Pflegereduzierte Grünflächen. Stefan Schmidt R.

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Pflegereduzierte Grünflächen - Stefan Schmidt R.

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sind und deren Artenspektrum in dieser Hinsicht aufeinander abgestimmt ist. Der üppige Eindruck einer „C-Pflanzengemeinschaft“ entspricht dem Charakter von nährstoffreichen Wiesen, montanen Hochstaudenfluren, Staudensäumen, Gehölzrändern und lichten Gehölzbereichen. Auch die meisten Arten der nordamerikanischen Hochgrasprärien frischer bis feuchter Standorte lassen sich hier einordnen. Im Stadtgrün sollten C-Strategen vorwiegend in den Lebensbereichen frische bis feuchte Freifläche, frischer bis feuchter Gehölzrand und Beet verwendet werden.

      Pflanzungen aus C-Strategen sind im öffentlichen Grün, insbesondere auf größeren Flächen, geradezu ideal. Sie erreichen schnell eine hohe Flächenbedeckung und sind langlebig, bevorzugen allerdings nährstoffreiche, frische Böden. Aufgrund ihrer Wuchskraft eignen sie sich auf größeren Flächen auch für grob strukturierte Blockpflanzungen mit eingeschränktem Artenspektrum (vgl. Kapitel „Differenzierte Blockpflanzungen“). Bekannte Pflanzplaner, wie Piet Oudolf oder Petra Pelz, arbeiten in ihren oft großflächigen Pflanzkonzepten fast ausschließlich mit C-Strategen.

       Pflegetechnische Trennung von Vorsommer- und Hochsommerblühern

      Pflegetechnisch zu trennen sind früh grünende Pflanzengemeinschaften mit Blühhöhepunkt im Vorsommer (mitteleuropäisch) von spät grünenden, im Hoch- und Spätsommer blühenden C-Gemeinschaften (nordamerikanisch), die generell günstiger im Pflegeaufwand abschneiden. Das liegt vor allem daran, dass früh grünende Pflanzengemeinschaften meist einen zusätzlichen Teilrückschnitt im Juli nach der Hauptblüte benötigen, da sie sonst unordentlich wirken. Die meisten im Hochsommer blühenden C-Strategen dagegen benötigen keinen Pflegeschnitt im Sommer. Sie bleiben nach der Blütezeit bis in den Winter hinein ansehnlich und standfest. Dies gilt insbesondere für die hohen nordamerikanischen Beet- und Präriestauden. Konkurrenzstarke Pflanzenkombinationen mit hohem Deckungsgrad sind deshalb auf nährstoffreichen, frischen bis mäßig trockenen Böden die wirksamste Möglichkeit, den starken Unkrautdruck solcher Standorte in den Griff zu bekommen. Ein Pluspunkt konkurrenzstarker Pflanzungstypen ist außerdem, dass sie günstig durch nicht selektive, maschinelle Methoden bodeneben zurückgeschnitten werden können. Die Pflege erfolgt nach dem Prinzip geschlossener Kreisläufe: Das Schnittgut kann gehäckselt als Mulchschicht in den Flächen verbleiben. Offenflächen und offener Boden sollten vermieden werden. Der jährliche Pflegeaufwand für „C-Flächen“ ist mit 7-12 Minuten pro Quadratmeter mäßig hoch.

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       (3) Bei im Vorsommer blühenden, wiesenartigen Pflanzungen mit regenerationsfreudigen Arten kann in der ersten Julihälfte ein Rückschnitt mit dem Rasenmäher/Freischneider durchgeführt werden. (Bild: © Cassian Schmidt)

       Tipp: Umgang mit Ausbreitungskraft und Streubildung in konkurrenzstarken Pflanzungen

      Strategen, insbesondere auf kleineren Pflanzflächen, ein Problem darstellen. Nach einigen Jahren können die im Anfang noch ausgewogenen Proportionen der Pflanzung allmählich verloren gehen. Durch seitliches, klonales Wachstum vergrößern sich die Staudenhorste oder durchdringen mit Ausläufern die Nachbarpflanzen. Die zunehmende Konkurrenzsituation im Bestand führt zur Verdrängung schwächerer Arten. Ein ursprünglich als kleinteilige Mosaikpflanzung konzipiertes Pflanzkonzept verwandelt sich allmählich in eine grob strukturierte Blockpflanzung mit nur noch wenigen besonders konkurrenzkräftigen Arten. Ohne entsprechend steuernde Pflege kann diese dynamische Veränderung innerhalb des Pflanzenbestands kaum aufgehalten werden. C-Strategen sind allerdings empfindlich gegenüber häufigen Störungen und genau an diesem „wunden Punkt“ kann die Pflege lenkend ansetzen.

      Ein typisches Kennzeichen der meisten Pflanzungen aus C-Strategen ist die üppige Produktion von Biomasse im Sommer und ein entsprechend hoher Anteil anfallender Streu aus abgestorbenen Pflanzenteilen im Winter. Spätestens vor dem Austrieb im Frühjahr sollte das trockene Pflanzenmaterial bodennah zurückgeschnitten werden. Entweder wird das Schnittgut abgefahren und kompostiert, am besten aber wird es vor Ort gehäckselt und als Mulchschicht auf der Fläche belassen. Für den Räumschnitt im Spätwinter orientiert man sich am besten am Austrieb der Frühjahrsgeophyten. Beim maschinellen Sommerschnitt ist dagegen das Abreifen und Einziehen des Geophytenlaubes entscheidend für den Termin. Narzissen und Prärielilien (Camassia) ziehen erst Ende Juni vollständig ein.

       Pflegeschnitte in C-Pflanzungen mit unterschiedlichen Zielsetzungen

      Das wirksamste Mittel, um die Ausbreitungskraft und Streukraft einzudämmen, sind Störungen in Form von Pflegeschnitten, die zu einer vorübergehen, totalen oder teilweisen Zerstörung von Biomasse führen. Am deutlichsten wuchsreduzierend wirken sich Rückschnitte während der Vegetationsperiode aus. Im Sichtungsgarten Hermannshof wird diese Erkenntnis zum Beispiel bei der Pflege einer Pflanzung im Lebensbereich frische bis feuchte Freifläche (Wieseniris-Taglilen-Pflanzung) genutzt, um sehr ausbreitungsfreudige Arten im Wuchs zu bremsen und damit den Artenbestand in den gewünschten Mengenverhältnissen weitgehend zu erhalten. Konkurrenzstarke Frühsommerblüher, wie wiesenartige Geranium-Arten, Alchemilla mollis, Bistorta officinalis und im Mai blühende Hemerocallis-Sorten und -Wildformen, sind regenerationsfreudig genug, um nach einem sommerlichen Totalrückschnitt mit dem Rasenmäher oder Freischneider (ausgeführt Ende Juni bis Anfang Juli) rasch wieder durchzutreiben. Das Schnittgut wird auf der Pflanzfläche mit dem auf 3 cm hoch eingestellten Rasenmäher gehäckselt und als Mulchdecke liegengelassen.

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       (4) Nach dem Sommerrückschnitt (Mahd) Anfang Juli treiben die Stauden wie Alchemilla und Geranium rasch wieder durch. Das mit dem Mulchmäher zerkleinerte Schnittgut wurde in der Fläche belassen. (Bild: © Cassian Schmidt)

      Die Pflanzendecke regeneriert sich rasch innerhalb von 3-4 Wochen und ist dann deutlich kompakter. Ein wirres Pflanzendickicht wird vermieden und die Proportionen der Pflanzung sind wieder eindeutig ablesbar. Ein positiver Nebeneffekt ist zudem eine schwache Zweitblüte im Spätsommer (Remontieren). Bei der Planung sollte die spätere Pflegbarkeit unbedingt beachtet werden, insbesondere wenn Maschinen eingesetzt werden sollen (dann keine wintergrünen Arten einplanen). Bereiche mit schnittverträglichen Arten können zum Beispiel durch Anordnung in Drifts oder Blocks räumlich von schnittunverträglichen Arten getrennt werden. Die Mehrzahl der C-Strategen ist gering schnittverträglich oder verträgt Sommerschnitte überhaupt nicht. In der Wieseniris-Taglilien-Pflanzung sind das: Iris sibirica, Euphorbia palustris, Thalictrum lucidum, Lythrum salicaria und Molinia arundinacea.

      Im öffentlichen Grün sind Pflanzenzusammenstellungen aus niedrigwüchsigen, langlebigen Stress-Strategen (S-Strategen) und Stress-Konkurrenz-Strategen (SC-Strategen) vorwiegend auf die Bepflanzung von Sonderstandorten beschränkt: sehr trockene Freiflächen mit mageren oder mineralischen Substraten, Kiesgärten, Steinanlagen, Trockenmauern, trockene Verkehrsinseln, extensiv begrünte Dachflächen, nasse Sumpf- und Moorbereiche an Gartenteichen, Heidegärten aber auch Flächen im stark schattigen Kronenbereich von Gehölzen. Solche Standorte sind durch deutlich ausgeprägte Wachstumsbeschränkungen gekennzeichnet, wie Wassermangel (Trockenstress), Nährstoffmangel, Lichtmangel (starke Beschattung), Wasserüberschuss (Staunässe) oder der Überschuss bestimmter Ionen (z. B. sehr saure, sehr kalkhaltige oder salzhaltige Böden).

       Anwendung stressbetonter Pflegemethoden

      Unter der Voraussetzung einer genau auf den Standort abgestimmten Pflanzenauswahl aus stresstoleranten Arten ist der jährliche Pflegeaufwand für „S-Flächen“ mit ermittelten 2,6 bis 3,5 Minuten pro Quadratmeter (ohne Rüstzeiten) gering bis sehr gering. Sehr günstig schneiden auch niedrige

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