Trans. Frau. Sein.. Felicia Ewert

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Trans. Frau. Sein. - Felicia Ewert

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      Diese dargelegten Definitionen setzen zunächst Zweigeschlechtlichkeit als Normalzustand fest und machen Personen, die von diesem abweichen, diagnosebedürftig. Darüber hinaus legen sie fest, dass die Abweichung des geschlechtlichen Empfindens stets mit einem speziellen Leidensdruck einhergehe. Dies legt zunächst offen, dass die hierzu benötigte Vorstellung von Geschlechtern streng binär ist und davon ausgeht, dass diese an Körpern ablesbar seien. Eine körperliche und geschlechtliche Selbstbestimmung wird hierbei kaum berücksichtigt. Personen, die dieses Empfinden nach Zugehörigkeit zu einem bestehenden binären Geschlecht nicht oder nicht die entsprechenden „korrekten“ Empfindungen haben, werden von dieser Diagnose nicht erfasst und können somit auf dem bestehenden Weg keinerlei Behandlung erfahren.4

       Universitäre Gender Studies als Perspektive

      Innerhalb der universitären Gender Studies ergibt sich noch oftmals die Aufteilung des Geschlechts in Sex und Gender (vgl. Kerner 2007: 5ff.). Also in das sogenannte biologische und das sogenannte soziale Geschlecht (ebd.). Die Kategorie des biologischen Geschlechts gibt hiernach Auskunft über die anatomischen Gegebenheiten einer Person, wohingegen das soziale Geschlecht beschreibt, welche soziale geschlechtliche Rolle gelebt werde (Gleichstellungsbeauftragte der Universität Duisburg-Essen 2013). Hieraus ergibt sich für das trans Sein leider zu oft die Definition, dass Personen entsprechend einer Abweichung zwischen angenommenem anatomischen Geschlecht und der gelebten sozialen Rolle aufweisen (vgl. Serano 2007: 26). Oder anders ausgedrückt, es wird definiert, dass so bezeichnetes biologisches und soziales Geschlecht nicht miteinander übereinstimmen (ebd.). Grundlegende Kritiken an bestehenden Biologismen tauchen noch zu selten auf und somit haben trans Personen einen äußerst schweren Stand, der mit viel emotionaler Aufklärungsarbeit verbunden ist. Sofern sie dem Druck standhalten können, sich immer und überall zu erklären. Judith Butler beschrieb zwar bereits 1990 in Gender Trouble/Das Unbehagen der Geschlechter nicht lediglich ein soziales, sondern Geschlecht generell als sozial konstruiert (ja, auch das „biologische“). Doch obwohl Butler weithin bekannt ist, wird die Existenz von transgeschlechtlichen Menschen leider allzu häufig als außerhalb des gesellschaftlichen Lebens stehend begriffen. Trans Personen gelten allzu oft lediglich als passive Forschungsobjekte, die als lebendige Datensätze fungieren. Eine aktive Rolle als Aktivist*innen oder Forscher*innen wird ihnen zu selten zugeschrieben oder gar nicht erst zugetraut.

       Trans aktivistische Perspektive

      Aus meiner aktivistischen Perspektive bedeutet trans Sein, dass eine Person über keine, oder keine vollständige Identifikation mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht verfügt. Hierzu folgendes Zitat:

       „Transgender or Transexuality is an umbrella term for anyone whose internal experience of gender does not match the gender they were assigned at birth(…). Transgender people often experience discomfort or distress due to their gender not being recognized by others, and therefore wish to transition to being viewed as their true gender identity. (…).“ (GenderWikia 2016)

      Entgegen der vorangegangenen Definitionen konzentriert sich diese darauf, dass das trans Sein durch eine fälschliche Zuweisung von außen entsteht. Der Wunsch nach dauerhaften operativen und hormonellen Behandlungen wird zwar erwähnt, jedoch nicht als Grundvoraussetzung festgelegt. Ferner verzichtet diese Definition auf Begrifflichkeiten wie „biologisches“, „anatomisches“ oder „Geburtsgeschlecht“, sondern bezieht sich einzig auf die geschlechtliche Selbstbestimmung als Grundvoraussetzung für das trans Sein. Diese Definition erscheint ebenso einfach wie verwirrend, da Personen, die sich mit der Thematik nicht beschäftigen müssen, trans Sein häufig allein mit Zuständen psychischen Leidens, Hormonersatztherapien und operativen Eingriffen gleichsetzen. All dies können durchaus Aspekte von Transgeschlechtlichkeit sein, jedoch sollten sie nicht generalisiert und definitorisch verwendet werden. Die Ausprägungen des potenziellen Leidens und die Abneigung gegenüber verschiedenen Partien des eigenen Körpers sind Empfindungen, die von Person zu Person unterschiedlich sind oder ebenso gar nicht vorkommen können. Am trans Sein, also einer Nicht-Identifikation oder nur teilweisen Identifikation mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht, ändert dies nichts.

       Harry Potter und die „Geschlechtsumwandlung“

      Ich möchte nun zwei problematische Ebenen des Begriffs „Geschlechtsumwandlung“ darstellen. Zum einen die cisnormative Vorstellung, dass trans Menschen ein „eigentliches“, „körperliches“ bzw. „biologisches“ Geschlecht innehätten, von dem aus irgendwohin „gewechselt“ werden würde. Ich möchte noch kurz vorwegnehmen: es kommt kein Harry und auch keine Hermine mit dem Zauberstab. Gebt „Umwandlung“sbegriffe auf. Wirklich.

      Fest etablierte medizinische Fachbegriffe wie „Mann-zu-Frau transsexuell“ oder „Frau-zu-Mann transsexuell“ verdeutlichen dies. Mit diesen cisnormativen Mitteln wird versucht, trans Menschen einteilen zu können. Es dient der Aufrechterhaltung der Ordnung. Hiernach gibt es nur zwei Geschlechter, Personen können, oder gar dürfen, zwar von einem zum anderen „wechseln“, am geschlechtlichen Biologismus, der Herleitung von Geschlecht aus Körpern, wird aber nicht gekratzt. Das Wort „Geschlechtsumwandlung“ ist kein selbstgewähltes, es soll die Geschlechter von cis Personen absichern und festigen. Denn die Geschlechter von trans Menschen gelten lediglich als „gefühlt“ oder „identifiziert sich als“. Hieraus entspringen auch kreative Sätze von zumeist cis Personen wie: „er ist jetzt eine Frau“, „sie lebt jetzt als Mann“, oder auch „er möchte zukünftig mit ‚sie‘ angesprochen werden“. Der cisnormative Anker in den Köpfen, auch in denen von trans Personen, sitzt sehr, sehr fest. Deshalb kommen auch irrtümliche Verwendungen zustande, wie zum Beispiel einen trans Mann als „trans Frau“ zu bezeichnen. Dieser Mann wird oftmals als „eigentliche Frau“ betrachtet, „die“ nun eine geschlechtliche Transition anstrebe, oder Ähnliches. Die Denkweise ist hierbei umgekehrt zur Realität und deshalb halten Personen in diesem Fall die Bezeichnung als „trans Frau“ für trans Männer als korrekt. Gewiss kann dies bei offen transfeindlichen Personen mitunter äußerst amüsant werden, wenn sie trans Frauen als „biologisch weiblich“ bezeichnen und somit unbeabsichtigt meine Weiblichkeit bestätigen. Klappt leider nicht immer so.

      Ich besuchte ein Seminar, in dem unter anderem Homo- und Transfeindlichkeit thematisiert wurden. Vor einem Referat sprachen mich die beiden Referentinnen auf bestimmte Begrifflichkeiten an. Sie waren sich unsicher, ob der Begriff „Geschlechtsumwandlung“, der in vielen, auch aktuelleren, Quellen auftauchte, noch akzeptabel sei. Ich verneinte dies und wies sie darauf hin, dass zum Beispiel der Begriff „geschlechtliche Transition“ sensibler und ein selbstgewählter Begriff ist. Sie änderten die Worte noch hastig vor ihrem Referat und waren sehr glücklich. Während des Referats fiel mir sanft lächelnd auf, dass sie fortan nur noch diesen Begriff verwendeten und sich geradezu daran festklammerten. Ich fand das überhaupt nicht schlimm, denn es verdeutlichte mir quasi die Hilflosigkeit, die selbst sensibilisierte Personen aufweisen. Sie hatten schlicht keinerlei begriffliche Alternativen, auf die sie ausweichen konnten. Keine separate Ansprache von Hormonersatztherapie, keine Erwähnung von verändertem Auftreten, neuen Pronomen, neuem, selbstgewählten Namen. Dies machte mir klar, dass dies überhaupt nicht mitgedacht wird, wenn von geschlechtlichen Transitionen von trans Menschen gesprochen und daran gedacht wird. Wenn an sie gedacht wird, wenn über sie berichtet wird, wird zu allermeist von „Geschlechtsumwandlungen“, im Höchstfall von „Geschlechtsangleichungen“ gesprochen. Es verdeutlicht, dass eine trans Person, so die cisnormative Vorstellung, nur „echt“ trans sein kann, wenn diese „DIE OP“ hat oder hatte. Ja, mit „DIE OP“ meinen sie „DIE OP“. Logo, ne? Es besteht in cisnormativer Ordnung kein trans Sein ohne operative Eingriffe, denn darum geht’s ja schließlich bei uns. Und wer davon

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