Trans. Frau. Sein.. Felicia Ewert

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Trans. Frau. Sein. - Felicia Ewert

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sich in den bestehenden Bezeichnungen wiederzufinden. Für mich war es damals eine Art von Abklopfen, ob gelesene Erfahrungsberichte und Gefühle auf mich zutreffen. Neben der Frage, ob diese zutreffend sein können, beherrschten mich auch oft Selbstzweifel, ob ich überhaupt eine Berechtigung besitze, diese für mich zu benennen. So ganz ohne Echtheitszertifikat meinerseits. Ich möchte damit den großen Stellenwert von Begrifflichkeiten, der Kritik und der ständigen Weiterentwicklung von diesen zeigen. Ich möchte auch klarmachen, dass wir trans Personen als Betroffene von verschiedensten Diskriminierungserfahrungen selbst ebenso die Arbeit leisten müssen, Begriffe kennenzulernen, für uns als passend zu finden, uns anzueignen und nach außen vertreten zu können. Dadurch, dass wir uns über uns selbst bewusst werden, über unsere Geschlechter, haben wir häufig bereits einen langen Weg der Auseinandersetzung mit vielen Begriffen hinter uns. Wir haben oft einen langen Weg der Wissensaneignung hinter uns, bevor wir uns unserer selbst bewusst sind. Dies soll Ignoranz von cis Personen nicht relativieren oder gar entschuldigen. Ich möchte hiermit vielmehr auf deren, auf eure Verantwortung drängen. Ich möchte hierdurch klarmachen, dass wir als trans/non binary Personen bereits oftmals enorme Zeit investieren mussten, um unser Wissen aufzubauen. Ich möchte euch als cis Personen hiermit verdeutlichen, dass nicht-Betroffenheit eben kein Grund sein kann, nicht einmal ein Minimum an respektvollem Umgang, Offenheit und ehrlich interessierten Fragen zu zeigen. Ich will damit zeigen, dass uns nicht auf magische Weise ein Buch oder Datenstick mit allen relevanten Begrifflichkeiten in die Hand gedrückt wird, sobald wir uns unserer selbst bewusst sind. Es kommt kein kostenloses, automatisches Update aus dem Appstore, das uns alle Worte auf Anhieb wissen, verstehen und vertreten lässt. Wir müssen uns dieses Wissen als trans/non binary Personen Stück für Stück selbst erarbeiten, um uns über uns selbst klarzuwerden, um uns selbst bewusst zu machen, dass wir tatsächlich als unser Geschlecht auftreten können. Ohne diese investierte Zeit könnten auch wir selbst nicht über dieses Wissen verfügen. Es geht mir weder darum, Ignoranz zu relativieren, noch darum, Leute mit mangelndem Zugang zu Wissen zu kritisieren. Es geht darum, eure eigenen Einstellungen als cis Personen zu realisieren, nach der wir 24/7 zur Verfügung zu stehen haben, um Wissen zu vermitteln, das wir uns neben allen Schwierigkeiten in Kleinstarbeit selbst angeeignet oder mit erschaffen haben. Deshalb verlange ich ebenso, dass Außenstehende gelegentlich die Zeit investieren und uns zuhören, statt die Herausgabe von Wissen einzufordern. Zusätzlich erwarte ich, dass cis Personen realisieren, dass trans Menschen keine homogene Gruppe von Personen sind, die irgendwo im unabhängigen Raum diffus existieren. Wir existieren neben und mit euch, wir sind überall. Ihr seid sicherlich schon häufig trans Menschen begegnet, ohne es überhaupt zu bemerken. Ich möchte, dass euch klar wird, dass wir hier und jetzt SIND und dass wir unsere Kritik an Menschen richten, die diese transfeindlichen Verhältnisse aufbauen, mittragen und somit am Laufen halten. Das trifft sehr wahrscheinlich auf euch zu.

      Zu meiner Schreibweise, also zum Beispiel „trans Sein“, ist zu erwähnen, dass es eine Vielzahl von Möglichkeiten gibt, dieses schriftlich und sprachlich zu formulieren. So bezeichnen sich trans Personen möglicherweise selbst als „TranssexuelleR“, als „Transmann/Transfrau“ oder schlichtweg als beispielsweise „ein Transgender“. Das sind allesamt gültige Selbstbezeichnungen. So gelten für mich zum Beispiel: „Ich bin trans/transgeschlechtlich“ oder „Ich bin eine trans Frau“ als korrekte Bezeichnungen, wobei diese bei anderen Personen stark variieren können. Ich verwende das „trans“ oder „transgeschlechtlich“ hierbei als Adjektiv und nicht als Substantiv. Das „trans“ als Adjektiv zu verwenden erfüllt bei mir gegenüber anderen Personen die Möglichkeit, es als eine Eigenschaft meines Frau Seins darzulegen. „Ich bin eine Frau, die trans ist“ als Abgrenzung zu einem möglichen „Ich bin eine Frau, die cis2 ist“, wäre eine ebenso denkbare und sprachlich sensible Formulierung. Hierdurch soll keine „Spaltung“ von Frauen bezweckt werden, sondern die Vielfältigkeit soll Sichtbarkeit erlangen. Des Weiteren erfüllt dies den Zweck, vorrangig mein Frau Sein präsentieren zu können. Dies soll bestehende Normen durchbrechen, die davon ausgehen, eine Person sei Mann, Frau oder eine trans Person. Bei trans oder cis handelt es sich somit um ein Adjektiv, das Auskunft über die Eigenschaft des Geschlechts geben kann. Im Verlauf des Buches werde ich ebenso auf Selbstdefinitionen des trans Seins eingehen.

       Warum ich „Feindlichkeit“ und nicht „Phobie“ schreibe?

      Leider werden Diskriminierung und Hass immer noch vorrangig als „Phobie“ benannt. So zum Beispiel als „Homophobie“, „Transphobie“ oder auch „Islamophobie“. Auch wenn dies vorwiegend nicht beabsichtigt ist, wird hierbei Diskriminierung mit einer Angst verknüpft und dadurch teilweise entschuldigt. Ich lehne diese Verknüpfung, ja auch die unbeabsichtigte, ab. Diskriminierende Einstellungen und Taten geschehen nicht aus „Furcht und Angst“, sondern aus Hass und aufgrund von bestehenden, schädigenden Normen.

       Was bitte sind Cissexismus, Transfeindlichkeit und Transmisogynie?

      Transfeindlichkeit bezeichnet zunächst einmal die vielschichtigen Formen des Ausschlusses von trans Personen, der Gewalt ihnen gegenüber und auch ihre Einstufung als Fehler oder Abweichung. Vielschichtig auch deshalb, weil sich diese Feindlichkeit auf unterschiedlichste Weisen in sprachlicher und physischer Gewalt zeigen kann. Auch wenn eine Differenzierung zur Analyse unbedingt erforderlich ist, darf keineswegs in „harmlos“ oder „weniger diskriminierend“ unterteilt werden. Transfeindlichkeit umfasst somit alle Begebenheiten, in den trans Personen Ausschluss und Gewalt erfahren. Zur genaueren Bestimmung und Definition dient der Begriff Cissexismus. Dieser kehrt die Problematik um und zeigt, wo die Diskriminierung ihren Ursprung hat. Sie nimmt somit die Verantwortung von trans Personen weg und weist diese cis Personen zu. Daher wäre auch der Begriff der Cisnormativität oder geschlechtlicher Biologismus denkbar. Cisnormativität, ähnlich der Heteronormativität, geht davon aus, dass alle Personen cis seien. Selbst wenn dem Großteil der Bevölkerung nicht einmal die Bedeutung dieses Begriffes geläufig ist. Daraus ergibt sich ein Othering-Prozess, der trans Personen als Abweichung vom gesetzten Normalzustand definiert. Sie gelten hiernach als eine Art Ausnahme oder gar Fehler. Das Wort Cissexismus ist natürlich angelehnt an den Begriff Sexismus. Sexismus beruft sich auf die fälschliche Herleitung von bestimmten Charaktereigenschaften, Interessen, Fähigkeiten etc. aufgrund des Geschlechts. Cissexismus greift grundlegender und leitet aus Organen, Hormonen und Chromosomen bestimmte Geschlechter ab. Im Einzelfall kann diese Zuweisung auch noch detaillierter erfolgen, ich werde später darauf eingehen. Der Kern des Cissexismus ist somit die Herleitung eines bestimmten Geschlechts, indem dieses einem Körper aufgrund vermeintlicher Eindeutigkeit zugewiesen wird. Hieraus werden dann Einschlüsse und Ausschlüsse formuliert, die einer geschlechtlichen Selbstbestimmung von Menschen zuwiderlaufen. Anders ausgedrückt wird ein Körper betrachtet und ihm aufgrund von Cissexismus ein bestimmtes Geschlecht zugewiesen. Umgekehrt wird das Vorhandensein oder nicht Vorhandensein bestimmter Organe mit einem Geschlecht verknüpft. So gilt die universelle, jedoch cissexistische Annahme, dass eine Person mit Vulvina eine Frau zu sein hat und eine Person mit Penis ein Mann sein müsse. Ich kann dir im Namen von trans Personen garantieren, dass dies nicht der Fall ist und du unabhängig vom Status von Reproduktions- und/oder Ausscheidungsorganen, oder salopp ausgedrückt „Intimbausätzen“, dein selbstbestimmtes Geschlecht innehaben kannst. Dass weiterführende Faktoren wie geschlechtliche Vorstellungen, Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und rechtliche Aspekte existieren, steht auf einem anderen Blatt.

      Echt!

      Wozu ist nun noch der Begriff der Transmisogynie erforderlich, wenn doch mit den vorangegangen prinzipiell alles geklärt ist? Transmisogynie soll auf die spezielle Form von Feindlichkeit gegenüber trans Weiblichkeiten, trans Frauen, Femmes, enby Personen aufmerksam machen (vgl. Serano 2007: 14; 140). Er soll die Verwobenheiten (Intersektionen) von Transfeindlichkeit und Misogynie aufzeigen. Die Geschichte der Transfeindlichkeit zeigt, dass sich Hass und Verachtung vorwiegend gegen trans weibliche Menschen entlädt. Der Kern ist somit die Ablehnung, Abwertung und der Hass auf Femininität beziehungsweise Weiblichkeit,

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