Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western. Pete Hackett
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„Vielleicht verstehen Sie mich besser, wenn ich Ihnen sage, dass ich in Dodge City meinen Sohn von einer alten Frau großziehen lasse, und dass der Vater dieses Jungen einmal Alan Maron hieß!“
Sie lehnte sich zurück. Ihr Gesicht sah nun so weiß aus, dass Matt peinlich berührt war.
„Ach so“, murmelte er und blickte auf die Tischplatte.
„Ich konnte den Vater meines Sohnes nicht dem Henker überliefern“, sagte die Frau leise. „Irgendwann hätte ich es ihm vielleicht erklären müssen. Alan wusste, dass ich das nicht kann. Ich war ihm überhaupt nur des Jungen wegen gefolgt.“
Matt stand auf. „Ich danke Ihnen, dass Sie es mir erzählt haben“, sagte er. „Ich glaube, ich kann Sie verstehen, Lily.“
„Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, mich zu suchen. Vielleicht klingt das alles ziemlich verdreht.“
„Durchaus nicht, Lily.“
„Bis zum Big Sioux River sind es fast vierhundert Meilen“, fuhr sie fort. „Das können Sie vor dem Winter nicht mehr schaffen.“
„Ich werde es versuchen, Lily.“
Als Matt Wister an die Stepwalkkante trat und das Leben der Stadt an ihm vorbeiflutete, spürte er den kalten, nach Schnee riechenden Wind im heißen Gesicht. Vielleicht würde er es vor dem Winter wirklich nicht mehr schaffen. Aber er war nun sicher, auch im Frühjahr noch nicht zu spät zu kommen.
3
Matt Wister parierte seinen Rappwallach hinter den Büschen auf der Kuppe des Hügels und blickte in die Ebene hinunter. Das frische, noch grüne Büffelgras leuchtete zu ihm herauf. In der Ferne sah er eine Herde Herefords, über der dünner, durchsichtiger Staub wallte. Unter ihm, höchstens vierhundert Yards entfernt, zog sich ein Wagenweg dahin. Er mündete weit im Süden in einer kleinen Präriestadt, von der Matt Wister wusste, dass sie Watertown hieß.
Auf dem Weg sah Matt einen Reiter, der sich langsam näherte. Er hatte den Stetson an der Windschnur im Nacken hängen, und so konnte Matt langes blondes Haar erkennen, auf dem die Sonne glitzerte. Eine Reiterin! Sie trug eine helle Bluse und dunkelblaue Levishosen.
Zugleich bemerkte Matt zwei weitere Reiter, die sich von der Herde in der Ferne gelöst hatten und auf den Weg zusprengten. Es sah aus, als würden sie auf einen bestimmten Punkt auf dem Weg zuhalten, den auch die Frau mit ihnen zugleich erreichen musste.
Dann warf die Frau den Kopf herum, sah die Reiter und trieb ihr Pferd jäh zum Galopp an.
Matt sah, wie die beiden Männer auf ihre Pferde einschlugen. Da trieb er seinen Rappwallach um die Büsche herum und ritt langsam den Hügel hinunter.
Da schlug auch die Frau auf ihr Pferd ein, aber es nützte ihr nichts. Die beiden Reiter kamen immer näher. Matt sah, wie der eine das Lasso von der Schnalle am Sattelhorn losmachte und über dem Kopf kreisen ließ.
Die Schlinge wirbelte durch die Luft, legte sich über den Oberkörper der Frau, und das Seil straffte sich. Mit einem heftigen Ruck wurde die Frau aus dem Sattel gerissen. Das Pferd sprengte weiter, beschrieb dann einen Bogen und wurde langsamer.
Die beiden Reiter zügelten ihre Pferde und sprangen ab. Sie standen neben der Frau, die auf dem Boden saß und der offenbar nichts weiter passiert war. Sie hatten Matt Wister immer noch nicht bemerkt, der sich langsam näherte und nun die Winchester 73 in der Armbeuge hatte.
Als er den Rappwallach zügelte, schnaubte der leise.
Die beiden Männer fuhren wie auf Kommando herum. Der eine von ihnen blickte genau in die kreisrunde dunkle Mündung.
„Hallo!“, sagte Matt. Er sah, dass die beiden wie Cowboys gekleidet waren. Sie sahen verstaubt aus und hatten die ledernen Chaps noch über die Levishosen geschnallt.
Der eine der beiden rieb sich über die Wange und blickte den anderen schief an.
„Besuch, den wir nicht bemerkt haben, Les“, sagte er knurrig. „Verdammt, das passt nicht zusammen. Was willst du, Fremder?“
„Hilf der Frau auf die Beine, Les“, sagte Matt ruhig und ließ die Mündung des Gewehres einen knappen Bogen bis zu Les beschreiben.
Der leckte sich über die Lippen.
Die Frau stand hinter ihm auf und streifte die Lassoschlinge ab. Sie kam um die beiden Burschen herum und blieb seitlich außerhalb der Schusslinie stehen. Sie blickte Matt an. Sie hatte ein offenes Gesicht, mochte siebenundzwanzig Jahre alt sein und war von herber, schlichter und bestechender Schönheit.
„Vielen Dank, Mister …“, sagte sie.
„Matt Wister, Madam. Ihr Pferd steht da drüben. Reiten Sie, ich werde die beiden Burschen hier noch eine Weile aufhalten.“
Die Frau zögerte einen Moment, wandte sich dann ab und lief zu ihrem Pferd, das am Ende des Bogens stehengeblieben war. Sie stieg auf, trieb es auf den Weg zurück, und ritt schnell weiter. Bald darauf verschwand sie zwischen den Hügeln.
„Nun zu euch“, sagte Matt. „Hatte der Überfall eine besondere Bedeutung?“
„Es dürfte am besten sein, du mischt dich da nicht ein“, presste Les durch die Zähne. „Was Hal und ich gemacht haben, geschah auf höheren Befehl. Alles hier im Tal geschieht auf höheren Befehl. Es wird dir gewaltig übel bekommen, wenn wir sie nicht noch schnappen können.“
„Auf wessen Befehl?“, erkundigte sich Matt mit leiser, aber scharfer Stimme.
„Das geht dich nichts an!“
„Les, siehst du nicht, dass ich noch immer die Mündung auf dich gerichtet habe? Ich glaube, es geht mich im Moment eine ganze Menge an. – Hal, lass die Finger vom Colt, sonst muss ich Les erschießen.“
Hal nahm die Hand von der Hüfte. „Mach keinen Blödsinn“, maulte Les. „Der Kerl ist ruhig wie Felsstein, und man erkennt nicht, was in ihm vorgeht.“
„Weiter, Les! Wer gab die Befehle? Troger?“ Matt hatte den Namen auf Verdacht ausgesprochen und wartete gespannt.
„Er auch“, sagte Les. Langsam stieg ein winziges Grinsen in sein Gesicht. „Aber er nicht allein. Unser Boss ist schließlich auch noch da. Aber verdammt, das geht dich wirklich einen Dreck an. Nimm das Gewehr weg, dann sage ich dir etwas anderes!“
„Was denn, Les?“
„Wir sagen dir etwas mit unseren Fäusten“, sagte Hal und grinste. „Komm, sei kein Spielverderber.“
Und mit einem Blick auf die Hügel, zwischen denen die Frau verschwunden war, setzte er hinzu: „Wir haben bestimmt nicht viel Zeit.“
„Was habt ihr denn mit ihr vorgehabt?“
„Wir wollten sie spazieren führen“, entgegnete Hal. „Nicht zu Troger. Woanders hin. Machst du nun mit?“ Er trieb sein Pferd langsam zur Seite.
Matt