der bauschaden-Spezial Schimmelpilzsanierung. Michael Thiesen
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Bei einer Pilzgesamtzahl in der Innenraumluft, die der im Freien entspricht oder bis zu 150 KBE/m3 beträgt, besteht in der Regel kein Handlungsbedarf (Ausnahme: kritische und toxinbildende Pilze). Bei höheren Werten gilt es laut Umweltbundesamt als möglich, dass eine Innenraumquelle vorliegt, bei Werten über 500 KBE/m3 als wahrscheinlich.[9] Hier besteht sofortiger Handlungsbedarf.
Durch das Absaugen von Hausstaub, vorrangig aus Teppichen und anderen Raumtextilien, lassen sich ebenfalls Schimmelsporen analysieren.
MVOC-Messungen {MVOC-Messungen}
MVOC (microbial volatile organic compounds) sind flüchtige Stoffwechselprodukte der Schimmelpilze, die auch für den typischen Geruch verantwortlich sind. Da diese Gase auch in anderen Stoffen, z. B. technischen Lösemitteln, vorkommen, dienen sie zunächst der Lokalisierung möglicher Schimmelherde, die durch ergänzende Untersuchungen analysiert werden müssen. Sie werden daher zur Untersuchung der Innenluft vorwiegend bei bauphysikalisch bedenklichen Konstruktionen bzw. Beschwerden der Nutzer eingesetzt. Zur Bestimmung des Alters des Befalls kann der Vergleich der Stoffanteile herangezogen werden, die abhängig von lebenden und bereits abgestorbenen Organismen differieren.
Schimmelpilz-Spürhunde werden hier ebenfalls eingesetzt, da sie besonders empfindlich auf die Gase reagieren und damit vorab die entsprechenden, möglicherweise befallenen Herde finden.
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Gesundheitliche Gefährdungen der Nutzer und Sanierungsempfehlungen können aus dieser Methode allein nicht abgeleitet werden, da Schimmelpilze nicht unbedingt die Ursache für die gemessenen Konzentrationen sind. |
Materialproben {Materialproben}
Da sich einige Schimmelpilze nicht in der Luft nachweisen lassen, ergänzt die Untersuchung der Baustoffe die Analyse eines Schimmelbefalls.
Bei der Abklatschprobe {Abklatschprobe} wird ein Medium mit Nährboden auf die befallenen Stellen gedrückt, sodass im Folgenden die aufgenommenen Partikel kultiviert und ihr Wachstum analysiert werden kann. Hierzu müssen zur Kontrolle mehrere Stellen untersucht werden. Ähnlich wird das Klebefilm-Abrissverfahren {Klebefilm-Abrissverfahren} angewandt; hierbei werden die Sporen von befallenen Materialien mit Klebefilm abgenommen und im Labor auf entsprechenden Nährböden kultiviert. Ergänzend können Materialproben direkt entnommen und mikroskopisch untersucht werden. Hierbei erfolgt eine Untersuchung nach Art der Pilze, Alter des Befalls und Aktivität, das heißt, inwieweit es sich um bereits abgestorbene oder noch aktive Pilze handelt.
Richtlinien zur Probenahme {Probenahme} und Untersuchung
Die VDI-Richtlinie 4300 Blatt 10[10] wurde zurückgezogen, so dass nunmehr die Normenreihe DIN EN ISO 160000 zu Innenraumluftverunreinigungen die Vorgaben für Probenahme und die Auswertung der Proben liefert. DIN EN ISO 16000-1 zu allgemeinen Aspekten der Probenahmestrategie legt die Rahmenbedingungen der Räume, besonders hinsichtlich Feuchtegehalt und Temperatur, für die Probenahme fest. Die Normenteile 17 bis 19 und 21 beschreiben nach Art der Probenahme den Nachweis und die Zählung der Schimmelpilze.
Die Notwendigkeit einer vorab durchzuführenden fachkundigen Begehung zur abschließenden Beurteilung des Schadens ist die Basis einer eindeutigen Bestimmung des Befalls. Die Ergebnisse dienen zum einen der Lokalisierung der betroffenen Flächen, zum anderen der Feststellung der Konzentration der Schimmelpilze sowie der Altersbestimmung.
Ergänzend liefert das WTA-Merkblatt 6-3-05/D Rechnerische Prognose des Schimmpilzwachstumsrisikos Hinweise zu Prognosemodellen.
1.4.2 Messung der Oberflächentemperaturen (Infrarot)
Die Thermografie {Thermografie} wird bereits zur Analyse von Wärmebrücken im Rahmen energetischer Sanierung eingesetzt. Da diese Wärmebrücken gleichzeitig Ursache für Feuchtigkeitsbildung auf Innenwandflächen sind, bietet sich ihr Einsatz auch zum Auffinden möglicher Schimmelherde an. Die Erfassung der Wärmestrahlung aller Bauteile ergibt das Thermografie-Bild, auf dem die warmen Bereiche gegenüber den kalten entweder heller dargestellt werden oder analog dem Farbspektrum in warmen Farben gegenüber kalten Farben. Da feuchte bis nasse Stoffe die Wärme wesentlich besser leiten, lassen sich hieraus auch Rückschlüsse auf Undichtigkeiten bzw. Durchfeuchtungen ziehen.
Bei der Messung muss die Witterung, insbesondere die Sonneneinstrahlung, berücksichtigt werden, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen. Dies gilt für Außen- wie auch für Innenaufnahmen, die beide für eine vollständige Analyse erforderlich sind. Bedeckter Himmel und wenig Wind ebenso wie über mehrere Tage etwa gleiche Witterungsbedingungen garantieren bei Außenaufnahmen verlässliche Thermografien. Zusätzlich wird häufig empfohlen, die Messungen nur nachts bei einer Außentemperatur von maximal + 5 °C durchzuführen, was jedoch von der Empfindlichkeit der jeweiligen Kamera abhängt.
Zur Ermittlung von Schimmelbelastung wird die Thermografie ergänzend in den Innenräumen durchgeführt, um so kältere und/oder feuchte Bauteiloberflächen zu erkennen.
1.4.3 Messung der Luftdichtigkeit (Differenzdruck-Messverfahren)
{Differenzdruck-Messverfahren}
Ebenfalls im Rahmen energetischer Sanierungen spielt die Luftdichtheit {Luftdichtheit} eine wesentliche Rolle, um sicherzustellen, dass erwärmte Innenluft nicht unkontrolliert nach außen dringt. Die „Blower-Door {Blower-Door}“ wird anstelle einer Außentür eingesetzt, und im Gebäude entweder Über- oder Unterdruck gegenüber der Außenluft erzeugt. Bei einem Differenzdruck von 50 Pascal (Pa) wird die Luftwechselrate gemessen, das heißt, wie oft die Innenluft durch Undichtigkeiten pro Stunde ausgetauscht wird. Bei Gebäuden mit natürlicher Lüftung soll der Wert von 3,0 und mit Lüftungsanlage von 1,5 nicht überschritten werden. Bei zusätzlichem Einsatz von künstlichem Rauch und Thermografie können undichte Stellen in der Gebäudehülle gut analysiert werden. An diesen Stellen kann Feuchtigkeit in das Gebäude eindringen, die vorhandene Wärmedämmung durchfeuchten und damit die Oberflächentemperatur der Innenflächen drastisch reduzieren.
Die Endoskopie {Endoskopie} zählt im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Methoden zu den nicht zerstörungsfreien. Allerdings sind nur kleine Bohrungen mit ca. 10 mm Durchmesser nötig, in die das Endoskop, eine Kamera, eingeführt wird. So können Wand-, Decken- und Fußbodenaufbauten auch an relativ unzugänglichen Stellen auf die einzelnen Bestandteile hin untersucht werden und Anhaltspunkte zu bauphysikalisch bedenklichen Konstruktionen geben, insbesondere wenn beispielsweise für den Außenwandaufbau oder Holzbalkendecken keine verlässlichen Planunterlagen vorliegen.
1.4.5 Zustand der Flächen und des Materials
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