Superlife. Olien Darin

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Superlife - Olien Darin

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haben Antibiotika in einem solchen Maß zu einem Grundmedikament der heutigen Zeit gemacht, dass die Bakterien gelernt haben, sich anzupassen, was bedeutet, dass sie gegen Medikamente resistent geworden sind. Wenn wir nicht aufpassen, befinden wir uns bald wieder dort, wo wir waren, bevor es Antibiotika gab, und sind anfällig für jede schädliche Mikrobe, die uns über den Weg läuft.

      Einige Mikroben verursachen natürlich Krankheiten. Wir nennen sie Keime oder Krankheitserreger, aber das sind nur Bezeichnungen. Wenn die Bedingungen in unserem Körper für bestimmte Mikroben nicht günstig sind, halten sie sich dort nicht lange genug, um uns krank zu machen. Wie wir in dem Kapitel „Lebenskraft Nummer fünf: Entgiftung“ sehen werden, liegt die Herausforderung für uns darin, im Inneren unseres Körpers eine Umgebung zu schaffen, in der krankheitserregende Bakterien und Viren sich nicht wohlfühlen. Das tun wir, indem wir in einer Weise essen und trinken und leben, die sowohl unsere Gesamtgesundheit fördert als auch unser Immunsystem stärkt.

      Einige Mikroben hingegen sind sehr nützlich. Auf unserer Haut siedeln zum Beispiel Hunderte von Arten nützlicher Bakterien, die uns schützen, indem sie schädliche Bakterien fressen, bevor sie unsere Abwehr überwinden können. Also halten Sie sich mit der Verwendung von Antibiotika lieber zurück. Mit Handdesinfektionsmitteln töten Sie auch die guten Bakterien.

      Die bei Weitem meisten und wichtigsten Mikroben befinden sich in unserem Darm. Diese Bakterien erfüllen eine wichtige Aufgabe: Sie helfen bei der Aufspaltung und Verwertung der Nahrungsmittel, die wir zu uns nehmen. Sie sind absolut notwendig. Sie ermöglichen unserem Körper, sich Zugang zu den in den Nahrungsmitteln enthaltenen Nährstoffen zu verschaffen. Aber das tun die Bakterien nicht, weil sie uns lieben und wollen, dass wir gesund sind. Sie tun es aus eigenem Überlebenstrieb.

      In unserem Darm leben geschätzt fünfhundert verschiedene Arten von Mikroben, von denen jede eine eigene spezifische Funktion und spezielle Ernährungsbedürfnisse hat. Einige Mikroben haben sich gemeinsam mit ihrem menschlichen Wirt entwickelt und verzehren bestimmte Substanzen wie zum Beispiel unverdauliche Ballaststoffe. Andere ernähren sich von Protein. Wieder andere bevorzugen Kohlenhydrate und Zucker. Die Zusammensetzung unserer Darmflora wird unmittelbar von unseren Ernährungsentscheidungen beeinflusst. Wir entscheiden, welche Mikroben wir nähren und welche wir aushungern. Wir schaffen das Ökosystem, in dem sie leben.

      Im Rahmen einer Studie, deren Ergebnisse in der Zeitschrift Nature veröffentlicht wurden, ernährte sich eine Gruppe Studienteilnehmer überwiegend mit Produkten tierischen Ursprungs und eine andere Gruppe mit pflanzlicher Kost. Dann untersuchten die Wissenschaftler die kurzfristigen Auswirkungen der jeweiligen Ernährungsweise auf die Darmflora. Schon nach wenigen Tagen war bei den Fleischessern eine Vermehrung jener Bakterien zu verzeichnen, die entzündliche Darmerkrankungen verursachen. Bei den Teilnehmern, die sich pflanzenbasiert ernährten, war hingegen eine Vermehrung der Bakterien zu verzeichnen, die den Körper vor Entzündungen schützen. „Diese Ergebnisse zeigen, dass die Darmbakterien schnell auf eine veränderte Ernährungsweise reagieren können“, schrieben die Autoren der Studie.

      Unsere Mikroben sitzen nicht einfach nur herum und warten darauf, dass wir essen, was sie benötigen. Sie sind in der Lage, Signale zu senden und sogar Heißhunger auf bestimmte Dinge auszulösen. Und dann verspüren wir plötzlich den Drang auf etwas Süßes und denken, dass es unser Mangel an Willenskraft ist, der uns dazu bringt, diesem Drang nachzugeben. Mikroben senden uns auch Botschaften, die uns mitteilen, ob wir satt sind oder nicht. Wir denken, es ist unser eigener Körper, unser eigener Stoffwechsel, der zu uns redet. Aber wir könnten uns irren. Es gibt einen Grund dafür, weshalb Mikroben schon so lange existieren wie der Planet selbst. Sie wissen, wie sie ihr Überleben sichern.

      Wenn wir zuckerhaltige verarbeitete Produkte zu uns nehmen, werden die Bakterien, die durch den Verzehr dieser Nahrungsmittel gedeihen, sich vermehren und unser Verdauungssystem dominieren. Und wir werden leiden. Wenn wir gesunde Nahrungsmittel essen, werden die Bakterien, die sich von diesen Produkten ernähren, gedeihen. Und auch wir werden uns bester Gesundheit erfreuen. Das ist eine gesunde Symbiose zwischen uns und ihnen.

      Ziemlich erstaunlich, oder? Als ob da in uns ein Horrorfilm abläuft – wir sind von fremden Wesen kolonisiert, die uns sagen, dass wir Dinge tun sollen, die wir sonst vielleicht nicht tun würden. Und wir gehorchen und denken, dass wir diejenigen sind, die dieses Eis essen wollen, ohne auch nur zu wissen, dass wir manipuliert werden. Sie haben bestimmt schon mal Leute sagen hören: „Mein Bauchgefühl sagt mir …“ Sie haben keine Witze gemacht. Unser Bauch redet wirklich mit uns.

      Wissenschaftler müssen noch viel über Mikroben lernen und darüber, wie sie im menschlichen Körper funktionieren, aber wir wissen bereits, dass sie in unserem Leben und für unsere Gesundheit eine sehr starke Kraft sind. Wenn man sie alle zusammennimmt, bilden sie so etwas wie ihr eigenes inneres Organ. Wissenschaftler haben angefangen, unser Mikrobiom – der Begriff für die Gesamtheit der Mikroben, die jeden von uns besiedeln – als „das zweite Gehirn“ zu bezeichnen. Und wie jedes andere Organ kann es gesund oder krank sein.

      Die Mikrobenpopulation in jedem Einzelnen von uns ist genauso ein spezifisches unverwechselbares individuelles Merkmal wie ein Fingerabdruck. Sie ist teilweise vererbt, aber vor allem wird sie dadurch bestimmt, welche Mikroben wir zu uns nehmen und welche wir durch die Art unserer Ernährung fördern und welche nicht. Was wir essen und trinken, macht den Unterschied aus. Wir können die Mikroben in uns nicht bekämpfen. Wir müssen dafür sorgen, dass sie für uns arbeiten, nicht gegen uns.

      Eine vielseitige, ballaststoffreiche, pflanzenbasierte Kost, die fermentierte Nahrungsmittel wie Kimchi oder Sauerkraut beinhaltet, schafft ein gesundes Darmmilieu, das die Verdauung, die Nährstoffaufnahme und die Ausscheidung fördert, das Immunsystem stärkt und Krankheiten vorbeugt. Heutzutage nehmen viele Menschen präbiotische Nahrungsergänzungsmittel ein, die die „freundlichen“ Bakterien nähren, sowie Probiotika, tatsächliche Bakterien. Aber wenn wir uns gesund und vielseitig ernähren, können wir all die Präbiotika und all die Bakterien, die wir benötigen, mit unserer Nahrung zu uns nehmen.

      Die meisten Mikroben, die unseren Darm besiedeln, befinden sich im unteren Darmbereich. Da verarbeitete Produkte so wenig Ballaststoffe und Nährstoffe enthalten, sind sie schon lange verdaut, bevor sie diesen Bereich erreichen. Um ausreichende Mengen der gesündesten Bakterien aufrechtzuhalten, müssen wir viel rohes und gegartes vollwertiges Gemüse und Obst essen. Ballaststoffreiche Nahrungsmittel erreichen den unteren Darmbereich relativ intakt, fermentieren dort inmitten all der dort vorhandenen Mikroben und sorgen dafür, dass unser Mikrobiom dicht besiedelt und aktiv bleibt.

      Wir verdauen die Ballaststoffe, die wir zu uns nehmen, nicht, aber viele unserer nützlichen Bakterien tun das und wandeln sie in chemische Verbindungen um, die unsere Gesundheit fördern. Eines der auf diese Weise entstehenden Abbauprodukte, Propionat, hemmt die Cholesterinsynthese und beugt dadurch Fettleibigkeit vor. Darmbakterien, die Ballaststoffe zersetzen, produzieren auch eine kurzkettige Fettsäure, die Butyrat heißt und das Immunsystem stärkt, Entzündungen hemmt und uns vor Krebs schützt. In einer vor Kurzem durchgeführten Studie fanden japanische Forscher heraus, dass Butyrat bei Labormäusen Darmentzündungen reduzierte. „Diese Erkenntnisse könnten bei der Vorbeugung und der Behandlung entzündlicher Darmerkrankungen, Allergien und Autoimmunerkrankungen Anwendung finden“, stellte Dr. Hiroshi Ohno fest, der das Wissenschaftlerteam leitete. „Der Einsatz von Butyrat ist eine natürliche, unbedenkliche und darüber hinaus billige Therapie, die die Behandlungskosten sowohl für den Patienten als auch für die Gesellschaft senken kann.“

      Viele von uns – ein Viertel aller Teilnehmer einer an der Universität von Kopenhagen durchgeführten Studie – haben nicht ausreichend Bakterien im Darm, und die im Rahmen der Studie gemessenen vorhandenen Bakterien wiesen auch nicht die gewünschte Vielfalt auf. Diese Umstände wurden sowohl mit Fettleibigkeit als auch mit chronischen Darmentzündungen assoziiert.

      Das Leaky-Gut-Syndrom, das Syndrom des durchlässigen Darms –

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