Perry Rhodan - Die Chronik. Alexander Huiskes
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Am Kiosk beim Herumstöbern entdeckte ich zufällig, dass jener Ernst Vlcek nebenbei PERRY RHODAN schrieb. Also kaufte ich mir den Roman, und am Rande sei erwähnt, dass es nicht lange dauerte, bis ich begriff, dass Ernst eigentlich PR-Autor war und alles andere nebenherlief.
Bald las ich eine Menge Auflagen parallel (die 900er sind mir lebhaft in Erinnerung, die 1500er und die 400er), dazu diverse Silberbände … aber irgendwie flaute meine Begeisterung ab. Vielleicht hatte ich mich übersättigt.
Zurück zu Band 2000 und meiner Studentenzeit. In den 1900er-Nummern war ich wieder in die Serie eingestiegen und machte den »Run« auf Band 2000 als faszinierter Leser mit. Die Rätsel um Thoregon, die Brücke in die Unendlichkeit … klasse. Ich fieberte also als Fan auf den Superjubiläumsband hin.
Nächster 1000er-Sprung: Als Band 3000 erschien, sah es noch mal völlig anders aus. Den habe ich nämlich gemeinsam mit Kollege Wim Vandemaan selbst geschrieben.
Hätte man das dem Studenten eben jener 2000er-Zeit gesagt, wäre man wohl mit einem müden Grinsen bedacht worden. Aber tatsächlich, 1000 Romane später war ich nicht nur Team-, sondern sogar Mit-Exposé-Autor.
Wie konnte es dazu kommen? Fragen wir mal den Studenten, was der so darüber denkt.
*Stimme aus dem Jahr 2021*: Hey, Christian?
Christoph Dittert: Christian? Wer soll das sein?
*Stimme aus dem Jahr 2021*: Ach ja, den gibt es ja noch nicht. Noch heißt du Christoph Dittert, stimmt.
Christoph Dittert: So werde ich immer heißen.
*Stimme aus dem Jahr 2021*: Richtig. Aber nicht nur. Du legst dir ein Pseudonym zu. Christian Montillon.
Christoph Dittert: Montillon? Wie der Nachname meiner Freundin?
*Stimme aus dem Jahr 2021*: Die du dann geheiratet haben wirst, ja.
Christoph Dittert: Spannend. Erzähl mir mehr!
*Stimme aus dem Jahr 2021*: Nö. DU sollst nämlich was erzählen. Wie stellst du dir die Zukunft vor?
Christoph Dittert: Ich schließe mein Studium ab, vielleicht promoviere ich. Danach versuche ich, eine Dozentenstelle zu bekommen. Hier in Mainz, das wäre klasse. Aber sag mal, wie war das mit der Hochzeit und …
*Stimme aus dem Jahr 2021*: Nix da! Und hey, willst du nicht Schriftsteller werden?
Christoph Dittert: Doch, schon. Wollte ich irgendwie immer, glaub ich. Ist eben nicht so einfach.
*Stimme aus dem Jahr 2021*: Könnte mir vorstellen, dass du das schaffst. Was liest du denn so?
Christoph Dittert: Ach, viele Sachen. Bergeweise PERRY RHODAN zum Beispiel.
*Stimme aus dem Jahr 2021*: Aaaah, ja.
Christoph Dittert: Was soll das heißen?
*Stimme aus dem Jahr 2021*: Wart’s ab.
Nicht gerade der brillanteste Dialog, zugegeben. Aber damals war ich eben noch nicht geübt im Schreiben. Wissenschaftliche Hausarbeiten und hier und da mal eine Geschichte für die oben erwähnte Freundin.
Tatsächlich habe ich nach dem Studium promoviert und fragte meinen Doktorvater, ob er einen Tipp habe, wie ich ein paar Euro verdienen könne. Zum einen bekam ich von ihm ein schickes Stipendium im Gebiet der Hymnologie, zum anderen den zukunftsträchtigen Rat: »Lesen Sie doch bei einem Verlag Korrektur.«
Das tat ich, beim Zaubermond-Verlag, der zum Beispiel die Hardcover-Neuauflage der oben erwähnten DÄMONENKILLER-Serie herausgab. Nachdem ich dort bergeweise Manuskripte korrigiert hatte, sagte ich zum Verlagschef Dennis Ehrhardt: »Jetzt lass mich auch mal einen Roman schreiben.«
Die Chance bekam ich von ihm – und über das Ergebnis urteilte er so: »Das Ding ist schlecht. Aber man kann was draus machen.« Also zeigte er mir ungefähr tausend Kleinigkeiten auf, stellte alles auf den Kopf, und am Ende erschien der Roman unter unseren beiden Namen. Weitere erblickten rasch das Licht der literarischen Welt, bei Zaubermond und bei den diversen Serien des Bastei-Verlags – ich tobte mich überall aus.
Unter anderem bei JERRY COTTON, einer Reihe, die ich nie gelesen hatte. Ich kaufte einen Roman, las ihn und dachte: Das bekomme ich auch hin. Tatsächlich lag mein dortiger Erstling bald am Kiosk, und der zuständige Lektor Peter Thannisch fragte mich: »Warum machen Sie das denn nicht schon die ganze Zeit so? Damit hätten Sie sich doch Ihr Studium finanzieren können!« Meine Antwort war eher nüchtern: Weil ich es ja nicht wusste, dass ich das offenbar kann.
Nebenbei gesagt, habe ich Peter vor einem guten Jahr wiedergetroffen, wir waren essen und haben uns prima über alte Erinnerungen amüsiert. Aber keine Sorge, es dauert nicht mehr lange, bis PERRY RHODAN wieder ins Spiel kommt. Nämlich genau … jetzt!
Mit einem Taschenbuch für die JERRY COTTON-Reihe, das ich ziemlich gut fand, bewarb ich mich schließlich bei der PERRY RHODAN-Redaktion, und das völlig unbekannterweise – ich kannte dort niemanden, niemand kannte mich. Im Fandom habe ich mich nie herumgetrieben, ich war nur einige Male bei der Frankfurter Buchmesse am Perry-Stand, hatte Autogramme abgeholt und kaum ein Wort herausgebracht, standen auf der anderen Seite des Signierpults doch die großen literarischen Helden.
Ein gewisser Klaus Frick las mein JERRY COTTON-Manuskript und lud mich in den Verlag ein. Also spazierte ich siegessicher dorthin, mit meiner Schlappmütze falsch herum auf dem Kopf. Klaus sagte mir später, er habe sich bei dem Anblick gefragt, was ich wohl für ein Typ sei. Und er hatte aufmunternde Worte an dem Tag: »Ich hab’s gelesen, und ich sag dir gleich: Ich hätte das nicht gekauft.«
Bämm!
Aber immerhin fuhr er fort mit: »Allerdings sehe ich ein gewisses Talent. Schreib einen ATLAN. Wir beginnen da bald mit einem neuen Minizyklus, den Lordrichtern.« Und ich so: »Wie ist der Name?« Klaus sprach es nämlich mit seinem leicht schwäbischen Zungenschlag aus, und mein Pfälzer Ohr verstand das nicht. Ich glaube, mir war erst bei der dritten Wiederholung klar, wie das Wort hieß. Peinlich.
Denkwürdig übrigens auch die Frage des Chefredakteurs: »Willst du dann bei uns auch das bescheuerte Horror-Pseudonym Montillon benutzen?« Denn das verwendete ich beim DÄMONENKILLER (alias DORIAN HUNTER), bei COCO ZAMIS und bei PROFESSOR ZAMORRA. Da konterte ich lässig: »Das ist der Mädchenname meiner Frau.«
Also schrieb ich ATLAN, und so wanderte ich redaktionell zu Sabine Kropp. Sie las meine ersten Seiten, die ich testweise in den Verlag gab. Den Text schickte sie mir zurück, ich schaute drauf und sah rot. Buchstäblich. Alles war mit Anmerkungen übersät, was ich hier und da schlicht falsch gemacht hatte. (Wem dieses Prinzip so langsam bekannt vorkommt, dem sei gesagt: Ja. Gut aufgepasst.)
Aber Sabine und ich rauften uns zusammen, und die Art, wie ich Action schilderte, imponierte offenbar. Der Roman erschien, und auch weitere ATLANS.
Später fuhr ich erneut in den Verlag – es ging darum, dass ich ein PERRY RHODAN EXTRA verfassen sollte. Während ich in Klaus Fricks Büro saß, überraschte er mich mal wieder –