassen."
"Milo, ich glaube auch, dass Doretta uns einiges verschweigt."
"Jesse, wenn wir nicht gewesen wären, hätten die beiden Typen sie erwischt! Und sie kann sich angeblich nicht vorstellen, wer die zwei geschickt hat oder um wen es sich bei diesen Mobstern handelt!" Milo schüttelte energisch den